SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 7 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Alexandar Ortloff, Justin Kemppainen, Michael Sanfilippo, Todd Michlitsch
erschienen bei Asmodee
Ich hatte ja schon bei Small World of Warcraft erzählt, dass ich in meiner Jugend sehr viel Zeit mit diesem Online-Rollenspiel verbracht habe und durchaus viel Vergnügen damit hatte. Somit wurde ich also gleich hellhörig, als ein weiterer Titel mit diesem Thema angekündigt wurde: World of Warcraft: Wrath of the Lich King – Ein Brettspiel mit dem Pandemic-System
(Nein, das ist kein Scherz – dies ist in der Tat der volle Titel dieses Spiels, aber ich denke, ich werde ihn mit WoW:WotLK-EBmdPS abkürzen, der Einfachheit halber. Falls ihr eine besser Idee habt, wofür diese Abkürzung stehen sollte, bin ich für Vorschläge offen…)
Aber zurück zum Thema: Ich habe World of Warcraft aktiv nur bis einschließlich Burning Crusade in der Scherbenwelt gespielt – zu Wrath of the Lich King habe ich zwar noch die Videos des Intros gesehen, aber den Content habe ich nie gespielt. Insofern bin ich mit dem Thema dieses Spiels nicht so sehr verbunden, wie ich es bei dem Small World Ableger war – aber dennoch reicht es noch, um mich zu interessieren!
(Arthas Menethil in World of Warcraft, Wrath of the Lich King)
Bei WoW:WotLK-EBmdPS übernehmen wir die Rolle von Heldinnen in Azeroth – sowohl von der Horde, als auch der Allianz – und legen unsere Streitigkeiten beiseite, um gegen den bösen Lich King Arthas zu kämpfen. Auf einer Landkarte des Kontinents Northrend bereisen wir verschiedene, aus dem Computerspiel bekannte, Orte und bekämpfen dort die unermüdlich auftauchenden Gegner, die Ghule des Lich Kings. Wie schon aus dem Pandemic-System bekannt, dürfen maximal drei Ghule an einem Ort stehen; würde ein 4. platziert werden, gibt es eine sog. „Monsterflut“. Nun aber anders als bei dem bekannten Ausbruch-System mit Kettenreaktionen bei Pandemic, wird hier nicht auf angrenzenden Orten ein Ghul platziert, sondern ein besonders starker Gegner, eine „Monstrosität“ erscheint. Anders als die Ghule bewegt sich diese nun Runde um Runde auf die Heldinnen zu, greift diese an, und verursacht auch Schaden!
Doch all das soll uns nur von der eigentlichen Aufgabe ablenken: In dem auf drei Zonen aufgeteilten Northrend gibt es 3 Questen zu erfüllen – haben wir diese trotz Ghul- und Monstrositäten-Bedrohung geschafft, stellen wir uns unserer finalen Queste, dem Kampf gegen den bösen Lich King! Ist dieser besiegt, haben wir gewonnen! Sollten zu einem beliebigen Zeitpunkt des Spieles Gegnerfiguren nicht platzieren können, weil der Vorrat erschöpft ist, wandert der Marker auf der (viel zu kurzen) „Verzweiflungsleiste“ voran und erreicht er das letzte Feld, verlieren wir sofort.
Was sich deutlich von Pandemic unterscheidet, ist die Art, wie wir Aktionen ausführen können und wie wir Karten benutzen. Anders als bei dem Grundsystem haben wir als Spielende nicht etwa Ortskarten, welche wir verwenden, um eine Heilung oder ein Gegenmittel zu finden, sondern wir haben Aktionskarten, mit denen wir entweder unsere Basisaktionen verstärken können – oder Sonderaktionen zusätzlich zu unseren (meist 4) Basisaktionen ausführen können, wie schnell Reisen oder uns Heilen. Die Crux dabei: Auf der einen Seite wollen wir diese Karten ausspielen, damit wir bessere oder zusätzliche Aktionen ausführen können – auf der anderen Seite werden die Karten, besser gesagt: die Symbole auf den Karten, benötigt, um schneller beim Questen voran zu schreiten. Wir müssen also immer im Blick behalten, welche Karten gerade besonders wichtig sind, wenn wir bei den Questen erfolgreich sein wollen – und welche wir getrost spielen können, damit wir auf der Karte voran kommen.
