SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 3 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Matthieu Podevin
erschienen bei Holy Grail Games
Schon Terry Pratchett wusste, dass eigentlich nicht alle Wege nach Ankh-Morpork führen, sondern vielmehr alle Wege davon weggehen. Nur manchmal läuft halt jemand in die falsche Richtung. Und genauso muss es mit Rom sein. Wahrscheinlich. Ich war noch nie dort und kann es weder bestätigen noch dementieren.
Aber dafür habe ich ein ganz solides Wissen, was das Asterix Universum angeht. Dank meinem Vater hatte ich stets Zugriff auf alle damals erschienenen Comics. Und genau wie in der Zeit als Kind geht mein Herz immer wieder auf, wenn ich die Knollennasen erblicke. Und genau so landete Cäsars Imperium auf meiner Topliste der interessantesten Essen Neuheiten 2021.
Gut, das ist nur die halbe Wahrheit. Die Vorstellung von Asmodee hatte ihre Teilschuld daran. In der Präsentation wirkte alles wie eine runde Mischung für die ganze Familie. Doch ich hätte dem alten Leitsatz von Lizenzprodukten treu bleiben sollen. Dabei hatte ich doch so sehr gehofft, dass dieses Kapitel lange abgeschlossen sei.
(Die spinnen die Römer!)
Sind wir in Cäsars Imperium am Zug, müssen wir eine noch nicht mit Rom verbundene Stadt an das Wegenetz anschließen. Als Belohnung nehmen wir uns das Stadt- und das Warenplättchen, die sich darauf befunden haben. Nun bekommen alle Mitspielenden, deren Einheiten auf dem Weg zwischen Rom und der neuen Stadt befinden, Punkte. Danach ist der nächste Mitspielende an der Reihe.
Sind alle Städte angeschlossen, gibt es zu den bereits erhaltenen Punkten noch weitere für gleiche/unterschiedliche Warenplättchen und gesammelte Sesterzen. Außerdem noch die Punkte für die gesammelten Stadtplättchen, wobei nur das höchste einer Farbe zählt. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
(Cäsar in Asterix bei den Briten)
Wie kann ein Spiel nur so toll aussehen und dann so langweilig sein? Ich bin ja schon viel gewohnt, was Asterix Umsetzungen angeht. Aber das ist eine Frechheit. Das Spiel hält in keiner Weise, was es optisch verspricht, sondern ist im Kern nur ein ziemlich langweiliges Matheproblem. Wo kann ich den einen Punkt mehr rausholen als meine Mitspielenden? Das ist das komplette Spiel. Nicht mehr, nicht weniger.
Natürlich könnte man dazu übergehen und die wenigen Züge hart durchdenken, um eigene Sets und Städte möglichst punkteträchtig zu vervollständigen und anderen Mitspielenden keine Vorlage zu ermöglichen. Aber in Cäsars Imperium habe ich keinerlei Lust dazu, da es auf mich einfach nur wie eine belanglose Unterhaltung wirkt. Keine List und Tücke, sondern ein ewiges abstraktes Grübeln über einem farbenfrohen Spielplan.
Und bevor ihr mir nun sagt, dass das ein Familienspiel ist und man sich nicht zu viele Gedanken machen sollte. Sorry, aber dann hat das Spiel ja überhaupt nichts mehr zu bieten. Zumal mir meine Familie die Box inzwischen hinterherwirft, sobald ich frage, ob wir es nochmals versuchen sollen.
Cäsars Imperium ist für mich jetzt schon die Enttäuschung des Jahres. Ein Spiel, das die alten Weisheiten zum Thema Lizenzumsetzungen wieder wahr werden lässt. Macht einen weiten Bogen drum.
Cäsars Imperium von Matthieu Podevin
Optisch Hui, spielerisch Pfui. Nichts, was mich an den Spieltisch lockt. Ein eher abschreckendes Beispiel, wie man ein langweiliges abstraktes Spiel unter einer schönen Hülle versteckt.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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