SPIELSTIL Rezension

The Witcher – die alte Welt

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Łukasz Woźniak
erschienen bei Go On Board

Diese Rezension zu The Witcher – die alte Welt, dürfte mit die längste Vorbereitungszeit auf einen Test in der Geschichte von Spielstil gehabt haben. Warum? Weil es mich inspirierte den nun vierten Anlauf von the Witcher 3 (also dem Videospiel) zu starten. Die ersten Versuche damals auf der PS4 und der Switch verliefen allesamt im Sand. Doch diesmal wollte ich es durchziehen. Eines der besten Videospiele alle Zeiten bewältigen.

Parallel haben wir dann immer wieder das Brettspiel gespielt. Einfach um einen direkten Vergleich zu haben. Klar hätte ich noch die Bücher lesen können, aber leider ist meine Zeit dann auch begrenzt.

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Das Spiel nimmt einiges an Platz in Anspruch.

Eine Beichte zu The Witcher 3

Ich muss jedoch eines gestehen. Ich war froh, als endlich der Abspann zu The Witcher 3 lief. Das Spiel war von der Steuerung her sperrig, gefühlt sind die meisten Aufträge damit bewältigt, dass man irgendwem hinterherläuft und der Ladebildschirm ein Albtraum. Die Geschichten waren größtenteils ok. Bis auf ein paar wenige, die so richtig herausstachen und sich ins Gedächtnis eingebrannt haben.

Ich weiß, ich bin ein Banause und sehe das Meisterwerk nicht. Aber ich möchte auch zu Bedenken geben, dass das Spiel inzwischen schon sein Alter hat. Außerdem ist das Kampfsystem in anderen Spielen derart gut gelöst, dass der Witcher dagegen einfach hakelig wirkt.

The-Witcher-Die-alte-Welt-Brettspiel-Rezension-Test-001Aber wir sind hier nicht versammelt, um uns über Videospiele auszutauschen – das können wir gerne noch in den Kommentaren vertiefen. Nein, wir möchten über das Brettspiel The Witcher – die alte Welt sprechen.

Ihr könnt dem Schicksal nicht entkommen, nur weil ihr euch davor fürchtet. Es kommt.

(The Witcher)

So spielt ihr The Witcher – die alte Welt

Eine Partie The Witcher – die alte Welt hat immer ein Ziel: Hab zuerst vier Siegpunkte und gewinne. Wir haben es also mit einem Wettlauf in der Dark Fantasy Welt zu tun. Um das zu erreichen, bereisen wir einzelne Ortschaften, in denen wir Aktionen auslösen. So kann man dann Charakterwerte steigern, Tränke aufnehmen, Informationen zu Monstern sammeln oder Würfelpoker spielen.

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Und ihr werdet sehr oft Würfelpoker spielen.

Gesteuert wird die Reise über Handkarten, auf denen Symbole zu Wasser, Gebirge und Wälder abgebildet sind. Der Ort gibt vor, welche wir abwerfen müssen, um uns dorthin bewegen zu dürfen. Die Karten auf der Hand und unsere Entscheidung sind dabei das einzige Limit, welches die Bewegung einschränkt.

In Phase zwei einer Spielrunde geht es um Geschichten. Hier können wir entweder Kämpfen – gegen Monster oder als Schaukampf unter den Spielern, Meditieren – um ein Attribut zu meistern, oder eben eine Geschichte erleben. Zu letzterem entscheiden wir uns, ob wir diese in der Stadt oder in der Wildnis eingehen. Ein Mitspieler zieht eine passende Karte, liest uns die Story vor und lässt uns am Ende die Wahl, wie wir uns verhalten möchten.

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Der obere Teil ist die Geschichte, der untere das Ergebnis der Wahl des Spielers.

Unsere Entscheidung kann zu einer direkten Belohnung oder einer neuen Quest führen, der wir in unserer Bewegung dann nachgehen können.

Zuletzt wird dann noch das Deck erweitert, indem jeder Spieler eine Karte aus der Auslage kauft. Danach beginnt eine neue Runde.

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Das Charaktertablau bietet diverse Steigerungsmöglichkeiten.

