SPIELSTIL Rezension

Helden müssen draußen bleiben!

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Luís Brüeh
erschienen bei Brueh Games Inc.

- 11.Dez.2023

Wer kennt noch das alte Computerspiel Dungeon Keeper? Ein Klassiker, der das übliche Dungeon Crawl Klischee einmal umdrehte. Man hegt sein Gewölbe und bevölkert es mit unterschiedlichen Monstern. Irgendwann kommen Helden und wollen diese „Pest“ beseitigen.

Man kann nicht anders, als an dieses Spiel zurück zu denken, wenn man Helden müssen draußen bleiben! spielt. Denn genau das ist das Spiel. Gut, man muss den Dungeon nicht verwalten. Und jeder spielt auch nur eine Monsterrasse. Nichtsdestotrotz gibt jeder in diesem Spiel sein bestes, um diese nervigen, diebischen Helden von der Schatzkammer fernzuhalten. Und dabei sehen unsere Meeples unglaublich süß aus.

DU – KANNST NICHT – VORBEI!

(Gandalf in Der Herr der Ringe)

Das Grundprinzip des Spiels ist relativ einfach. Wenn sich jeder für eine Monsterart entschieden hat und man gemeinsam das zu spielende Szenario ausgewählt und aufgebaut hat, sind wir nacheinander dran. Im eigenen Zug spielt man seine 5 Handkarten und führt die darauf abgebildeten Aktionen durch. Diese sind durch Symbole dargestellt und natürlich hat jede Monsterart ihr eigenes Startdeck, ihre eigene Spezialfähigkeit und eigene Anzahl Meeple. Der Drache ist zum Beispiel allein, während das Rattenvolk mit 9 Monstern das Gewölbe flutet.

Der Drache im Kampf mit zwei erschöpften Helden. Oben ist der aktuelle Kartenmarkt zu sehen.

Wir können mit unseren Karten unsere Monster bewegen, Helden angreifen und verschiedene Dinge aktivieren. Diese Dinge können Räume, Portale, Spezialfähigkeiten oder anderes sein. So erhalten wir Ressourcen, können neue Karten kaufen oder Fallen auslegen. Oder auch ganz einfach die Helden aus dem Dungeon rauskloppen. Die kommen schließlich ungefragt herein, töten unsere Freunde und klauen unsere Schätze.

Unsere Echse bewacht die Gefangen. Bald sollte hier mal aufgeräumt werden, bevor ein Magier kommt und die Helden befreit.

Einmal pro Zug können wir außerdem einen zufälligen Helden ins Gefängnis werfen um drei weitere Karten von unserem Deck zu ziehen. Warum sollte ich das nicht jeden Zug machen? Einmal lösen die Helden trotzdem noch ihre Spezialfähigkeit aus und außerdem gehen wir das Risiko ein, einen Magier zu erwischen. Dieser organisiert dann einen Gefängnisausbruch und wenn dort genug Helden rumlagen, dann dringen diese ganz schnell in die Schatzkammer ein, plündern den dortigen Schatz und sorgen so für eine verlorene Partie.

Nachdem wir unseren Zug beendet haben, sind die Helden dran. Je nach Schwierigkeitsgrad decken wir ein bis drei Heldenkarten auf. Diese Helden dringen dann in den angegebenen Räumen ein und starten das typische Heldenverhalten. Monster töten und Schätze klauen. Hoffentlich sind wir gut vorbereitet.

Unser Drache beschützt die Schatzkammer. Unterstützt wird er hierbei von einer Falle.

Wir gewinnen, wenn wir zweimal den Heldenstapel geleert haben, bevor die Truhe in der Schatzkammer von den Eindringlingen geplündert wurde.

So beginnt es also

(König Théoden in Der Herr der Ringe)



Dirk meint:

Helden müssen draußen bleiben ist ein Spiel mit mindestens so niedlichen Meeples wie Root. Vermutlich sogar niedlicher. Anders als bei Root versteckt sie hier aber kein hochkomplexes Wargame hinter der niedlichen Fassade, sondern das Spiel ist tatsächlich eher ein Kennerspiel. Ein simpler Deckbuilder mit einfachen Regeln und dazu auch noch kooperativ.

