SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Matthew Inman, Elan Lee
erschienen bei Asmodee, Exploding Kittens
Lange Zeit war es mir verwehrt, den damaligen erfolgreichsten Brettspiel-Kickstarter zu spielen. Nicht, weil mir das irgendwer verboten hätte, sondern weil es sich einfach nicht ergeben hatte. Ehrlicherweise muss ich auch dazu sagen, dass ich das Erlebnis nicht nachhaltig angestrebt hatte. Hätte ich es sich ergeben, hätte ich es mitgenommen. Aber was ich vom Spiel selbst gehört hatte, war nichts, was mich dazu gebracht hätte, es zu kaufen. Viel zu einfach, viel zu wenige Entscheidungen. Ein bisschen wie Munchkin nur noch banaler. Alles Erzählungen, die mich dann eher abgestoßen hatten.
Dem gegenüber standen der immense Erfolg und der unglaubliche Witz in den Karten selbst, der dann doch meine Neugierde weckte. Nun erschien Exploding Kittens Recipes for Disaster. Sozusagen die BigBox aus dem Exploding Kittens Universum mit den besten Karten der Serie und Vorschlägen, wie diese zu kombinieren wären. Zeit also, die Wissenslücke zu schließen. Begleitet mich also hier auf meinem Weg des Lachens und der Ernüchterung.
(Christian Morgenstern)
Vor eine Partie Exploding Kittens Recipes for Disaster steht die große Frage. Welcher Katastrophe wollen wir uns entgegenstellen? Hierzu liegen im Spiel diverse Rezepte, die einem den Tag versüßen sollen. Diese hören auf tolle Namen wie Miausochist, Angriff der Angriffe oder Hochexplosiv. 13 von ihnen sind in der Box enthalten sowie 5 Blanko-Rezepte für eigene Ideen. Allen gemein ist, dass sie eine Liste an Karten beinhalten, die für das Spiel gebraucht werden.
Wurden diese Karten dann zusammengesucht, gemischt und verteilt, kann eine Partie Exploding Kittens Recipes for Disaster beginnen. Das Spielprinzip ist dabei sehr einfach. Am Zug darf man eine beliebige Anzahl Karten ausspielen und ihre Aktion ausführen. Im Anschluss muss jedoch eine Karte gezogen werden. Ist dies eine der namensgebenden Explodierenden Katzen, verliert man und steigt aus. Es sei denn, man hat noch eine Verteidigung auf der Hand. Wer zuletzt im Spiel ist, hat die Partie gewonnen. So kurz, so einfach.
Die Aktionskarten sind dabei recht unterschiedlich. Mal manipuliert man gezielt den Kartenstapel. Mal sorgt man dafür, dass man selbst keine Karte ziehen muss. Alles dient irgendwie dazu, unseren Mitspielenden Katzen unterzujubeln, während man selbst verschont bleibt.
Die komplette Spielregel zu Exploding Kittens Recipes for Disaster findet ihr hier. (externer Link)
(Jules Champfleury)
Exploding Kittens Recipes for Disaster ist unglaublich lustig. Zumindest was die Karten, ihre Illustrationen oder andere irre Ideen angeht. So gibt es zum Beispiel den Kragen der Schande, den man der Person aufsetzt, die vergessen hat, in welche Richtung aktuell gespielt wird. Das sind alles irrwitzige Details, die einem teilweise Tränen vor Lachen in die Augen treiben. Leider fehlt diese Sorgfalt auf allen anderen Ebenen des Spiels. Dabei kommt mir die alte Alpia Werbung immer wieder in den Kopf. Vielleicht erinnert sich noch irgendwer an den Spruch: „Wir stecken keine Mark in die Werbung, sondern jede Mark in die Schokolade.“ Genau das scheint der Leitspruch dieses Spiels zu sein.
Vom Anspruch her hatte ich eigentlich überhaupt nichts erwartet. Aber selbst das wurde noch unterboten. Denn so manipulativ sich die Karten auch anhören, so blind ist deren Einsatz. Es fehlt an nötigen Informationen, um hier irgendwas beeinflussen zu können. So ist man in den meisten Fällen der Ball des Schicksals und hat eigentlich keinerlei Möglichkeit zu agieren. Das hasse ich. Also wenn einem vorgegaukelt wird, dass man agieren kann, die Entscheidungen dazu aber vollkommen willkürlich in ihrer Auswirkung sind.
Was bringt mir denn der ganze Witz und Humor, wenn das Spiel dahinter eher öde ist? Zumal ich hier auch eher für mich selbst kichere, weil ich niemandem meine Kartenhand zeigen möchte. Da könnte ich mir dann genauso gut ein Buch von Horst Evers (Affiliate Link) oder Torsten Sträter (Affiliate Link) zulegen, die teilweise genauso absurde Momente des Lebens darstellen und für mich selbst lachen.
Aber natürlich kann man mit Exploding Kittens Recipes for Disaster auch Spaß haben. Das liegt dann jedoch nicht am Spiel selbst, sondern daran, dass die Mitspielenden ein Erlebnis daraus machen. Wenn man sich gegenseitig hochnimmt, verspottet und beschimpft. Aber das sind dann Menschen, mit denen man sogar beim Zählen von Grashalmen eine Mordsgaudi hätte und ist in keiner Weise dem Spiel an sich anzulasten.
Somit bleibt für mich für Exploding Kittens Recipes for Distaster nur eines zu sagen. Gut gemeint, aber in der Ausführung nur fade im Geschmack. Wobei, ich könnte es auch anders ausdrücken. Ich selbst bin einfach nicht für das Spiel gemacht. Aber ich habe auch keinen Spaß daran, wenn mich Spiele direkt mit meinem ersten Zug aus dem Spiel kegeln können. Wobei das bei Exploding Kittens Recipes for Disaster keine allzu große Strafe ist.
Exploding Kittens Recipes for Disaster von Matthew Inman, Elan Lee
Die Texte und Bilder machen durchaus Spaß, das Spiel leider nicht. Zu wenig Spiel steckt in Exploding Kittens Recipes for Disaster.
Christian:
Amazon (englisch)Milan-Spiele (deutsch)Thalia (deutsch)Buecher.de (deutsch)
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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