The Book of Rituals
Autoren: Jakub Caban, Bartosz Idzikowski
Spieler: 1 – 4
Dauer: 240-540 Minuten
Komplexität: Fortgeschrittene
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
The Book of Rituals
Ich hatte in der Schule zwar den Leistungskurs Chemie, doch leider hat uns Herr Rosenboom (doch, kein Scherz: Mein Chemielehrer hieß wirklich BOOM…) nie gezeigt, wie man Blei in Gold verwandeln kann. Zugegeben, Eisenoxyd und Aluminiumpulver war auch spannend, aber dennoch war doch meine heimliche Hoffnung, dass ich mit dem Stein der Weisen reich werde. Zum Glück hat uns Board & Dice (und auf Deutsch Grimspire) nun noch eine Chance gegeben: Mit dem Buch der Riten!
Zufriedenheit ist der Stein der Weisen, der alles in Gold verwandelt das er berührt.
The Book of Rituals ist im Grunde eine große, als Buch gebundene, Rätselsammlung. Thematisch erklärt es sich als ein Foliant der Alchemie, den es zu entschlüsseln gilt, um schließlich die größten Rituale und Geheimnisse zu erfahren. Entsprechend ist das Buch durchgängig in schwarz/weiß illustriert und gibt sich den Anschein aus dem Mittelalter zu stammen.
Natürlich sind die Rätsel eher modern zu verstehen, aber das tut dem Charme des Buchs keinen Abbruch. So rätselt man sich also von Seite zu Seite – und manchmal springt man auch vor und zurück: Denn die Besonderheit ist, dass es keine Reihenfolge gibt, in der die Rätsel gelöst werden sollen. Im Gegenteil: Man ist angehalten, vor und zurück zu blättern und in den Seiten zu stöbern und auf diese Weise nach und nach die Elemente, Zutaten und Rituale zu enträtseln.
Es ist mitunter sogar Vonnöten: So gibt es viele Rätsel, die zur Lösung die Ergebnisse anderer Rätsel erfordern! Und diese können sowohl davor, als auch danach im Buch gestellt werden. Ja, für manche Aufgaben muss man sogar das gesamte Buch zur Rate ziehen, und verstehen, was eigentlich von einem verlangt ist!
Überprüfen, ob wir ein Rätsel richtig gelöst haben, können wir mithilfe einer App, welche unseren Fortschritt vermerkt und uns die geheimen Begriffe und Zahlen der alchemistischen Komponenten verrät!
Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden.
Auf den ersten Blick mag man Das Buch der Rituale für ein „Escape Room“-Spiel halten, denn viele Eigenschaften sind durchaus ähnlich zu diesen: Man muss Rätsel lösen, arbeitet sich so Schritt für Schritt durch eine Geschichte oder ein Thema, und am Ende kann man es zur Seite legen und nicht sinnvoll erneut Spielen. Aber auf der anderen Seite ist es eben doch deutlich anders, weshalb ich immer auf die Frage, ob es eben ein solches Spiel ist, verneine und antworte: Es ist eine thematische Rätselsammlung.
Denn was dieses Spiel deutlich anders macht, ist die „Vollumfänglichkeit“ der Rätsel und des Themas: Immer wieder gehen wir in dem Buch vor und wieder zurück, weil Rätsel plötzlich Bezug nehmen auf Illustrationen zu Beginn oder auf verschiedenen Seiten verteilten Symbolen oder, oder, oder… Damit wirkt das Buch, auch wenn es absurd erscheint, irgendwie authentisch – man ertappt sich dabei, wie man sich tatsächlich als Scholar oder Alchemist fühlt, der die Rätsel der geheimen Kunst entschlüsselt!
Apropos entschlüsseln: Ich habe das Buch noch nicht komplett gelöst, bin aber schon weit vorangeschritten – und kann nur sagen: Das Entschlüsseln ist eine wilde Fahrt mit der Achterbahn. So manchen Abend saßen meine Frau und ich (sie hat ihr eigenes Exemplar!) am Tisch, tief in Gedanken versunken und auf die Seiten starrend, und die Lösung wollte und wollte uns nicht einfallen. Irgendwann legte ich das Buch dann frustriert zur Seite und bin Schlafen gegangen – nur um am Morgen, wie von einem Geistesblitz getroffen, plötzlich die Lösung zu erkennen! Die Euphorie, wenn man dann ein weiteres Rätsel geknackt hat ist groß.
