SPIELSTIL Rezension

7 Empires

Lesezeit: 7 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Mac Gerdts
erschienen bei PD-Verlag

Wer mir schon länger folgt, dürfte bereits wissen, dass ich ein kleiner Mac Gerdts Fanboy bin. Ich mag seine Spiele, weil sie es immer wieder schaffen, mit wenigen Regeln komplexe Spielsituationen zu erschaffen. Wo andere seitenlange komplizierte Miniregeln benötigen, reichen hier meist wenige Worte, um dasselbe Spielgefühl zu erzeugen. So gehören auch heute noch Imperial 2023 oder Concordia zu meinen liebsten Spielen, die ich aber in den letzten Jahren sträflicherweise vernachlässigt habe.

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Als dann 7 Empires das erste Mal auf meiner Bildfläche auftauchte, war ich sofort Feuer und Flamme. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch überhaupt nichts über das Spiel wusste, war mir eines sofort klar. Ich muss es unbedingt spielen! Nun liegen die Testpartien hinter mir und ich sitze vor der schweren Aufgabe, meine Erfahrungen mit 7 Empires zu Papier zu bringen. Denn so ganz einig bin ich mit mir selbst nicht.

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Es gab nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden.

(Benjamin Franklin)

Das erwartet euch in 7 Empires

Sieben europäische Großmächte ringen darum, die mächtigste zu werden. Dabei konzentriert sich das Spiel nicht – wie viele andere – darauf, dass jeder Spieler eine der Nationen leitet und mit ihr wächst oder untergeht. Nein, wir schließen vielmehr über die komplette Partie Wetten ab, wer am Ende des Spiels die Nase vorn haben wird. Dabei werden die Besitzverhältnisse der einzelnen Großmächte auch gerne mal unter den Mitspielern wechseln. Doch das ist nicht ganz so schlimm, denn man wird gleichzeitig nie aus dem Spiel gekegelt.

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Links seht ihr die Aktionssteine, die noch zur Verfügung stehen.

7 Empires hat ein Aktionssystem mit Cooldown Effekt. Heißt, wir haben stets eine Auswahl aus 3 Aktionen, aus denen wir wählen können. Diejenige, die wir ausführen, wird in der Zeitleiste nach hinten befördert und dadurch erst in 3 Runden wieder verfügbar sein. Das sorgt für einen steten Wechsel der Aktionen und dem nötigen Timinggefühl, das entwickelt werden muss.

Als Aktionen können wir unsere Städte ausbauen und Einheiten anwerben. Man kann mit den Einheiten losziehen und gegnerische Armeen bekämpfen und Gebiete einnehmen. Zuletzt ist es noch möglich, unsere Paläste auszubauen und mit ihnen zu punkten oder mit der Anzahl der eingenommenen Gebiete einen Machtzuwachs zu erhalten. Kämpfe selbst funktionieren komplett ohne Glück. Die Einheiten werden 1:1 weggenommen. Außer man trifft mit einer Artillerie auf eine Infanterie, dann entfernt diese zuerst und bleibt selbst unbehelligt. Schiffe können genreüblich Einheiten über den Seeweg befördern. Im Kern alles ganz einfach. Damit der Einstieg auch gut klappt, haben wir eine Spielhilfe für 7 Empires entworfen, anhand der eine Partie ohne das Erlernen von Regeln bestritten werden kann.

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Am Ende der Runde kommt es zu einem Zufallsereignis, das zumeist darauf abzielt, dass man sich neue Machtkarten nehmen darf. Diese bestimmen nicht nur, wer die Kontrolle über eine Großmacht hat, sondern auch, wie viele Punkte man am Ende des Spiels erhalten wird. Denn ist das Spiel vorbei, werden die Nationen entsprechend ihrer gesammelten Macht auf eine Rangliste gesetzt. Danach die Machtpunkte mit dem erreichten Wert multipliziert. So ist ein Machtpunkt der mächtigsten Nation am Ende 7 Siegpunkte wert. Die der schwächsten nur 1. So macht es einen erheblichen Unterschied, welche Großmacht ich im Spiel unterstützt und gesammelt habe.

Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, der wäre auch nicht mit dem zufrieden, was er haben möchte.

(Berthold Auerbach)

Christian meint:

Das Versprechen der einfachen Regeln wurde auch bei 7 Empires eingelöst. Hier gibt es keine komplizierten Einheitendetails, Aktionsvoraussetzungen oder Technologiebäume. Alles ist bis auf ein nötiges Minimum zusammengedampft. Das bedeutet jetzt nicht, dass es in den Spielsituationen keine Überraschungen gibt oder man ganz einfach wüsste, was einem zum Sieg führt. Nein, denn 7 Empires ist sehr interaktiv. Im Spiel wird man dazu verleitet, häufig Gespräche untereinander zu führen, um Gebietsansprüche, Vorgehensweisen und mögliche Zusammenarbeiten zu besprechen. Jedoch muss man hier unbedingt eines beachten. Das Timing!

