SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Reiner Knizia
erschienen bei Schmidt Spiele
Ich bin keiner der Spielenden, der für alle geliebten Titel eine Erweiterung benötigt. Im Gegenteil, meist empfinde ich sie als eher unnötig. Natürlich gibt es diverse Ausnahmen (wie Rails to the North von Great Western Trail), aber meist bringt mir eine Erweiterung keinen Mehrwert gegenüber dem Grundspiel.
Ja, ich weiß, dass das eine Einstellung ist, die nicht alle nachvollziehen können. Aber ich spiele inzwischen zu lange und habe dabei schon zu viel erlebt, als dass ich meine These einfach stürzen würde.
Dennoch gibt es immer wieder Erweiterungen, die so interessant klingen, dass ich sie unbedingt ausprobieren muss. So auch bei die Meisterwerke, die Mille Fiori bereichern sollen. Das Grundspiel selbst hat mir schon gefallen, weswegen ich das Experiment wagte und es erweiterte. Aber eigentlich hätte ich doch lieber auf mich selbst hören sollen.
(Sprichwort)
Zum Mille Fiori Grundspiel erzähle ich hier nichts mehr. Details finden sich in der zugehörigen Rezension. Hier gehen wir nur auf die Besonderheiten ein. Zum einen erweitert ein zusätzliches Brett die Spielfläche. Diese verlängert nicht nur den Weg der Schiffe, sondern bringt nun auch eine Dogenleiste ins Spiel. Auf dieser können wir durch geschickte Aktionen voranschreiten. Sei es, weil wir eine farblich passende Karte ausspielen oder als direkten Bonus, der durch Pfeile dargestellt wird.
Auf der Leiste können wir neben Siegpunkten und Schritte für unser Schiff auch Dogessa- und Meisterwerkskarten erhalten. Erstere können anstatt unserer Standardaktionskarte verwendet werden und bringen dabei zum Beispiel massiv Siegpunkte oder eine bessere Möglichkeit, das Schiff gezielt zu bewegen.
Mit den Meisterwerken bauen wir eine Auslage aus 3 x 3 Feldern, die uns am Ende des Spiels je Zeile und Spalte belohnt, wenn wir gleiche Arten und/oder Farben kombiniert haben.
Außerdem wird der normale Kartenstapel noch mit ein paar Karten, die die Erweiterung betreffen, erweitert. Es bleibt jedoch dabei, wer am Ende des Spiels die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Mille Fiori – Die Meisterwerke findet ihr hier. (externer Link)
(Anselm Feuerbach)
Die Mille Fiori Meisterwerke sind ganz nett, aber irgendwie auch nutzlos. Klar ist das jetzt ein wenig hart formuliert, da sie durchaus neue Möglichkeiten mitbringen. Aber nichts davon bereichert mein persönliches Mille Fiori Spielerlebnis. Im Gegenteil, ich mag das Grundspiel alleine lieber. Hier wirkt alles konzentrierter.
Ja, es ist schön, mit dem Schiff weiter zu fahren oder die Dogen hinaufzuklettern. Aber im Endeffekt verlockt es wieder dazu, dass man sich eher aus dem Weg geht und jeder sein Süppchen kocht. Ja, man hat dennoch seine Berührungspunkte – weil man immer noch darauf achtet, im richtigen Moment in den Plan der Mitspielenden zu grätschen – aber die meiste Zeit spielt man eher für sich. Man wählt 2 – 3 Pfade, die man verfolgt und gut ist.
Eines hat sich jedoch nicht geändert. Man kann immer noch tun, was man möchte. Es hagelt Punkte. Dabei ist natürlich mitunter Vorausplanung und Timing wichtig, damit das Konto so richtig klingelt. Aber auch das Gefühl kenne ich bereits aus dem Grundspiel. Dafür brauche ich keine Erweiterung.
Etwas verwundert war ich über den Dogenbonus, bei dem man sein Schiff weiterbewegen kann, aber keine Zusatzaktion ausgelöst wird, wenn man auf das passende Feld kommen sollte. Warum? Mille Fiori lebt doch davon, im richtigen Moment Ketten auszulösen. Warum gerade hier nicht? Warum gibt es dafür wieder eine extra Sonderregel?
Außerdem ist der Platzbedarf, den Mille Fiori dank den Meisterwerken einnimmt, inzwischen wirklich enorm. Vor allem, wenn mehrere Mitspielende anfangen, ein Schaufenster zu bestücken. In manch Besprechung zum Spiel habe ich gelesen, dass die Karten der Erweiterung nicht zu denen des Grundspiels passen. Die Ecken seien anders gerundet, die Rückseiten mit Farbabweichungen. Dazu möchte ich zwei Dinge sagen.
Mir persönlich ist hier gar nichts aufgefallen. Außerdem ist die Information ob sich nun Karten aus dem Grundspiel oder der Erweiterung im Umlauf befinden, nicht allzu wichtig, als dass ich mir hier Gedanken machen würde. Wichtiger ist, dass Mille Fiori durch seine Erweiterung nichts von den Möglichkeiten bösartiger Aktionen eingebüßt hat.
Alles ins allem ist Mille Fiori die Meisterwerke schon ok, aber nichts, was mein persönliches Spielgefühl groß bereichert. Es ist einfach noch mehr, ohne dafür zu sorgen, dass es sich irgendwie besonders anfühlt. Immer noch steckt im Spiel mehr Mathematik als Thema. Was man der Erweiterung jedoch zu Gute halten muss, sie hält die Waagschale zwischen Grundspiel und neuen Elementen. Heißt, die Aktionen der Erweiterungen sind nicht so übermächtig, dass man sich nicht mehr auf das Kernspiel fokussieren würde.
Mille Fiori – Die Meisterwerke von Reiner Knizia
Mille Fiori die Meisterwerke ist eine Erweiterung, die zwar neues mit sich bringt, aber nichts, was für mich persönlich das Spielerlebnis aufwertet. Kann man spielen, aber mir gefällt das alleinige Grundspiel besser. Aber auch mit der Erweiterung bleibt es ein Spiel, bei dem man sich böse die Punkte klauen kann.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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Andreas
Hallo Christian, auf eine sehr wichtige Sache bei der Erweiterung bist du jetzt aber lt. Anleitung ( habe die Erweiterung noch nicht gespielt) jetzt hier aber gar nicht eingegangen
Mit dem ausspielen einer Dogenkarte ändert sich doch wohl die übliche Zugreihenfolge was sehr wichtig und einschneidend ist und was im Grundspiel sls Manko oft kritisiert wurde..
Mich hätte in deiner Rezension vorab interessiert wie sich das insgesamt auswirkt und wie das regeltechnisch abläuft wenn mehr als eine Perdon solch eine Karte pro Runde glrichzeitig ausspielt ?