Ich glaube, das macht auch den Reiz dieses Buches für mich aus: Es gibt kein Zeitlimit, keine „Strafe“ für langsames Denken (und auch keine, wenn man sich Hinweise geben lässt) sondern das Ziel ist einfach und allein, alle Rätsel im Buch zu entschlüsseln. In ruhiger Stunde, mit Muße, sich in den Sessel zu setzen und erneut zu ergrübeln, was es mit dem Stein der Weisen nur auf sich hat…
Café
Autoren: Luís Costa, José Carlos Santos
Spieler: 1-4
Dauer: 20-45 Minuten
Komplexität: Fortgeschrittene
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Café
Wofür ist Portugal berühmt? Richtig! Für seine Cafés und überhaupt für den guten Kaffee, den man dort trinken kann. Gut, ich kann meinen Urlaub in Lissabon nur mit steilen Hügeln, kleinen Straßenbahnen und leckeren Pastéis de Belém in Verbindung bringen, aber das ist dann doch eine andere Geschichte. Ach Nein, das stimmt nicht! In einem kleinen Café, in dem wir jeden Morgen gefrühstückt haben, habe ich immer den leckeren Galão getrunken! Solltet ihr mal in Portugal zu Besuch sein, müsst ihr diesen besonderen Milchkaffee unbedingt probieren!
Zuerst Kaffee. Die Welt retten wir später.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Im Spiel Café dreht sich alles um das namensgebende Heißgetränk: Wir ernten Kaffeebohnen verschiedener Sorten, Trocknen diese in der Sonne, Rösten sie, und liefern sie schließlich aus – entweder in unsere Lager, oder aber an die berühmten Kaffeehäuser Portugals, welche in diesem Spiel abgebildet werden.
Dabei ist der Mechanismus relativ einfach: Wir legen in jeder der 8 Spielrunden eine weitere Karte an unser „Kaffeeimperium“ an, indem wir mit dieser mindestens zwei, höchstens jedoch vier bereits ausliegende Felder überdecken. Die 6 Felder der neuen Karte fügen sich damit in die bestehende Auslage ein. Das Ziel dabei ist es, möglichst große, zusammenhängende Gebiete aus Kaffeebohnen (Anbau), Trocknungsfeldern oder Röstöfen zu bilden. Denn mit den nun ausgeführten Aktionen aktivieren wir immer ein gesamtes Gebiet – je größer dieses also ist, um so effektiver sind unsere Aktionen!
Am Ende des Prozesses steht das Ausliefern des Kaffees – entweder in die Kaffeehäuser auf unserer Auslage, was viele Siegpunkte bringt, aber bestimmte Kaffeefarben (Sorten) erfordert – oder in unser eigenes Lager, welches mitunter auch stark punkten kann, aber nur mit deutlich mehr Aufwand.
Wie ich meinen Kaffee trinke? In Ruhe.
Was soll ich sagen? Ich mag Kaffee-Spiele schon wegen ihres Themas; und dieses hier ist auch optisch sehr gefällig. Nur leider hört hier meine Liste mit positiven Punkten auch schon wieder auf.
Denn ob man zu viert oder alleine am Tisch sitzt, spielt quasi überhaupt keine Rolle: Der Startspieler wählt aus einer von 3 Karten, legt dann eine Karte nach, und der nächste Spieler wählt – aus erneut 3 Karten. So kann man im Grunde kontinuierlich im Kreis spielen und sofort seinen Zug ausführen, denn abgesehen von dem möglichen „Wegschnappen“ einer Karte gibt es in diesem Spiel überhaupt keine Interaktion.
Einzig mit der Variante für Fortgeschrittene, bei der um die Wahl der Karten geboten wird, kommt durch die gemeinsame Bietphase ein wenig Interaktion auf – aber oftmals ist es sinnvoller, einfach den Kaffee (mit dem auch geboten wird) zu sparen und ihn lieber in Siegpunkte anzulegen – denn wirklich schlecht ist keine Karte und wer sagt denn, dass die anderen Spieler genau die Karte wollen, die man selbst jetzt am Besten brauchen kann?
Thematisch am Schönsten sind noch die Illustrationen der Kaffeehäuser Portugals – aber ehrlich gesagt hätte ein wenig Varianz bei den Trocknungs/Röstfeldern oder den Aktions-Tassen gut getan. Auch den vier Farben der Kaffeebohnen zum Beispiel Ursprungsländer oder Sorten zuzuordnen hätte dem Spiel ein wenig mehr Thematik – und weniger trockene Abstraktion – eingehaucht.
