SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 6 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Acchittocca, Antonio Tinto, Flaminia Brasini, Stefano Luperto, Virginio Gigli
erschienen bei eggertspiele
Mir war es in meiner schulischen Karriere nie möglich, eine Universität von innen zu sehen. Macht aber nichts. Schließlich war ich auch nie im alten Griechenland zugegen oder als Dinopark Betreiber eingesetzt und begebe mich dennoch spielerisch in die entsprechenden Gefilde. Außerdem ist das Thema, eine Universität im 15. Jahrhundert aufzubauen, zu frisch, um es einfach zu ignorieren. Also machte ich mich in Alma Mater auf, um genau dies zu tun.
Nachdem ich nun die wissenschaftlichen Erkenntnisse dieser Zeit zur Genüge beeinflusst habe (und was ich alles entdeckt habe!), ist es mir ein Anliegen, euch zu erzählen, wie sich das Spiel bei uns geschlagen hat und ob sich ein näherer Blick überhaupt lohnt.
(Thomas Carlyle)
Alma Mater beginnt zuerst einmal damit, dass alle Spieler ihre persönliche Universität draften. Das funktioniert nach dem bekannten Prinzip, dass man aus einer Auswahl Karten eine aussucht und den Rest nach links weitergibt. Mit den gewählten Karten bekommt man dann erstes Geld, Siegpunkte, Bücher oder auch Studenten. Dann wählt man noch einen Rektor (dessen Sonderfähigkeit im Spielverlauf entscheidend sein kann) und los geht es.
Der Rest des Spiels ist erst einmal bekannt. Wir setzen Arbeiter auf Felder, um die zugehörige Aktion auszulösen. Dadurch können wir neue Studenten und Professoren erwerben, die jeweils eigene Sonderfähigkeiten mitbringen. Zusätzlich ist es möglich, auf der Forschungsleiste voranzuschreiten, Geld in Siegpunkte umzuwandeln, beim Bischof vorstellig zu werden (weil man um Geld bitten muss und Startspieler werden möchte) und Bücher zu kaufen.
Diese sind Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Getreu dem Motto Wissen ist Macht, sind Bücher hier eine harte Währung, mit der man vieles bezahlt. Dabei gibt es Werke in den Farben aller Spieler. Ohne zu genau ins Detail zu gehen, sind die Farben bei der Bezahlung wichtig. So legt der erste Käufer eines Professors fest, welche Buchfarben abgegeben werden müssen. Und die Studenten wollen mit Werken in bestimmter Wichtigkeit gelockt werden, die wiederum durch die Forschungsleiste festgelegt wird.
Um an Geld zu kommen, ist es möglich unsere eigenen Bücher in unsere Bibliothek zu legen. Von dort sind sie für alle Mitspielnden zum Kauf verfügbar. Verbleiben sie jedoch dort, generieren sie am Ende der Runde weitere Einkünfte.
Neben diversen Meilensteinen – für die es Büsten früherer Rektoren (und deren Sonderfähigkeiten) gibt – ist es noch möglich, bis zu zwei weitere „Arbeiter“ freizuschalten. Nach sechs Schuljahren ist das Spiel vorbei uns es gewinnt, wer die meisten Punkte sammeln konnte.
Die komplette Spielregel zu Alma Mater findet ihr hier. (externer Link)
(Robert G. Ingersoll)
Die erste Partie Alma Mater lies mich schon etwas zweifelnd zurück. An meinem eigenen Geschick, das Spiel zu durchschauen, beziehungsweise herauszufinden, wie ich überhaupt an Bücher kommen sollte. Zum Glück stellte sich dies als eine Art Regelfehler heraus. Oder besser gesagt, wollte ich die erste Partie zu zweit mit meiner Frau nicht weiter aufplustern, indem ich noch eine Variante für 2 Spieler hinzunehme. Dass diese essenziell für ein rundes Spielerlebnis ist, hatte ich nicht gedacht (gut, ich habe diese Regeln auch erst einmal nicht gelesen).
Somit war der nächste Anlauf dann schon etwas runder. Denn der dritte, vom Spiel gesteuerte Spieler bringt die Möglichkeit mit an weitere Bücher zu kommen. Auch hier wird der eigene Marktplatz genutzt, mit dem ich meinen Mitspielern Werke von mir anbieten und so Geld generieren kann. Oder eben, um Bücher anderer Unis kaufen und als Währung zu verwenden. Das erleichterte das Spielgeschehen dann doch und brachte uns weiter vorwärts. Die nächsten Partien waren dann geprägt davon, dass ich mich an die einzelnen Gebiete des Spiels wagte und prüfte, ob ich mit unterschiedlichen Wegen Erfolg haben kann. Also, ob ich mich eher auf Studenten, Professoren oder die Forschung konzentriere. Ich war mir dann sicher, dass ich das Spiel soweit im Griff hatte und die besten Ergebnisse liefere, wenn ich einem Weg voll und einem zweiten teilweise folge. Doch dann kam Paul.
Paul ist ein Mensch, der derartige Spiele in beneidenswerter Geschwindigkeit durchschaut. Er ist einer der Gegner, gegen die man sich richtig ins Zeug legen muss, wenn man auch nur den Hauch einer Chance haben möchte. Aber ich war guter Dinge, schließlich habe ich Alma Mater schon mehrfach trainiert und es war seine erste Partie. Was sollte also schief gehen? 2 Stunden später hatte es Paul dann geschafft, alle (ja, alle!)Wege bis zum Ende zu verfolgen und mich auf der Siegpunktleiste fast zu überrunden. Etwas frustrierend, aber das zeigte mir, dass in dem Spiel dann doch noch eine weitere Ebene versteckt war, die mir nicht bewusst war.
Alma Mater ist ein gutes Spiel. Es fordert ein wenig Interaktion untereinander und schafft es dennoch, ein interessantes Rätsel zu formen, bei dem man neben Timing auch noch die Fähigkeit braucht, das ganze Gewirr zu durchschauen. Was dem Spielerlebnis nämlich gänzlich entgegensteht ist die genutzte Symbolsprache. Es gibt eine Vielzahl an Symbolen (einige ähneln sich dabei auch noch), die nicht einfach zu erfassen sind. Somit kommt es immer wieder dazu, dass man selbst in späteren Partien noch das Regelwerk in die Hand nehmen und suchen muss, was denn nun eigentlich genau gemeint ist. Das schafft in einem an sich schon komplexen Spiel eine unnötige Hürde, die das ganze dann schon fast in Richtung kompliziert schiebt.
Alles in allem ist Alma Mater ein interessantes Spiel, das uns durchaus gefallen hat. Es bietet im Aufbau viele Variationen, läuft während einer Partie jedoch immer in ähnlichen Bahnen, da sich bestimmte Aktionen stets wiederholen. Dieser Umstand und das von nicht selbsterklärenden Symbolen überflutete Feld steht dem durchaus interessanten Spiel im Weg für eine höhere Wertung. Dennoch versteckt sich hinter dem Titel ein gutes Spiel mit ungewöhnlichem Thema, das ich gerne auf den Tisch bringe. Zumal ich die kleinen Bücher einfach liebe!
Alma Mater von Acchittocca, Antonio Tinto, Flaminia Brasini, Stefano Luperto, Virginio Gigli
Ein gutes, wenn auch manchmal etwas anstrengendes Spiel. Das liegt nicht nur im Versuch den Überblick zu behalten, sondern vor allem an einer Vielzahl von Symbolen, die sich einfach nicht selbst erklären wollen.
Christian:
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