SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Ikhwan Kwon
erschienen bei Lifestyle Boardgames, Schmidt Spiele
„Alles Gute zum Nichtgeburtstag“ schallte es aus dem Fernseher und ich saß wie gebannt davor. Der verrückte Hutmacher hatte zusammen mit dem Märzhasen das Lied angestimmt und Alice auf ihrer Reise ins Wunderland war mindestens genauso erstaunt verwirrt wie ich. Erst viel später sollte ich lernen, dass diese Figur des verrückten Hutmachers auf der englischen Redewendung mad as a hatter basiert und das ganze keinen allzu lustigen Hintergrund hat. Wahrscheinlich vergifteten sich die Handwerker beim Umgang mit Quecksilbersalzen Stück für Stück selbst und waren dadurch Opfer ihrer nicht mehr kontrollierbaren Körperreaktionen.
Zum Glück sind nicht nur diese Zeiten vorbei (also hoffentlich), sondern wir dürfen uns auch mit lustigeren Dingen beschäftigen. Dem Spiel und dem damit verbundenen Spaß. Und damit diese Einleitung auch nur den Hauch eines Sinns ergibt, bleiben wir bei Alice im Wunderland. Denn Schmidt Spiele hat sich die Lizenz zu Alice’s Garden geschnappt und als deutsche Version unter dem Namen Wald der Wunder veröffentlicht.
(Alice im Wunderland)
Alle Mitspielenden haben ihren Plan, auf dem gepuzzelt wird. Hierfür wählt man eines der zur Verfügung stehenden Plättchen und baut dieses ein. Ist man selbst an der Reihe, darf man sogar die Form bestimmen, die nachgelegt werden soll.
Legt man geschickt Kartenwachen aneinander, erhält man einzelne Bauteile, mit denen man später Lücken füllen kann.
Kann irgendwer keines der Plättchen mehr einbauen, endet das Spiel. Je nach gewählter Seite werden die abgebildeten Symbole anders gewertet. Minuspunkte gibt es noch für übrige Bonusplättchen und leere Felder. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Wald der Wunder findet ihr hier. (externer Link)
(Alice im Wunderland)
Erwartet hatte ich von Wald der Wunder ehrlich gesagt relativ wenig. Gut, die beiliegenden Stoffbeutel haben eine erstaunlich gute Qualität, aber der Rest des Materials sah so nichtssagend aus und die Regeln waren derart knapp, dass ich mich auf ein sehr seichtes Spiel einstellte.
Die erste Partie bestritt ich Solo und landete dabei direkt in den höheren Wertungsrängen, sodass ich mir erst einmal nicht sicher war, ob ich nicht doch in meinem Hochmut etwas falsch gespielt hatte. Aber nein, alles war richtig.
Es folgten dann weitere Partien mit jeweils unterschiedlicher Anzahl Mitspielenden, wobei sich eigentlich alle relativ gleich anfühlten. Denn Wald der Wunder ist eine eher solitäre Erfahrung und die Form der zu verwendenden Bauteile nur in den letzten 2 – 3 Zügen wirklich wichtig. Dabei ist die Entscheidung, wie welche Symbole zu verwenden sind, zwar etwas tricky, aber nicht so verkopft, wie es zum Beispiel bei Calico der Fall ist. Wobei ich persönlich die B-Seite als interessanter empfinde, da man hier auf etwas mehr achten muss, um nicht abgestraft zu werden.
Und dennoch entführt mich eine Partie Wald der Wunder in einen schönen Flow. Ich plane ein wenig und puzzle noch mehr. Dabei freue ich mich, wenn mein Plan aufgeht oder ärgere mich auch schön, wenn einfach nichts passendes ausliegen will. Da hat mich Wald der Wunder dann doch überrascht. Denn obwohl es eigentlich nichts besonderes ist, spiele ich es dennoch recht gerne. Wahrscheinlich auch, weil ich mich nicht immens verkopfen muss und es mich dennoch gleichzeitig belohnt und bestraft. Also emotional zu packen weiß.
Nur etwas mehr von der Alice im Wunderland Thematik hätte es sein dürfen. Die paar recht neutralen Bilder schaffen es zumindest bei mir nicht, mich in diese verrückte Welt eintauchen zu lassen. Aber gut, wenn man dafür ein gutes Spiel erhält, dass einen stets unterhält, kann man auch mal ein wenig darüber hinwegsehen.
Wald der Wunder von Ikhwan Kwon
Ein vielleicht nicht ganz schönes, aber dennoch gutes Puzzlespiel. Etwas solitär im Ablauf, aber durch seinen einfachen Einstieg und seine nicht zu komplexen Anforderungen eine interessante Herausforderung für die ganze Familie.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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