Ich mag das Spiel sehr im Solo oder zu zweit. Zu dritt oder zu viert jedoch hab ich so meine Probleme. Denn das Spiel skaliert nicht gut. Erstens steigt der Schwierigkeitsgrad mit jeder weiteren Person, denn nach jedem Monsterzug kommt auch ein Heldenzug. Da ist richtig gute Koordination nötig, wenn man nicht immer zum nächsten Zug komplett vom Brett verschwunden sein will und dann erst einmal Karten ausgeben muss, um wieder Monster aufs Brett zu bringen. Zweitens wird die Gesamtzahl der Züge im Spiel nicht mehr, wenn mehr Personen mitspielen. Das bedeutet, während ich im herausfordenden Schwierigkeitsgrad solo maximal achtzehn mal dran bin, bin ich im Spiel zu viert nur vier- bis fünfmal am Zug! Dadurch wird leider auch der Deckbau sehr in den Hintergrund gerückt.

Da ich gerade den Schwierigkeitsgrad erwähnt habe. Die Skalierung desselben lässt leider auch etwas zu wünschen übrig. Während „Moderat“ noch recht gut von der Hand geht und mir selbst schon zu einfach war, war der nächst höhere, der sich „Herausfordernd“ nennt, ein Sprung, den ich nicht erwartet hatte und daher wurde ich erstmal ordentlich überfahren. Der Autor hat mittlerweile einen Schwierigkeitsmodus zwischen diesen beiden auf Boardgamegeek.com veröffentlicht.

Und schließlich sind die Helden etwas schwer zu erkennen, wenn sie erschöpft sind. Dann sind die Marker nämlich grau und werden schnell auf dem Brett übersehen. Das hat man zwar nach ein paar Partien drin, aber gerade in den ersten paar Spielen kann das frusten.

Alle Monstermeeple zusammen. Sehen sie nicht glücklich aus? Das Rattenvolk vielleicht nicht.

Solo oder zu zweit finde ich Helden müssen draußen bleiben! aber ein großartiges Deckbau-Koop. Es sieht nicht nur süß aus, man hat auch Entscheidungen zu treffen und die verschiedenen Monster und Szenarien geben genug Abwechslung, damit das Spiel nicht so schnell langweilig wird. Die grafische Gestaltung ist insgesamt einfach super gelungen und die Meeple kamen bisher noch bei jedem an. Jedenfalls stand das Spiel bei mir sehr häufig auf dem Tisch, bevor ich diese Rezension geschrieben habe und es wird auch noch einige Male wieder darauf Platz finden. Ich warte auf die Übersetzung der Erweiterungen – die bislang leider nur auf englisch erhältlich sind.

 

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Helden müssen draußen bleiben! von Luís Brüeh

Spielstil – Wertung

Dirk:

7/10
Das gefiel uns
  • Super süße Grafik und Meeple
  • Schöner, schlanker, kooperativer Deckbauer
  • Spannendes Szenariodesign
  • Sehr einfache, eingängige Ikonografie
Das nicht so
  • Skaliert nicht gut mit der Spieleranzahl
  • Unterschied zwischen Schwierigkeitsgraden enorm
  • Helden etwas schwierig auf dem Brett zu erkennen

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Dirk Schlösser

Dirk ist Rollen- und Brettspieler mit einem Hang zu Solos. Interaktive Titel (kooperativ oder richtig hart gegeneinander) haben bei ihm einen deutlich besseren Stand als Hardcore Euros mit hohem Multiplayer Solitär Anteil.

So erreicht ihr Dirk:

No Comments
  1. Danke für den Test.
    Tatsächlich gebe ich dir bei der Skalierung recht…das haben meine Familie und ich auf die harte Tour lernen müssen. Trotzdem (oder gerade deswegen?) kam das Spiel bei uns gut an und der Wunsch ne andere Monsterart auszuprobieren motiviert wirklich ungemein. Daher würde ich bei dem Spiel eher zu einer „8“ tendieren

    Reply

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