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Erweiterungen sind vollkommen überbewertet

Lesezeit: 3 Minuten

Mit #BG2GETHER wollen wir uns, genau wie jeden anderen Monat, gemeinsam mit Kolleg*innen einer weiteren Frage stellen. Diesmal werden wir wieder einmal zurückblicken. Uns selbst analysieren und auch das eine oder andere Geständnis abliefern. Denn wir fragen uns:

#BG2GETHER Frage des Monats September 2022

Erweiterungen, Sinn oder Unsinn? Machen sie Spiele wirklich besser? Gab es schon fälle, in denen Sie einen geliebten Titel für dich zerstört haben? Und wovon kannst du nicht genug bekommen?

Ich weiß, ich stehe mit meiner Meinung zu Erweiterungen ziemlich alleine da. Ich brauche sie eher selten. Sehr selten. Und so gibt es auch nur ein einziges Spiel, bei dem ich mir alles besorgt habe, was dazu veröffentlicht wurde. Die alte Version von Thunderstone. Alle Erweiterungen und jegliche Promos wanderten Stück für Stück in meinen Besitz. Warum? Das kann ich so nicht beantworten. Es war zumindest keine rationelle Entscheidung. Ich wollte sie einfach haben. Egal wie. Das war vor vielen, vielen Jahren. Und obwohl so viel Zeit ins Land gegangen ist, habe ich bis heute nur einen Bruchteil der Karten gespielt. Noch schlimmer, manche Erweiterung steht noch original verpackt bei mir im Regal. Darauf wartend endlich zum Einsatz zu kommen, was wohl nie geschehen wird. Denn ich bin wohl ein Banause.

Ich brauch keine Erweiterungen, die mein Spielgefühl verbessern. Zu selten spiele ich (ältere) Titel so häufig innerhalb kürzerer Zeit, dass sich ein Sättigungsgefühl einstellt. Der Wunsch, mehr ergründen zu müssen. Ich will einfach ein Spiel, das in sich geschlossen funktioniert. Im PC-Bereich würde man das Vanilla Version nennen. Also ein Spiel so zu spielen, wie es ursprünglich gedacht war.

Aber ab und an springe sogar ich über meinen eigenen Schatten. Versuche mich an Erweiterungen. Dann muss mich ein Spiel aber schon extrem reizen. Zuletzt war das zum Beispiel bei Great Western Trail oder Viticulture der Fall. Diese Erweiterungen haben es tatsächlich geschafft, ein Spiel für mich aufzuwerten. Es noch weiter zu perfektionieren und dabei teilweise ein komplett anderes Spielgefühl zu vermitteln.

Denke ich an Erweiterungen, die ein Spiel für mich schlechter gemacht haben, fällt mir direkt die „Mit Stil zum Ziel“ Erweiterung von Stone Age ein. Bei dieser hatte ich mich direkt geärgert. Zu 100 % bekomme ich meine Erinnerung nicht mehr zusammen, aber der Schmuck war für mich plötzlich omnipräsent und hat das restliche Spielgefühl zu sehr ausgehebelt. Nein, danke! Manche Spiele sind einfach perfekt, wie sie sind. Doch eines lässt mir noch viel mehr kalten Schauer über den Rücken jagen, als Erweiterungen, die die Welt nicht braucht.

Wenn man Erweiterungen ins Grundspiel einsortiert und die Schachtel entsorgt. Nein, das geht nicht. Dafür ist meine Seele viel zu sanft. Das verkrafte ich nicht. Die schöne Box! Wer das macht, schubst auch Kinder vom Töpfchen. Ja, vor allem du Alex, der mir dann noch Bilder der entsorgten Box schickt! Ihr Monster. 😉

Alles in allem würde ich sagen, dass ich inzwischen gegen Erweiterungen so ziemlich immun bin. Lüge ich mir zumindest vor. Bis dann die nächste um die Ecke kommt, die mein Lieblingsspiel durch eine interessante Nuance aufwerten möchte. Dann muss ich stark sein und in mich gehen. Ehrlich zu mir selbst sein, um zu klären, ob das Spiel überhaupt häufig genug auf dem Tisch landet. Und am Ende ignoriere ich die Vernunft und kaufe sie dann doch. Denn trotz Prinzipien bin ich dann doch ein eher schwacher Mensch, wenn es um Dinge geht, die mir Freude bereiten. Auch wenn ich mich dann nur an der neuen, jahrelang original verpackten Schachtel im Spieleregal erfreue.

Die weiteren Teilnehmer:

Ihr seid Content Creator im Brettspielbereich und möchtet an der #BG2GETHER Aktion mitmachen? Schickt uns einfach eine kurze Mail an Christian@Spielstil.net.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.
4 Comments
  1. Im Grunde muss ich Dir zustimmen. So reizvoll Erweiterungen besonders für Lieblingsspiele auch sind – spielen tue ich sie kaum. Ausnahmen: Carcassonne und Alhambra und ei paar 2-Personen-Spiele wir Targi. Diese Spiele gewinnen durch Erweiterungen. Leider lassen sich meine Mitspieler aber nur murrend auf Erweiterungen ein, was es zusätzlich schwerer macht.
    Was die Schachteln angeht: Da ist das Platzproblem gleichzeitig der Problemlöser. Also, wenn es geht, kommen die Erweiterungen mit in die Schachtel. Die Hersteller von Schachtelinlays machen es einem da aber auch einfacher, denn so lässt sich das Ganze sogar elegant verstauen.

    Reply

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