Dorfromantik Sakura - Schachtel

SPIELSTIL Rezension

Dorfromantik Sakura

Lesezeit: 7 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Lukas Zach, Michael Palm
erschienen bei Pegasus Spiele

- 25.Nov.2024

Ach ja, Dorfromantik (man höre mich hier wohlig seufzen 🙂). Ein Spiel, bei dem selbst der Name klingt wie eine Einladung zum Nachmittagstee mit Häkeldeckchen und Schwelgereien über die gute alte Zeit. Das erste Dorfromantik war schon der absolute Seelentröster unter den Spielen, jetzt bringt Pegasus den Nachfolger Dorfromantik Sakura heraus. Ebenfalls entwickelt von Michael Palm und Lukas Zach, basiert dieses Brettspiel noch immer auf dem gleichnamigen Indie-Videospiel, das sich seinen Platz im Herzen der digitalen Romantiker erobert hat.

Dorfromantik Sakura ist ein kooperatives Legespiel für 1 bis 6 Spieler und verspricht dabei 30 bis 60 Minuten harmonische Zusammenarbeit – oder hitzige Diskussionen, warum dieses eine Plättchen „da aber nicht passt!“. Der Tisch wird zum Schauplatz, auf dem sich Felder, Wälder und Flüsse wie von Zauberhand in eine Landschaftsvision verwandeln. Klingt idyllisch? Das ist es auch. Meistens.

Die Kirschblüten fallen immer irgendwann. – Sakura no hana wa itsumo yagate ochiru

(Japansiches Sprichwort)

Die Regeln von Dorfromantik Sakura sind zu Beginn einfach. Und zwar so einfach, dass selbst der notorische Regelverweigerer, den man oft am Tisch hat, mitmachen kann: Ziel des Spiels ist es, die sechseckigen Landschaftsplättchen so anzuordnen, dass idyllische, zusammenhängende Gebiete entstehen. Reisfelder auf Reisfelder, Bäume auf Bäume, etc. – das ist der Traum.

Dorfromantik Sakura - Die Landschaftsplättchen.

Die Landschaftsplättchen, man sieht auch die namensgebenden Kirschblüten. Felder sind hier Reisfelder.

Es gibt anfangs 2 Arten von Landschaftsplättchen. Aufträge und gewöhnliche Landschaften. Aufträge geben an wie groß eine bestimmte Art von Gebiet werden soll. Es gibt fünf Arten davon: zum Beispiel die namensgebenden Dorf-Aufträge, bei denen zum Beispiel 5 Dorffelder verbunden werden müssen.
Aufträge erfüllt man meistens mit den gewöhnlichen Landschaftsplättchen. Man kann aber auch einen Auftrag nutzen, um einen anderen weiter auszubauen, also Synergien nutzen.
Hat man einen Auftrag erledigt, zieht der nächste Spielende einen neuen, so dass immer 3 Aufträge ausliegen.

Dorfromantik Sakura - Die Auftragsplättchen

Die verschiedenen Aufträge. Strassen, Dörfer, Flüsse

Landschaftsplättchen darf man legen wo und wie man will. Das einzige was man beachten muss, sind Strassen und Flüsse. Die müssen fortgeführt werden und dürfen nicht einfach abrupt enden.

Das Spiel endet, wenn keine Plättchen mehr platziert werden können. Die Punktzahl, wird basierend auf erfüllten Aufträgen und abgeschlossenen Gebieten, ermittelt.

Das Besondere: Mit wachsendem Erfolg schaltet man neue Plättchen und Missionen als Belohnung frei. Dorfromantik Sakura hat ebenfalls den Kampagnenbogen wie schon der Vorgänger. Dieser ist ein Hauch komplexer, denn es gibt zwei Wege auf denen man voranschreiten kann. Den einen kennt man, für erreichte Punkte darf man X Kreuze auf dem Bogen machen. Jetzt gibt es noch die Namensgebenden Kirschblüten (japanisch: Sakura), die man sammeln kann – ein Hauch von Legacy-Mechanik schleicht sich ins Spiel, ohne dabei permanent Veränderungen einzuführen.