Die komplette Spielregel zu World of Warcraft: Wrath of the Lich King findet ihr hier. (externer Link)
(Gregor Brand)
Ja, ich habe es ja bereits in der Spielbeschreibung angerissen: Es gibt deutliche Unterschiede zu dem eigentlichen Urvater, Pandemic. Am auffälligsten ist dabei wohl das neue Aktionssystem mit den Spielenden-Karten, welche entweder Basisaktionen wie Angriff oder Verteidigung verstärken, oder zusätzliche Sonderaktionen erlauben. Bei Pandemic wurden hier ja Ortskarten gezogen, welche auf der einen Seite zum schnellen Reisen, auf der anderen Seite zum Bekämpfen der Pandemie benötigt wurden. Dieses Sammeln gleichfarbiger Karten fehlt komplett bei World of Warcraft: Wrath of the Lich King. Einzig das Beisteuern der benötigten Symbole zu den Questen ist von dieser Nutzung der Spielenden-Karten geblieben – aber hier dürfen wir die Karte behalten; wir müssen lediglich das Symbol vorzeigen. Insofern ist das Spiel deutlich freundlicher an dieser Stelle.
Weniger freundlich ist es allerdings, dass bei Wrath of the Lich King – genau wie auch bei Pandemic – im Stapel der Spielenden-Karten die Epidemie-Karten eingemischt sind. Hier werden sie „Die Geißel erhebt sich“-Karten genannt (Anmerkung: Als „Die Geißel“ wird das Heer der untoten Ghule, derer sich der Lich King bedient, bezeichnet), ihre Auswirkung ist allerdings identisch: Die Lage verschärft sich, es kommt ein neuer Ort ins Spiel und der Ablagestapel wird gemischt und oben auf gelegt – von nun an werden also wieder Orte gezogen, die bereits betroffen waren. Und genauso wie bei Pandemic kann über die Anzahl der „Die Geißel erhebt sich“-Karten die Schwierigkeit des Spiels gesteuert werden. Anders als bei Pandemic haben wir hier aber auch positive Sonderkarten im Stapel: die „Hochburg“-Karte erlaubt das sofortige Platzieren einer Art Teleporter-Basis: Es ist nun möglich, von jedem Ort der Karte direkt zu dieser Basis zu reisen – und wenn wir uns dort Heilen, ist es besonders effektiv. Bis zu drei dieser Festungen dürfen wir in einer Partie platzieren – erhöhen wir jedoch die Schwierigkeit, werden es weniger dieser Karten – auf der höchsten Schwierigkeit dann nur noch eine einzige. Meiner Meinung nach zeigt sich hier am stärksten die Verwandtschaft mit Pandemic.
Denn das System der Questen, anstelle der Heilung der Seuchen bei Pandemic, ist komplett neu. Es gibt drei Questen zu bestehen, in jeder Region der Welt eine, um schließlich die vierte und finale Queste in der Eiskronenzitadelle gegen den Lich King zu bestehen. Wir Würfeln uns dabei einen Pfad entlang und verstärken diese Bewegung mit Handkarten, die ein passendes Symbol haben. Das ist leider nicht wirklich spannend, auch wenn es pro Region drei verschiedene Questen gibt, welche allesamt besondere Regeln haben. Am enttäuschensten ist dabei die finale Queste: Statt gegen Arthas Menethil, den Lich King, den Herren der Geißel in seiner Festung zu kämpfen – würfeln wir uns einen Quest-Pfad entlang, während er uns dabei grimmig zusieht und nach jedem Fortschritt zu uns sagt: 1 Schaden! 1 Schaden!!
Ganz ehrlich: Das wäre spannender gegangen! Da fehlt mir doch der mehrstufige Kampf gegen den finalen Boss eines World of Warcraft Raids, bei dem man immer wieder die Taktik wechseln muss, um am Ende zu triumphieren! Denn nicht umsonst führt ja World of Warcraft: Wrath of the Lich King ein Würfelsystem ein, wenn es um das Kämpfen und Questen geht! Das ist nämlich eine sehr gute Idee gewesen, um dem ganzen Spiel ein bisschen mehr Spannung, Dynamik und Pfiff zu geben! Nur warum dieses am Ende nicht für einen Endkampf, der diesen Namen auch verdient hätte, benutzt wird, kann ich leider nicht nachvollziehen.
Dennoch bleibt eine tolle Pandemic-Variante, die wirklich so viel anders macht, dass sie neben Pandemic eine Regal-Existenz-Berechtigung hat! Die tollen Figuren der Heldinnen – übrigens jede mit eigenen Sonderfähigkeiten – sind ein Hingucker. Und die verschiedenen Questen, die unterschiedlichen Heldinnen und auch die unterschiedlichen Questbelohnungen bieten genug Abwechslung für viele Spieleabende! Wenn man also über den eher unspannenden Endkampf hinweg sehen kann, ist es immer noch ein tolles kooperatives Spielerlebnis!
World of Warcraft: Wrath of the Lich King von Alexandar Ortloff, Justin Kemppainen, Michael Sanfilippo, Todd Michlitsch
Eine tolle Pandemic-Variante in World of Warcraft Universum. Durch Würfel und ein neues Aktionskarten-System deutlich anders und dynamischer als der Urvater!
Thomas:
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