Dann noch ein paar Worte zum Kampf. Diesen betreiben wir über unser Deck. Bei einem Angriff legen wir eine Kartenkombo aus. Diese Kombination muss immer in der Kette mit einer Farbe einer weiteren Karte übereinstimmen. Alle Ketten bringen dann ihren Bonus mit ein. Also welchen Schaden wir verursachen, wie viele Karten wir nachziehen dürfen und so weiter.

Monster werden dabei von unseren Mitspielern gesteuert, wobei die Aktion des Monsters dann doch einem Zufallsmuster folgt, für den unsere Mitspieler der Auslöser sind.

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Vor dem Aufdecken sagt man für das Monster einen Stoß- oder einen Beißangriff an.

Sterben kann man bei The Witcher – die alte Welt nicht. Alle sind also bis zum Ende dabei und können im Wettlauf der Hexer gewinnen.

Stürze dich nie auf einen Vorteil, sobald er offenbar wird. Warte ab, bis du den maximalen Effekt erzielen kannst.

(Ciri – The Witcher 3)



Christian meint:

Ich bin mir bis heute noch nicht so sicher, ob ich The Wichter – die alte Welt mag oder nicht. Spiele ich es kann ich meine Freude aus der Partie ziehen. Gleichzeitig fühlt es sich ein klein wenig wie und täglich grüßt das Murmeltier an. Alles wiederholt sich ständig.

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Die vier Siegpunkte sind erreicht. Das Spiel ist vorbei.

Die Makel von the Witcher – die alte Welt

Sei es der Ablauf einer kompletten Partie (erst Leveln alle wie blöde und spielen Würfelpoker), der einer Runde (Laufen, Würfeln, Geschichte, Karte kaufen, Repeat) oder den zu erlebenden Geschichten. Das bringt für mich kaum Mehrwert ins Spiel. Zumal eine Partie sich schon gut und gerne auf drei Stunden ausdehnen kann ohne, dass wirklich allzu viel Spannendes passiert wäre.

Außerdem stört mich das ausufernde Regelwerk für ein eigentlich im Kern banales Spiel. Nicht, weil es mir etwas vorgaukelt, was nicht enthalten ist, sondern weil es das Erlernen und Nachschlagen erschwert.

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Trophäen geben weitere Fähigkeiten.

Ein Lichtblick bei the Witcher – die alte Welt

Was mir jedoch ausnahmslos gefällt ist das Kampfsystem. Es ist kein ödes Würfeln und Vergleichen, sondern bringt durchaus Spannung mit in die Partie. Wenn man durch geschicktes Einsetzen von Tränken und Karten das Ruder doch noch herumreißt ist das ein befriedigendes Gefühl. Gleichzeitig geht es schnell von der Hand und man spürt, wie man im Verlauf einer Partie immer stärker wird. Großartig!

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Das ist mal eine mächtige Kombo. So macht das Spiel Spaß.

Auch sind die Geschichten in The Witcher – die alte Welt alle schön kurzweilig geschrieben und bringen auch mal lustige Momente mit in die düstere Spielwelt. Das hat das Spiel dann mit dem Videospiel gemeinsam. Es gibt einzelne Momente, die einem im Gedächtnis bleiben, die dann anderes, welches eher öde war, überschatten. Dennoch sind auch die Geschichten vor allem eines. Willkürlich zufällig in der Art und Belohnung.

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Die Tränke können im Kampf eingesetzt werden.

Ist The Witcher – die alte Welt dann wenigstens spannend? Nein. Das Spiel plätschert einfach vor sich hin und irgendwann hat jemand gewonnen. Natürlich ist es gerade der letzte Siegpunkt, der den Wettkampf dann doch etwas anheizt. Aber alles davor läuft viel zu träge. Die Downtime ist mitunter recht hoch. Vor allem würde ich nie wieder eine Partie mit mehr als drei Personen spielen. Die Dauer steht in keinem Verhältnis zum eventuellen Spaß.

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An der Landschaft wird sich nicht viel ändern.

Das Würfelpoker bremst aus, das Aufleveln nimmt zu viel Zeit in Anspruch und die Geschichten unterbrechen den Ablauf zusätzlich. Das Gesamtkonzept wirkt nicht so richtig elegant, sondern eben wie ein Stückwerk. Also drei Spiel ein einem, die allesamt ok sind, aber nicht besonders hervorstechen.