Dorfromantik Sakura - Die 6 Schachteln

Die sechs Schachteln beherbergen die Erfolge , die man freischalten kann.

Sakura ist der Spiegel des Frühlings; sie zeigt uns, wie kostbar jeder Moment ist.

(Japanisches Sprichwort)

Robert meint:

Hinweis:

Dies ist eine Rezension zu Dorfromantik Sakura. Jedoch sind gerade die ersten Partien wie das klassische Dorfromantik. Erst gegen später bemerkt man größere Unterschiede, was das Spielerische angeht. Ich gehe aber nur extrem oberflächlich auf die Erfolge, die man freischalten kann, ein. Da möchte ich euch nicht spoilern. Daher gilt das, was ich hier schreibe, sowohl für Dorfromantik als auch für Dorfromantik Sakura.

Dorfromantik Sakura ist einer dieser seltenen Kandidaten, die „easy to learn, hard to master“ extrem gut schaffen. Der Einstieg ist weich wie Seidentofu. Die Regeln kann man mehr oder weniger beiläufig erklären, manches sogar erst, wenn das entsprechende Plättchen aufgedeckt wird.

Das Spielgefühl ist geprägt von einer reizvollen Mischung aus langfristiger Planung, kurzfristigem „Mist, das passt nicht“ oder einem “Wir brauchen endlich einen Fluss Auftrag!”. Wobei langfristige Planung nach großem Anspruch klingt. Man kann sich etwas für die Partie vornehmen und gezielt darauf hinarbeiten. Beispielsweise einen 10 Plättchen langen Fluss zu schaffen oder hohe Punktzahlen in einer Kategorie zu erreichen. Ja, man kann sich das wünschen, das heißt aber noch lange nicht, dass das gelingen wird. Die Anforderungen sind teilweise knackig – was ambitionierte Spieler bestimmt anspornt, Gelegenheitsspieler aber auch abschrecken kann.

Dorfromantik Sakura - Die Aufträge

Mit diesen Plättchen werden neu aufgedeckte Aufträge belegt. Sie zeigen an wie groß das Gebiet sein muss, bevor der Auftrag erledigt ist.

Manchmal war es fast schon absurd, wie lange wir über die perfekte Platzierung eines einzigen Plättchens nachdachten. Wo liegt der Fluss nun am Besten? Und wie herum ist die Ausrichtung gut? An welchem Auftrag arbeiten wir zuerst?

Dorfromantik Sakura gilt als völlig unverdächtig für Grübelstarre. Jedoch ist es eine veritable Falle für alle Ästeten. Es kann ein Graus für Menschen sein, die eine harmonische Landschaft anstreben oder dann fast schon therapeutisch, wenn sie mit einer weniger harmonischen leben müssen. Dorfromantik Sakura ist, wie bereits erwähnt, ein kooperatives Spiel – so lange niemand am Tisch die Alpha-Mütze aufsetzt. Das Brettspiel bietet keinerlei Mechanismen, die einen Kontrollfreak bändigen könnten. Ein „Nein, Timo, das Plättchen kommt DAHIN!“ ist durchaus möglich. In dem Fall muss die Gruppe die Situation zusammen moderieren.