So trinke ich denn lieber einen Kaffee und grüble weiter an meinem Book of Rituals, statt mein portugiesisches Kaffee-Imperium zu puzzlen…
Mini Rogue
Autoren: Paolo Di Stefano, Gabriel Gendron
Spieler: 1-2
Dauer: 30-45 Minuten
Komplexität: Fortgeschrittene
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Mini Rogue
Kann ein Dungeon Crawler minimalisiert funktionieren? Mit nur 9 Karten? Diesen Beweis hat 2016 ein kleines Print & Play Spiel auf Board Game Geek erbracht. Zwar hat das Spiel den damaligen „Best Print and Play Award“ nicht gewonnen – aber es hat genug Aufmerksamkeit auf sich gezogen, damit es nun als „großes“ Spiel produziert wurde – wobei es immer noch ein minimalisierter Crawler geblieben ist – mit nun mehr als 9 Karten. Holen wir die Lupe raus und schauen uns das genauer an.
Klein, aber Oho!
Das Spielprinzip ist denkbar simpel: Wir legen 9 Karten im Quadrat (3×3) aus und bewegen unsere Spielfigur von oben links nach unten rechts. Dabei dürfen wir nur nach rechts oder nach unten laufen – wir handeln also 4 Karten ab, bis wir auf dem Ausgangsfeld landen. Dabei sehen wir immer, welche Karte links und unter uns liegt – wir können also entscheiden, welcher Gefahr (oder Belohnung) wir uns stellen.
Dieses Prinzip wiederholen wir insgesamt in zehn Durchläufen, wobei alle 2 bzw. 3 Runden statt eines Ausgangs ein Boss-Gegner auf uns lauert. Besiegen wir den 4. Boss, haben wir das Spiel gewonnen. As easy as that. Na gut – vielleicht nicht ganz so leicht: Sind wir zu schnell, sind wir am Ende nicht stark genug, um den letzten Boss zu besiegen. Wir beginnen unsere Reise mit nur einem Heldenwürfel und meist ohne Rüstung; können aber bis zu 4 Rüstungspunkten und 3 Heldenwürfeln „leveln“. Außerdem finden wir vielleicht den Einen oder Anderen Zaubertrank oder Ausrüstungsgegenstand, welche uns am Ende helfen können.
…und täglich grüßt das Murmeltier.
Wie schon oben angedeutet, ist die im Handel erhältliche Version von Mini Rogue deutlich größer, als der damalige erste Entwurf. Nun kann man das Spiel auch zu zweit spielen, es gibt vier verschiedene Klassen von Helden mit ihren eigenen Stärken und Schwächen. Außerdem gibt es eine Varianz an Dungeon-Karten und fünf verschiedene Bosse, gegen die man antritt.
Last, but not least, existiert auch noch eine Kampagne, die man durchspielen kann, und bei der man verschiedene Fähigkeiten lernt, damit man mehr Abwechslung ins Spiel bringt.
Aber sehen wir der traurigen Wahrheit ins Auge: Am Ende bleibt jede Partie doch sehr ähnlich zur Vorigen. Die Vorgehensweise ist eigentlich immer klar vorgegeben: Möglichst schnell möglichst viele Würfel, also Erfahrungspunkte, sammeln und danach noch Rüstung. Und nicht nur das: Auch jeder der 10 Durchläufe durch den Dungeon ist immer irgendwie gleich. Man kennt relativ schnell alle Karten und es gibt keine spannenden Überraschungen oder Erlebnisse mehr. Es wird also eher sehr mechanisch in der Partie.
Das fasst meine größte Kritik eigentlich auch am Besten zusammen: Das Spiel erzählt einfach nichts. Es ist eine kleine Würfelei, aber anders als zum Beispiel Der Unterhändler fühlt sich hier eine Partie nicht nach einer einzigartigen Geschichte, nach einem Erlebnis an, sondern nur nach einem Mini-Spiel.
Wir haben Rezensionsexemplare ohne Auflagen vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.
Tanja
Stimme eurer Einschätzung zu Café voll zu.
Hab es mehrere Runden Solo gespielt und dann häufig zu zweit.
Macht keinen Unterschied.
Wird nicht im Regal bleiben.
Meiner Ansicht nach habt ihr den Meister in der Grundvariante aber nicht korrekt eingesetzt.
Der Meister deckt drei Karten auf, reihum nimmt sich jeder eine ausliegende Karte, der Meister füllt die Reihe immer auf drei auf.
Am Ende nimmt sich der Meister selbst eine Karte.
Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir zwar nicht, aber so soll es wohl gespielt werden. ??♀️
Lg
Thomas Büttner
Hallo Tanja,
doch – den Meister haben wir schon so gespielt. Beziehungsweise haben wir einfach selbst wieder aufgefüllt.
Denn ganz ehrlich: Es ist ja egal, welche Person die Karten auffüllt, oder? So kann man also kontinuierlich weiter im Kreis spielen – ohne dass es von Belang wäre, was die Personen vor oder hinter einem tun…
Liebe Grüße,
Tom