SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Hauke Gerdes, Kayleigh Anderson, Matthew Dunstan, Phil Walker-Harding
erschienen bei Kosmos
Zu behauptet, dass klassische Point’n’Click Adventures aktuell im analogen Bereich eine Art Renaissance erleben, wäre etwas übertrieben. Aber dennoch müssen sie ihr Licht nicht unter den Schemel stellen. Sei es durch die Adventure Games Reihe von Kosmos oder dem jüngst erschienenen Cantaloop von Lookout. Alle haben bewiesen, dass ein PC das Spiel zwar erleichtert, aber er nicht unbedingt benötigt wird.
Nun kam letzte Woche der neueste Adventure Games Ableger – Akte Gloom City – bei mir an, den ich am Wochenende sofort mit meiner Frau durchspielen musste. Und während ich immer gegen den Drang Gloomhaven zu schreiben ankämpfen muss, werde ich nun von unseren Erlebnissen mit dem interaktiven Thriller berichten.
(Hans Kudszus)
Am Spielprinzipg hat sich nichts geändert. Entweder starten wir die Kosmos Erklär App oder verwenden das beiliegende Abenteuerheft, um alle Texte selbst zu lesen. Kommen wir an einen neuen Ort, erhalten wir zuerst einen kurzen Überblick, was sich hier befindet.
Die Highlights werden dabei mit Zahlen versehen, über die wir diese untersuchen oder mit Gegenständen kombinieren können. Die Zahlen geben dabei an, wo wir nachschlagen müssen, um ein mögliches Ergebnis zu überprüfen.
Stück für Stück arbeiten wir uns dadurch in der Akte Gloom City durch drei Kapitel. Bleiben wir stecken, können wir in der beiliegenden Lösung nachsehen. Hier ist für jede Karte und jeden Ort in Kurzform aufgeführt, was mit diesen zu geschehen hat. Zusätzlich findet sich in der App noch eine komplette Lösung, mit der wir detaillierter prüfen können, warum wir scheitern.
Ist das Spiel vorbei, werden wir bewertet. Dabei ist wichtig, welche Hinweise wir entdeckt und wie viel Schaden wir dabei eingesteckt haben.
(Rudolf von Jhering)
Den ersten Teil der Meinung könnt ihr bedenkenlos lesen. Ich werde ihn so allgemein wie möglich halten und erst – nach Warnung – wage auf ein paar Details eingehen.
Zuerst möchte ich einmal festhalten, dass mir das Adventure Game die Akte Gloom City äußerst gut gefallen hat. Es war das erste der Abenteuer, das ich gemeinsam mit meiner Frau bestritten habe. Eine äußerst angenehme Erfahrung, die ich gerne wiederholen möchte.
Ich hatte bei den vorherigen Teilen die Kosmos Erklär App nicht verwendet. Diesmal haben wir uns die Texte vorlesen lassen. Das war soweit in Ordnung, hatte aber auch gewisse Längen, die ich selbst schneller gelesen hätte. Außerdem fehlt meiner Meinung nach eine spannende Hintergrundmusik. Dynamisch, je nach Kapitel wäre zusätzlich toll. Der Sprecher war an sich ok, auch wenn er bei einem Charakter zwischen zwei Dialekten hin und her wankte. Da dieser jedoch nur kurz auftaucht, fällt es nicht so sehr ins Gewicht.
Die Haupträtsel sind größtenteils logisch aufgebaut und gut lösbar. Dabei gibt es noch viele weitere Rätsel, die man nebenher angehen kann, um Punkte einzufahren, wobei ich mich immer noch frage, wie man auf manche der Kombinationen kommen sollte. Dafür haben wir es tatsächlich geschafft, einen kompletten Raum nicht aufzusuchen. Ob es jetzt für das Spiel spricht oder dagegen, dass man es lösen kann, obwohl man nicht überall war, muss jeder für sich entscheiden.
An zwei Stellen sind wir hängen geblieben und mussten in der Lösung nachsehen, wobei diese bei uns auch eher für Kopfschütteln sorgte als für einen erhellenden Aha-Moment. In Kapitel 2 lässt sich eine wichtige Tür durch einen Gegenstand öffnen, dem ich das nie zutrauen würde. Und in Kapitel 3 war mir klar, was ich machen muss, jedoch war auch hier wieder der Gegenstand dafür eher suboptimal. Ich könnte aus dem stand 4 andere Inventargegenstände aufzählen, die ich im realen Leben eher herangezogen hätte. Das strapaziert dann bei mir ein wenig die Suspension of Disbelief.
Auch fühlte sich manch Ergebnis, wenn man bestimmte Aktionen mit gewissen Charakteren auslöste, etwas willkürlich an. Dennoch hatten wir mit der Akte Gloom City eine sehr vergnügliche Zeit und freuen uns auf weitere Ableger der Adventure Games Reihe.
Das war der Abschnitt ohne Spoiler. Wer keine kleinen Details wissen möchte, sollte nun auf hören zu lesen.
Ich muss noch auf drei Dinge eingehen. Beginnen wir mit einem Rätsel. Kein für die Lösung des Spiels essenzielles, aber ich hätte es doch gerne geschafft. Wir finden irgendwann im Spiel einen Fingerabdruck im Staub, den wir aufnehmen möchten. Der Kosmos ??? Detektivkoffer in meiner Kindheit hatte mir hier zwei Ratschläge auf den Weg mitgegeben, was wir für ein solches Unterfangen brauchen. Ein Ding, um den Fingerabdruck sichtbar zu machen, eines, um ihn aufzunehmen. Wenn ein Fingerabdruck also sichtbar ist, muss ich irgendwoher einen Träger auftreiben, um ihn mitzunehmen. Da das hier nicht die Lösung ist, war das Rätsel eben für mich zu hoch.
Storytechnisch hatte ich auch zwei Momente, an denen ich mich nicht so richtig einfinden konnte. Zuerst einmal wäre da die Frage, warum der Verrückte gerade uns ausgewählt hat. Es möchte hier einfach kein Motiv auftauchen. Zuletzt weiß ich auch nicht, ob es das Feuer gebraucht hätte, welches uns im Endkapitel begegnet. Es ist nur dafür da, um einen Raum unbetretbar zu machen, während wir im restlichen Gebäude noch seelenruhig herumstolpern, ermitteln und Rätsel lösen können.
Adventure Game – Die Akte Gloom City von Hauke Gerdes, Kayleigh Anderson, Matthew Dunstan, Phil Walker-Harding
Wieder ein sehr unterhaltsames Adventure Game, bei dem man nicht alles auf die Goldwaage legen sollte.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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