Wenn die Plättchengötter einem nicht wohl gesonnen sind, kommen die Landschaften einfach nicht in der Reihenfolge, die man braucht. Dorfromantik Sakura hat, wie sein Vorgänger, einen hohen Glücksfaktor, den man mit geschicktem Legen abmildern aber keineswegs ausmerzen kann. Umso schöner ist es, wenn eine Partie so richtig flutscht. Dann hagelt es Punkte. Und wenn wir schon über Unwetter reden. Dorfromantik Sakura löst im Hirn ein echtes Belohnungsgewitter aus, denn mit jeder Partie schaltet man entweder Erfolge frei oder kommt einem Erfolg näher. Perfide und doch genial, man fühlt sich wie der Esel dem die Karotte hingehalten wird. Hier merkt man, dass Dorfromantik die Umsetzung aus der digitalen Welt ist. Dort gibt es diese Mechanismen schon länger. Jeder freigeschaltete Erfolg hilft einem noch mehr Punkte zu generieren und schneller voranzukommen. Ein echter Motivator nicht nur eine Partie zu spielen, sondern gleich zwei oder vielleicht auch drei.

Dorfromantik Sakura - eine Landschaft

Es liegen schon ein paar Landschaften. 2 Aufträge sind erledigt, offen sind ein Fluss, eine Strasse und ein Dorf.

Alles was aus diesen kleinen verlockenden Schachteln kommt, bringt weitere Regeln mit sich. Es wird dadurch nie zu einem komplexen Spiel, zumal alles schön nacheinander kommt. Aber es wird mehr an das man denken muss. Ich empfand es manchmal eher als ein wenig fummelig. Oft kommen Neuheiten in Form von Karten dazu, die gilt es zu organisieren und noch wichtiger, man sollte während einer Partie daran denken. Man ist gut beraten sich Erfolge vor einer Partie nochmals anzusehen, besonders wenn die Letzte schon eine Weile zurück liegt.

Dorfromantik Sakura bringt 6 Schachteln, eine mehr als der Vorgänger. Die neuen Erfolge machen das Spiel noch flexibler und interessanter. Sie können sich für manche vielleicht sogar einen Hauch zu komplex anfühlen, für die würde ich dann den Vorgänger empfehlen. Insgesamt hat es mehr von allem, wie das bei Nachfolgern oft so ist. Hier ist es aber wirklich gut gelungen.

Dorfromantik Sakura - Der Kampagnenbogen.

Der Kampagnenbogen, der untere Teil ist bekannt vom alten Dorfromantik. Wie man die oberen Kreuze bekommt, lernt man erst später.

Es hat, wie sein Vorgänger, eine grandiose Langzeitmotivation. Man möchte „nur noch diese eine Aufgabe“ erfüllen und sieht sich plötzlich beim Planen der nächsten Partie. Die Legacy-Elemente sind mehr als dezent, aber irre effektiv. Allerdings: Sobald alle Erweiterungen freigespielt sind, könnte der Reiz abflachen – bis dahin ist der Weg jedoch schön gestaltet und sicherlich ein langer.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Dorfromantik Sakura von Lukas Zach, Michael Palm

Dorfromantik Sakura - Schachtel

Dorfromantik Sakura ist, wie sein Vorgänger auch schon, ein charmantes, entspannendes und überraschend kniffliges Legespiel, das vor allem durch seine kooperative Natur und den Legacy-ähnlichen Fortschritt glänzt. Perfekt für alle, die lieber Landschaften bauen, statt um Rohstoffe zu kämpfen. Empfehlenswert für Fans von Puzzles, (hoffentlich) friedlicher Interaktion und gemütlichen Spieleabenden.

  • Erscheint bei Pegasus Spiele
  • Für 1 – 6 Spielende und dauert 30 – 60
  • Am besten geeignet für Familie

Spielstil – Wertung

Robert:

9/10
Das gefiel uns
  • Einfach zu lernen, mit unerwartet viel Tiefe
  • Toller Wiederspielreiz
Das nicht so
  • Glücksfaktor beim Plättchenziehen kann frustrieren
  • Könnte nach Freischaltung aller Inhalte an Reiz verlieren

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Robert Alstetter

Brettspieler und auch Sammler mit Hang zum Minimalismus - Rollenspieler D&D 5e - Hobbykoch und ProfiEsser - softwarebegeistert - Sportlaie auf dem Mountainbike - Musikkonsument

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