SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 3 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Michael Rieneck
erschienen bei Huch!
Von dem Zeitpunkt, als ich Coralia zum ersten Mal sah und dann auch spielen konnte, verging bald ein Jahr. Und, wenn ich mir die Bilder meines letztjährigen Besuchs auf der Spielwarenmesse in Nürnberg ansehe, erinnere ich mich wieder daran, wie sehr ich mich auf den Titel gefreut hatte. Auch auf meiner Top-Liste zu Essen 2019 hatte es einen Platz gefunden.
Da ich es liebe mit meiner Familie zu spielen, bin ich immer auf der Suche nach passendem Material und Coralia sah aus, als ob es genau unseren Geschmack treffen würde. Ob das Spiel uns dann wirklich begeistern konnte oder doch abgesoffen ist, erzähle ich euch hier.
(Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)
Coralia ist regeltechnisch einfach gehalten. In jedem Zug werfen wir vier Würfel, von denen wir einen aussuchen. Den Rest geben wir weiter, woraufhin unser Mitspieler dann einen vierten Würfel wählt und es uns gleichtut.
Entsprechend eines normalen Würfels gibt es sechs Ergebnisse. Wobei die Farbe vorgibt, welcher Abschnitt des Riffs betroffen ist. Je nach Ergebnis ziehen wir Karten – um Muscheln, Fische oder Seesterne zu sammeln – oder platzieren eine unserer Figuren. Kraken bringen uns dabei im besten Fall übers Spiel hinweg direkt Punkte, während Taucher Schätze heben können und ihre Punkte am Spielende beisteuern. Zuletzt gibt es noch die Schildkröten, die einen Sofortbonus gewähren.
Sind nur noch drei Würfel im Vorrat endet das Spiel und es werden Punkte gezählt. Dabei haben wir alles dabei, Mehrheiten (Perlen), Set-Collection (Fische) und Einzel-Bonuskarten (Seesterne). Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt.
(Sprichwort)
Vor das Vergnügen hat Gott die Arbeit gesetzt. Das wird einem beim Lesen der Regeln zu Coralia sehr deutlich. Diese ist ganz eindeutig an der Zielgruppe vorbeigeschrieben. Ich habe schon AGBs gelesen, die eingängiger formuliert waren. Schade, denn ich befürchte, dass gerade die, auf die das Spiel abzielt dadurch vergrault werden.
Nach unserer ersten Partie saßen wir dann alle da, sahen uns an und fragten uns, ob das schon alles war. Wir konnten es kaum glauben. Also hängten wir Partie zwei und drei gleich hinten dran. Und ja, das war dann schon alles. Die Züge sind zwar angenehm kurz, erkaufen sich das jedoch durch ihre Einfachheit. Die Entscheidungen, die zu treffen sind, sind derart offensichtlich, dass man schon mit Scheuklappen spielen muss, um sie nicht zu sehen. Wobei es noch schlimmer ist, dass ein Großteil von ihnen vollkommen irrelevant wirken, da wir, um Punkte zu ergattern, keinen Plan verfolgen müssen. Gut, von einem Familienspiel erwarte ich keine immense Tiefe. Aber dennoch entweder eine pfiffige Mechanik oder aufkochende Emotionen. Doch beides fehlt in Coralia.
Am ehesten geht Coralia noch als Gute-Laune-Spiel durch. Man steht sich nicht groß im Weg, noch nimmt man sich etwas weg. Am Ende gewinnt zwar der Spieler mit den meisten Siegpunkten, aber dieser hat auch keinen immensen Vorsprung. Wer jedoch eine Herausforderung jenseits der Regeln sucht oder einfach mal gerne richtig kompetitiv spielt, ist hier komplett fehl am Platz. Schade, um das schöne Material.
Coralia von Michael Rieneck
Wer gerne eigenständige, wichtige Entscheidungen trifft und einen harten Konkurrenzkampf liebt, der ist hier komplett fehl am Platz. Denn außer einer wunderschönen Optik hat Coralia offensichtliche Züge und ein recht konfliktfreies Spiel im Vordergrund.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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