SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Jack Fallows, Rita Orlov
erschienen bei TOPP-KREATIV
Rätselspiele finde ich ja immer gut. Wobei man mich zu Recht fragen darf, ob das in dem Sinne noch „Spiele“ sind, oder nicht… nun ja… Rätsel…? Ich bin ehrlich: Meiner Meinung nach sind das keine „Spiele“, sondern „Rätsel“. Aber sie verwenden ja oft genug Komponenten, oder Elemente, die man auch aus Brettspielen kennt. Und spielerisch vertreibt man sich damit ohnehin die Zeit.
In dem vorliegenden Beispiel kann ich sogar sagen: Ja, es ist ein Spiel. Ein Tarot-Kartenspiel. Ja, gut – ich gebe zu: Das ist ziemlich an den Haaren herbei gezogen. Eigentlich würde ich The Light In The Mist eher als interaktives Rätsel-Buch bezeichnen, denn als Spiel. Oder reines Rätsel. Aber die Tatsache, dass sich alles nur auf einem Satz Tarotkarten abspielen soll, hat mich so neugierig gemacht, dass ich es mir näher anschauen wollte!
(Eduard Mörike)
Im Grunde ist das Spiel selbst auch seine Anleitung: Wir haben ein Set Tarotkarten. Jedes der großen Arkana stellt ein Rätsel dar, welches es zu Lösen gilt, um schließlich das Spiel selbst zu lösen. Es gibt hier keine besondere Reihenfolge: Wir können uns selbst aussuchen, in welcher Reihenfolge wir die Arkana lösen wollen; erst am Ende wird das Spiel komplett lösbar sein.
Dabei gibt es Arkana, deren Rätsel nur aus der Karte selbst besteht, während andere weitere Karten aus dem Tarotdeck erfordern. Hierfür gibt es einen sehr eleganten Hinweis: In der Verzierung der Arkana sind Früchte abgebildet. Jede Frucht steht für eine zusätzliche Karte. Somit weiß man also, wie viele Karten man hinzu nehmen muss. Die zusätzlichen Karten selbst werden durch das Symbol der Arkana-Karte erkannt.
Tja, und dann? Es gibt zu jedem Rätsel einen (mehr oder weniger) kryptischen Hinweis im Buch – diese sollte man auf jeden Fall lesen, es handelt sich hier nicht um Hinweise im Sinne von Hilfestellungen, sondern um eine Art Anleitung für das Rätsel. Diese ist nicht immer notwendig, doch manche Rätsel ergeben erst zusammen mit dieser Anleitung Sinn. Jedenfalls führt jedes Rätsel zu einem (oder auch mehreren) Lösungsworten, welche man dann im Heft nachschlagen kann um ein weiteres Fragment der Geschichte der Protagonisten zu lesen.
Und…das war es im Grunde auch schon, ohne zu viel verraten zu wollen.
(Frantz Wittkamp)
Ich mag ja Rätselbücher oder Rätselboxen sehr gerne, wie ihr vielleicht schon wisst. Daher habe ich mich auch ziemlich auf The Light In The Mist gefreut und habe auch direkt mit dem Spiel – oder der Geschichte? – losgelegt. Das war ziemlich fatal, weil die ersten Rätsel ziemlich einfach waren. Die Hinweise im Buch habe ich direkt links liegen gelassen, denn wer braucht die schon?!
Das war (natürlich) ein ziemlicher Fehler, denn kaum war ich bei Rätsel IV – „The Emperor“ – angekommen, habe ich mich ordentlich auf die Nase gelegt! Das war im Nachhinein auch sehr gut so, denn damit wurde mir nur um so mehr bewusst, dass die kleinen Anleitungen für die Rätsel essentiell wichtig sind. Ok, vielleicht nicht für alle, aber doch für viele. Also, mein dringender Rat an euch, wenn ihr The Light In The Mist spielt: Lest die Anleitungen zu den Rätseln!
Was ich allerdings sehr schade finde, ist die nicht erfolgte Lokalisierung. Das Spiel wurde übersetzt, also die Anleitung und auch alle Geschichten im Buch sind jetzt Deutsch – aber alle Rätsel fragen immer noch nach englischen Begriffen. Das ist für mich überhaupt kein Problem; bei Menschen, die nicht gut englisch können, sehe ich hier aber eine ziemliche Hürde. Als Lösung wurde vom Verlag eine Liste mit Vokabeln im Anhang der Anleitung abgedruckt. Das ist aber bei den Vokabeln, die teilweise die Lösung sind, ziemlich dünn – im Grunde würde ein Mensch, der Englisch nicht gut kennt, einfach Worte abgleichen, die die Lösung sein könnten. Denn ich bin der Meinung, dass Worte wie ANGUISH, COMPLACENT oder SUBLIMINAL nicht unbedingt zum Anfänger-Wortschatz gehören. Ich erkenne hier natürlich die Schwierigkeit für den Verlag, dass die Grafiken mit den Rätseln nicht so einfach bis gar nicht lokalisiert werden können – aber dann hätte ich dieses Spiel halt einfach nicht auf Deutsch gebracht.
Das Hilfesystem ist komplett in eine App ausgelagert, was ich sehr gut finde. Wenn ich daran denke, wie viel Müll bei anderen Escape-Room-Spielen entsteht, nur für das Hilfesystem in Form von Karten, finde ich es schon ziemlich gut, dass es hier einfach das Spiel als Material gibt – und optionale Hilfestellungen per Website geliefert werden. Auf der anderen Seite birgt dies natürlich auch immer das Risiko, dass diese Seite eines Tages nicht mehr existiert. Aber wenn ich die Wahl habe, dann wähle ich doch die klimafreundliche Müllvermeidung.
Am Ende ist es allerdings ein tolles Spiel mit bewegender Geschichte, welche man in Form von unterschiedlich schweren Rätseln auf wundervoll gestalteten Tarotkarten erleben kann. Wenn man Englisch kann. Ach ja, und eine kleine Anleitung, wie man ein Tarot legt, findet sich auch noch in der Anleitung. Als Bonus, sozusagen.
The Light in the Mist von Jack Fallows, Rita Orlov
Thomas:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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