Und das beschreibt mein Gefühl für the Witcher- die alte Welt vielleicht am besten. Denn ich würde das Spiel jederzeit mitspielen, aber anderes einfach bevorzugen. Das Spiel ist ok. Ihm hätte ein knackigeres Gameplay definitiv gutgetan. Vielleicht ohne die Geschichtskarten und definitiv ohne Würfelpoker.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

The Witcher – die alte Welt von Łukasz Woźniak

The Witcher - die alte Welt - Cover - Feature Image

Ein langes Spiel, das sich im Kern immer wiederholt. Kann man spielen und auch Spaß haben, aber auf Dauer wirkt es dann doch immer öder.

Spielstil – Wertung

Christian:

6/10
Das gefiel uns
  • Cooles Kartenkampfsystem
  • Das Storytelling ist sehr gut
  • Die Grafiken sind einfach super
Das nicht so
  • Komplizierte Regeln für einfache Aktionen
  • Langatmig und sich stets wiederholend
  • Sehr zufällig in seinen Belohnungen
Hier bekommt ihr „The Witcher – die alte Welt“

Amazon

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

6 Comments
  1. Avatar-Foto

    Du hast die Retail Version gespielt?
    Dann verstehe ich die Kritik Punkte.

    Wobei sich an den Rundenabläufen in der Kickstarter nichts ändert. Aber die Kämpfe können deutlich gepimpt werden, ich würde nie wieder ohne die Erweiterungen „Legendäre Monster“ bzw. „Monster Jagd“ spielen. Machen es deutlich schwerer und die kämpfe dümpeln nicht so vor sich hin.

    Dann gibt es noch einen Solo und Koop Modus.
    Die Skellig Erweiterung hab ich auch noch nicht gespielt.

    Mir macht es definitv Spaß, ich finde auch die Storys sehr gut und abwechslungsreich.

    Mehr als 3 Spieler würde ich auch nicht empfehlen, und 3 Stunden muss man definitv investieren.
    Da geh ich auch dakor.

    Was ich wirklich ehr als Problem sehe: Die Kickstarter Version ist wohl das deutlich bessere Spiel, da aber einige Erweiterungen exklusive waren, wird die Retail Version einige schwächen beibehalten. Sehr schade.

    Und übrigens in der Kickstarter gab es Miniaturen und ohne die ist das Spiel ja so oder so komplett unspielbar.

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    • Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

      Hi Michi,

      ja, die hier besprochene Version ist die Retail Fassung und die muss eben für sich alleine stehen.

      Ich brauche jetzt erst mal eine Pause, aber dann lass uns mal den Directors Cut bei dir spielen.

      Jetzt am Spielewochenende sind so viele tolle Titel am Start, da freue ich mich schon immens drauf. 😍

      Und Minis… ja, wäre schon nett, aber ich kann sie nicht mal bemalen. Dafür fehlt mir jegliches Talent.

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  2. Avatar-Foto

    Ich habe es 1x coop zu 5 gespielt und werde das Spiel nie mehr anfassen. Langweilig und langatmig. Gerade der Coop wirkt maximal angeflanscht. Wenn man sich ggseitig unterstützen will, muss ein Mitspieler in einer Runde sich so positionieren, das er dem Mitspieler helfen, wenn er dann auf das gleiche Feld kommt. Heißt aber, das der Zuarbeiter in dieser Runde kaum was mach, da er ja auf einem Feld mit einem Monster ist und eine Ort-Aktion da nicht voll nutzbar ist. Wenn er dann noch dem Team-Partner mit einer Karte aushilft, geht er auch nächste Runde vom Kartendeck her geschwächt ins Spiel. Da der koop nur aus einer begrenzten Anzahl an Runden besteht, fühlt man sich dann doch irgendwie wie ein Wasserträger für 1-2 Spieler, die dann mit Hilfe die Monster wegrocken.
    Aber selbst im alle vs alle kommt bei dem Spiel keine Spannung auf…dafür ist mir alles zu aufgebaschaut mit viel Text, aber trotzdem wenig outcome

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    • Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

      Oh mein Gott! Zu fünft ist das Spiel doch bestimmt eine unendliche Geschichte. Mit hat es zu viert schon gereicht.

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      • Avatar-Foto

        Ja, diese 5 h belangloses Figurenschieben kriege ich nie mehr wieder zurück😆

        Reply

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