SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Reiner Knizia
erschienen bei Kosmos
Eines muss man Reiner Knizia lassen. Er scheint den Spiele-Code geknackt zu haben. Werfe ich einen Blick auf Boardgamegeek, werden dort 633 Spiele aufgelistet, die er entwickelt hat. Und gehe ich diese Liste durch, fallen mir dabei immer mehr Titel auf, die ich nicht direkt mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Beispiel gefällig? Pummeleinhorn: Der Kekfe Marathon hatte ich aktuell gedanklich nicht bei ihm platziert.
Und auch wenn wir uns nicht immer einig sind, was tatsächlich ein Spiel ist, begleitete er einen Großteil meines Lebens als Brettspieler. Da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind, ist es auch nicht weiter schlimm, wenn man nicht alles von Knizia mag. Der Erfolg gibt ihm schließlich nicht nur Recht, sondern sorgt auch dafür, dass altbekannte Spielemarken immer wieder aus der Gruft hervorgezogen werden. So wie Lost Cities zum Beispiel, das mit seiner Roll & Write Variante nun der siebte Titel aus diesem Universum ist.
Fast könnte man meinen, dass Reiner Knizia es wie kein anderer versteht, auch noch tote Kühe zu melken, wenn viele der Lost Cities Spiele nicht auch noch Spaß machen würden. Ob das auf das Roll & Write zutrifft? Wir werden sehen.
(Bernard Andeae)
Im Spiel befinden sich insgesamt 6 Würfel. Drei sechsseitige mit unterschiedlichen Farben sowie drei zehnseitige mit den Zahlen von 0 – 9. Am Zug werfen wir alle Würfel und suchen uns im besten Fall ein Pärchen aus Farbe und Zahl aus, die wir bei uns eintragen. Für jede Farbe gibt es hierfür eine eigene Reihe. Wichtig ist hier nur, dass die nächste Zahl entweder gleich oder höher als die vorherige ist.
Danach müssen unsere Mitspielenden ihrerseits eine von uns nicht verwendete Kombination wählen und eintragen. Sollte nichts passen, darf man einen der Fehlwürfe abstreichen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Darf. Denn anders als in anderen Spielen ist es auch sinnvoll, Fehlwürfe zu sammeln, da auch diese Punkte einbringen. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt, an dem sie wieder auf 0 Fallen, wenn wir es mit ihnen übertrieben haben.
Auf den Zahlenreihen gibt es dann noch zwei Sonderfelder. Eines, das uns eine weitere beliebige Zahl eintragen lässt und ein anderes, mit dem wir auf einer separaten Leiste Krüge abstreichen, um auch hier zu punkten.
Überschreiten Spielende ein Bonusfeld, dürfen sie sich diesen markieren. Alle anderen müssen es streichen, sodass hierfür ein Wettlauf ausbricht. Garniert wird das Ganze noch durch ein Büschel Petersilie in Form von der 0. Weisen wir diese einer komplett leeren Leiste zu, wird das Ergebnis (auch, wenn es negativ ist) verdoppelt.
Das Spiel endet, wenn entweder alle Bonusse vergeben wurden oder alle Mitspielenden ihre Fehlwurfleiste komplett gefüllt haben. Wer nun die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Lost Cities Roll & Write findet ihr hier. (externer Link)
(Irmgard Schaetzer)
Das Lost Cities Roll & Write ist ein sehr einfaches Spiel ohne Varianz, mit fehlender Abwechslung und für das, was es bietet eigentlich fast schon zu lange. Und dennoch schafft es mich in seinen Bann zu ziehen. Aber das hat auch schon Qwixx geschafft, das mir im Vergleich zu dem Lost Cities Roll & Write sehr bekannt vorkommt. Ja, es gibt natürlich unterschiede, aber die Kernherausforderung ist ähnlich. Und beide sorgen bei mir dafür, dass ich stets hadere, ob ich nun große Zahlensprünge wage oder lieber doch verzichte, auch wenn es das eine Mal zu viel sein könnte.
Aber habe ich Spaß am Lost Cities Roll & Write? Ein gutes Anzeichen dafür ist der beiliegende Spielbock, der nach kürzester Zeit schon um über die Hälfte geschrumpft ist. Denn das Spiel wurde bei uns eine Art Dauerbrenner, den wir immer wieder herausholen. Selbst meine Frau will es immer und immer wieder spielen. Und stets fordert einer von uns eine Revanche. Genau so muss ein Spiel doch sein, oder?
Ja, fast. Denn ein klein wenig Abwechslung fehlt mir dann doch. So weiß ich inzwischen, welche Reihen ich am schnellsten füllen kann, wenn ich es darauf anlege, was dazu führt, dass ich manch Entscheidung fast schon als gegeben anfühlt. Aber schadet das dem Spiel? Nicht so wirklich. Denn das Spielgefühl ist dasselbe. Es ist eben ein Spiel voll Mikroentscheidungen, bei denen die Würfel auch einfach gegen einen selbst sein können. Ein Spiel, das man auch bösartig spielen kann, indem man genau darauf achtet, welche Würfel man seinem Gegner übrig lässt. Ein Spiel, das mich immer wieder an den Tisch bringt, um wieder einmal schnell eine halbe Stunde von der Welt abgelenkt zu werden. Vollkommen unspannend und unspektakulär ist es wie ein Mittagsschläfchen, das einen auch nicht sonderlich begeistert, aber mit einem guten Gefühl entlässt.
Lost Cities Roll & Write von Reiner Knizia
Ein gutes, wenn auch relativ spannungsarmes Spiel, das dennoch immer wieder auf dem Tisch landet. Man hat mit dem Lost Cities Roll & Write einfach eine schöne Zeit.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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