SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Andrew Fischer
erschienen bei Fantasy Flight Games
Es gibt fiktive Welten, die mich einfach in ihren Bann ziehen. Egal, was dazu erscheint, es wird unbesehen bereits schon mal ins Herz geschlossen. Warum dem so ist, ist mit logischem Verstand nicht zu erklären. Nehmen wir mal Cthulhu als Beispiel. Der Mythos als Grundkonzept weiß mich immer und immer wieder zu begeistern. Ich spüre eine kindliche Vorfreude, wenn ein neues Spiel aus diesem Universum angekündigt wird. Und ich kann gar nicht sagen, wie häufig ich dabei enttäuscht wurde, weil es eben nicht dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte. Jedoch lässt sich die Faszination einfach nicht mindern.
Genau denselben Stand hat Fallout auf mich. Die ersten beiden Teile hatte ich damals auch am PC gespielt, aber so richtig eingestiegen bin ich erst mit Teil 3 auf der Playstation. Ich versank förmlich in dieser Welt und wollte sie nie wieder verlassen. Ein paar Titel später, kam dann das Brettspiel, welches mich bis heute mit einem Schauder erfüllt.
Aber, wie auch beim Mythos packt mich auch bei Fallout nicht die Logik. Und so hüpfte das Kind in mir auf und ab, als Fallout Shelter angekündigt wurde. Ob die Vorfreude belohnt wurde, erzähle ich euch hier.
(Fallout 4)
Fallout Shelter ist ein einfaches Worker-Placement Spiel. Sind wir am Zug, setzen wir einen unserer Arbeiter auf ein freies Feld. Nun müssen wir die rot aufgedruckten Kosten bezahlen, um die grün angegebene Belohnung zu erhalten. Dabei sammeln wir drei Rohstoffe. Energie, Nahrung und Wasser, die wir möglichst gewinnbringend weiterverwenden sollten.
Mit der Zeit wächst der unterirdische Bunker (Vault) durch unsere Bauaktionen, wodurch immer neue Einsetzfelder entstehen. Der Clou, unsere Räume können auch von den Mitspielern verwendet werden, wofür wir dann einen Rohstoff nach Wahl erhalten. Manche Felder bilden unsere Arbeiter aus, sodass sie auf gleichnamigen Einsetzfeldern den doppelten Ertrag liefern.
Neben Räumen sammeln wir auf unseren Ausflügen ins Ödland Ausrüstung, die wir entweder als Bonus im Spiel einsetzen oder für die Endabrechnung in Zufriedenheit (= Siegpunkte) umwandeln. Zuletzt kommen jede Runde Gefahren in unseren Bunker. Mit Würfeln wird festgelegt, welche Felder sie blockieren. Die Gefahren können in den meisten Fällen mit einem beherzten Würfelwurf beseitigt werden. Schaffen wir ihn nicht, ist unser Arbeiter verletzt und muss erst einmal verarztet werden.
Ist der Gefahrenstapel aufgebraucht oder hat ein Spieler seinen sechsten Raum gebaut, endet das Spiel und derjenige mit der höchsten Zufriedenheit gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Fallout Shelter findet ihr hier. (externer Link)
(Fallout 3)
Die gute Nachricht vorab. Fallout Shelter ist besser als sein großer Namensvetter. Gut, nach dem negativem Erlebnis, das wir mit diesem Spiel hatten, war es auch gar nicht so schwer. Aber es gibt auch gleich eine Ernüchterung, so richtig toll ist Fallout Shelter dann auch nicht.
Dabei ist nicht nur die Metallbox ein schöner Blickfang. Auch das Material fängt die Grundsätze der Marke perfekt auf und zeigt uns viele Dinge, die Veteranen der Videospiele sofort erkennen. Das sorgt für ein wohliges Bauchgefühl. Auch der Einstieg ist nicht sonderlich schwer, sodass man fast direkt nach dem auspacken loslegen kann. Stück für Stück baut sich dann der Bunker vor einem auf und die vielen Arbeiter, die im Verlauf eines Zuges gesetzt werden können, sorgen für den, aus dem alten Siedler PC-Spiel bekannten, Wuselfaktor. Alles in allem eigentlich ein Garant für ein tolles Spiel.
Leider ist es aber so, dass Fallout Shelter kaum spannende Momente aufweist. Es plätschert eher vor sich hin. Warum auch nicht, denn ich muss mich nicht sonderlich anstrengen, um Rohstoffe zu ergattern und diese in Punkte umzuwandeln. Ich muss keine Maschinerie aufbauen oder coole Ketteneffekte finden. Das macht meine Züge fast schon irrelevant. So sehr, dass es einen kaum freut, wenn man durch einen guten Zug dann mal viele Rohstoffe bekommt. Denn um diese zu übersehen bräuchte man schon Tomaten auf den Augen. Jedoch lüfte ich hier und jetzt das große Geheimnis, wie man in Fallout Shelter gewinnt. Sorgt für viele Arbeiter, die ihr einsetzen könnt.
Natürlich ist dieser Tipp eher augenzwinkernd gemeint, da Worker-Placement-Spiele in den meisten Fällen genau darauf abzielen. Aber hier ist es eben das Einzige, was man beachten muss. Denn Rohstoffe bekommt man immer und viele Arbeiter sorgen eben für viele Rohstoffe. Wobei die Ausrüstungen dann doch dafür sorgen, dass ein wenige, bessere Züge möglich sind, wenn man es ein wenig geschickt anstellt. Aber, wie oben erwähnt, sind diese so offensichtlich, dass man das nicht als Entdeckung feiern könnte.
Dabei kommt ein nicht zu unterschätzender Glücksfaktor ins Spiel. Denn sammle ich bestimmte Ausrüstung für Siegpunkte, muss es nicht bedeuten, dass diese auch tatsächlich ins Spiel kommen. Oder egal, wie gut ich ausgerüstet bin, es bedeutet nicht, dass ich eine Bedrohung besiegen muss.
So ist Fallout Shelter einfach „nur“ ein nettes Spiel für zwischendurch. Fans des Universums werden vieles wieder erkennen und sich darüber freuen. Auf lange Sicht bleibt aber nur eine mäßige, spielerische Erfahrung, die man gerne mal mitspielt, aber nicht unbedingt einfordert.
Fallout Shelter von Andrew Fischer
Ein nettes Worker-Placement-Spiel für zwischendurch, welches aber nicht einmal Fans der Marke so richtig in Begeisterungsstürme versetzt.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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