SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Michael Luu
erschienen bei Schmidt Spiele
Im Weltall hört dich niemand schreien. Am Spieltisch dafür aber umso mehr. Zumindest dann, wenn es um kooperative Spiele geht. Vor allem bei denjenigen, bei denen die anderen Spielenden einen dafür verantwortlich machen können, dass man eben verloren hat. Der Umstand trifft jedoch schon einmal nicht auf Mission ISS zu, denn hier liegen stets alle Informationen offen, weswegen wieder niemand schreien muss. Die perfekte Allegorie des Weltraumthemas? Wir werden sehen.
(Blaise Pascal)
In diesem kooperativen Spiel bauen wir gemeinsam an der ISS. Alles beginnt mit drei Astronauten im zentralen Modul und sollte sich, wenn wir es richtig machen, Stück für Stück zu einem achtsamen Erfolg der Wissenschaft entfalten. Jeder Astronaut verfügt über drei Werte. Bewegung, Bauen und Forschen, wodurch festgelegt ist, wie gut die Figur an welchem Projekt arbeiten kann.
Ist man dann am Zug, muss man eines der eigenen Aktionskärtchen und das eines Mitspielers auswählen. Diese beiden geben an, was in dieser Runde getan wird. So bewegen wir uns durch die Raumstation, bauen neue Module, Erforschen oder Trainieren unsere Fähigkeiten. Haben wir keine Karten mehr vor uns, ist Schichtende. Der Rundenmarker geht voran, wir dürfen unsere gesammelten Trainingsmarken verwenden, um die Fähigkeiten der Astronauten zu verbessern und erhalten Aktionskarten zurück.
Haben wir die Raumstation rechtzeitig vollendet, gewinnen wir das Spiel. Schaffen wir es nicht in den angegebenen Runden die nötigen Fortschritte vorzuweisen, sind wir raus.
Erleichtert wird das Vorhaben dadurch, dass sich die Astronauten gegenseitig unterstützen können. Außerdem geben erfolgreiche Forschungen weitere Bonusse, die wir gezielt einsetzen sollten.
Die komplette Spielregel zu Mission ISS findet ihr hier. (externer Link)
(Jules Romains)
Mechanisch gesehen gibt es bei Mission ISS einige schöne Kniffe, die ich so noch in keinem Spiel gesehen habe. Zu erwähnen ist hier natürlich die Auswahl der Aktionen über die ausliegenden Karten, die dann zeitgleich „mein Deck“ für die nächste Schicht darstellen. Ein Aktionsauswahlmechanismus, der mir aus keinem anderen Spiel bekannt war, der aber für ein Gemeinschaftsgefühl sorgt. Denn hier muss man nicht nur damit jonglieren, was zu tun ist, sondern auch, wer wie viele Karten haben wird und was sich daraus ergibt. Leider ist dies zeitgleich auch ein Scheunentor großes Einfallgebiet für einen Alphaspieler, der das Spielgeschehen an sich reissen möchte. Schließlich liegen alle Informationen stets offen, was es möglich macht, zu versuchen den Spielverlauf zu dominieren. Glücklicherweise bin ich nicht dafür zuständig, mit wem ihr Mission ISS spielt, sodass dies lediglich eine kleine Warnung darstellt.
Beim Spiel selbst war ich nach der Regellektüre gespannt auf unsere erste Partie. Es klang alles so, als würde es genau meinen Spielnerv treffen. Doch dann kam die Ernüchterung, welche sich Partie um Partie dann bestätigen sollte. Versteht mich nicht falsch. Mission ISS ist kein schlechtes Spiel und funktioniert mechanisch wie auch optisch sehr gut. Jedoch ist es auch emotionsarm und fühlt sich eher an wie ein schnöder Tag im Büro, als eine spannende Raummission. Klar ist Mission ISS eine Art Jobsimulator, aber von einem gemeinsamen Brettspielerlebnis erwarte ich dann doch ein klein wenig mehr.
Eines muss man Mission ISS jedoch lassen. Es sieht auf dem Spieltisch toll aus. Vor allem, da ich endlich einen Verwendungszweck für meine Weltraumplane gefunden habe, die ich mir vor Jahren drucken ließ. Leider sind die Astronauten, die die Raumstation bevölkern etwas überdimensioniert. Ständig ist man am Jonglieren, wie man sie auf die Bauteile stellt, damit sie zum einen überhaupt darauf passen und zum anderen alle wichtigen Informationen sichtbar sind.
Dann wären da noch die roten Würfel, die auf Forschungsplättchen landen, wenn wir zu viele davon haben. Diese bedeuten einen Baustopp, bis wir die roten Würfel entfernt haben. Das war ein Umstand, der mich thematisch etwas herausgerissen hat. Warum genügt es nicht, andere Forschungen abzuschließen? Warum müssen es genau diejenigen mit roten Würfeln sein, obwohl sie nur ein Zeichen dafür sind, dass wir nicht genügend geforscht haben?
Mission ISS ist eines der Spiele, das ich eigentlich lieben möchte, es jedoch nicht kann. Thematisch wie optisch würde es mich eigentlich voll abholen, doch spielerisch berührt es mich zu wenig. Gleichzeitig ist es mechanisch funktional und nett, ohne mich groß herauszufordern.
Mission ISS von Michael Luu
Mechanisch funktioniert das Spiel, aber leider schafft es mich weder emotional noch von der Aufgabe her zu packen. Für all diejenigen, die auch am PC gerne Arbeitssimulationen spielen.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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