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Dieses Element mag auf den ersten Blick nicht allzu wichtig sein. Gut, da wäre die Aktionswahl, die dafür sorgt, dass eine Möglichkeit erst einmal drei Runden nicht zur Verfügung steht. Aber der Teufel steckt noch im Detail. Denn nur, weil wir mehrere Großmächte unter unserer Kontrolle haben, heißt das noch lange nicht, dass die tun, was wir möchten. Und das liegt in der Spielerreihenfolge. Denn am Zug müssen wir mit einer unserer übrigen Großmächte einen Zug machen. Gibt es keine, dürfen wir eine verwenden, über die wir ein Mindestmaß an Einfluss haben. Und so wird die Macht dann gekonnt ausgehebelt und wir können uns unserer Sache nie zu sicher sein.

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7 Empires oder Imperial/Imperial 2030? Was ist besser?

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Es war auch immer wieder spannend zu sehen, wie sich Partien entwickeln konnten. Natürlich sind ein paar Ausgänge wahrscheinlicher als andere. Zum Beispiel, dass England eine starke Seemacht aufbauen wird und die Preußen es relativ schwer haben, Fuß zu fassen. Aber durch Allianzen können die skurrilsten Situationen entstehen. Wir hatten Partien, in denen einzelne Großmächte überhaupt keine Rolle gespielt haben, während sie in anderen die großen Sieger waren. So ist es dann nie dazu gekommen, dass man mit der Investition in eine Nation eine sichere Bank gehabt hätte. Gleichzeitig fehlt es 7 Empires aber auch ein wenig an Epik, wie es andere Spiele dieser Art mitbringen.

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Wo wir schon beim Stichwort Bank sind. Was mir an Imperial 2030 deutlich besser gefallen hat, ist das Thema drum herum. Also, dass wir als Investoren Geld in eine Nation pumpen, nur um daraus unsere Gewinne zu ziehen und die Nation damit gezielt zu schwächen. Das passiert in 7 Empires nicht. Auch gibt es – neben dem Aktionsmechanismus – noch andere Abweichungen. 7 Empires ist alles in allem die rundere Angelegenheit. Es gibt eine feste Anzahl an Spielrunden, wodurch eine Partie sich nicht schier endlos ziehen kann. Es gibt Eingriffe in die Einheiten je Land, was dazu führt, dass sich niemand verbarrikadieren kann. Außerdem wurden die kompletten Finanzen abgeschafft, was das Spiel auch wieder etwas beschleunigt.

Das sorgt alles dafür, dass eine Partie 7 Empires gut in 90 – 120 Minuten spielbar ist. Gleichzeitig nimmt es dem Spiel auch ein wenig seiner Eigenständigkeit. Aber würde ich gefragt werden, welches Spiel ich lieber mag – also Imperial 2030 oder 7 Empires – würde ich die Frage wohl mit Ja beantworten. Beides hat seinen Reiz, doch aktuell bin ich eher der Typ für 7 Empires, weil es für mich das rundere Spielerlebnis bietet.

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Wir haben unsere Punkte weit gestreut.

Doch es gibt auch ein paar Probleme. 7 Empires ist alles, nur kein schönes Spiel. Das sorgte schon das ein oder andere Mal dafür, dass ich Probleme hatte, Mitspieler für den Titel zu finden. Denn alles sieht etwas dröge und langweilig aus. Das beginnt beim Cover, zieht sich durch das Regelheft bis rein ins Spiel. Wobei es auch immer wieder witzig war zu sehen, wie überrascht die Mitspieler dann waren, welch gutes Spiel sich hinter der Verkleidung befindet.

Außerdem sind die Aktionssteine nicht ganz so leicht zu handhaben. Mit einem Aufkleber oder Aufdruck hätte man sie noch etwas genauer definieren können. Natürlich hat man mit mehr Erfahrung immer weniger Probleme, aber wir hatten auch schon Probleme, dass die falschen Steine gezogen wurden. Zuletzt gibt es noch ein paar Regellücken, die wir nicht zu 100 % beantworten konnten. Wie ist es zum Beispiel, wenn ein Schiff im Hafen liegt und diese Stadt angegriffen wird. Wird dann wie üblich 1:1 abgetauscht? Auch wenn es seltsam wirkt, dass ein Schiff versenkt wird und gleichzeitig die Infanterie aufhält?

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Aber das ist alles eher Jammern auf hohem Niveau. 7 Empires ist auch wieder ein gutes Spiel für Liebhaber besonderer Ideen. Und ehrlich gesagt, habe ich lieber ein gutes Spiel auf dem Tisch, das nicht so gut aussieht als einen Blender, der schrecklich spielbar ist. Und bevor ich gefragt werde. Ich habe ja ein Problem mit Area Control Spielen. Das habe ich schon häufig gesagt. Zum Glück bringt aber 7 Empires keines der Probleme mit sich, die mich bei Area Control abschrecken, sondern hebelt diese sogar geschickt aus. Ist 7 Empires perfekt? Nein, aber es bietet dennoch immer ein tolles Erlebnis.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

7 Empires von Mac Gerdts

7 Empires - Brettspiel Rezension - Cover - Feature Image

Ein gutes Spiel, das trotz eines einfachen Einstiegs ein komplexes Spielgefühl vermittelt. Manchmal wäre etwas mehr Epik toll, aber wir erhalten dennoch ein Spiel mit Überraschungen und einem hohen Grad an Interaktion.

Spielstil – Wertung

Christian:

8/10
Das gefiel uns
  • Schnell erlernbar
  • Positives Area Control
  • Kein ausscheiden
Das nicht so
  • Nicht hübsch
  • manches wirkt thematisch seltsam
Hier bekommt ihr „7 Empires“

Amazon

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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