Steffen Benndorf, der Name ist bei uns spätestens seit „The Game“ und „Twenty One„, welche uns ausnahmslos sehr gut gefallen, bekannt. Umso erfreuter waren wir, als er sich bereit erklärte uns für ein Interview Rede und Antwort zu stehen. Erfahrt also, wie er seinen Kopf aus der Schlinge zieht, wie er arbeitet und was „Phase 10“ mit „Twenty One“ gemeinsam hat.
Zuerst einmal müssen wir einen Skandal besprechen. In unserer „Twenty One“ Rezension hast du meiner Frau schweren Betrug vorgeworfen. Hier biete ich dir nun die Möglichkeit dich dafür öffentlich zu entschuldigen.
Es tut mir leid. Es ist natürlich purer Neid, der da aus mir spricht. Mehr als 140 Punkte habe ich in den vielen Partien noch nie erzielt und auch keiner meiner Mitspieler. Das man in einem Spiel mehrfach die fetten Bonuspunkte abgreift, kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Hast du dich mal gefragt, ob es vielleicht an Dir liegt, das du immer verlierst ? ?
[Anmerkung der Redaktion: Wir können diese These weder bestätigen noch dementieren. Obwohl… doch… Christian ist in „Twenty One“ einfach schlecht…]
Wie ist es dazu gekommen, dass du Spieleautor wurdest?
Es ist der typische Weg gewesen, den auch andere Autoren beschritten haben. Schon als Kind immer gern und viel gespielt. Während des Studiums dann in Kontakt
gekommen mit „richtigen“ Spielen wie Siedler, El Grande, Tikal usw. Und irgendwann in dieser Zeit hatte ich die erste Idee zu einem eigenem Spiel. Das ist nun schon mehr als 20 Jahre her. Das Spiel war nicht wirklich gut, denn es dauerte ewig und hatte keine richtige Zielgruppe. Spaß hat es wahrscheinlich auch nur mir gemacht. Aber ich hatte irgendwie Blut geleckt, es gab erste Kontakte zu Verlagen und dann hab ich weiter gemacht. Zu Beginn waren es entweder komplizierte Strategiespiele oder vom Material sehr aufwändige Kinder- und Familienspiele. Einfach gab es damals noch nicht. Jedes Spiel musste auf seine Art was Besonderes sein. Keines dieser Spiele konnte jemals einen Verlag überzeugen, obwohl ich manchmal schon dicht dran war.
Sobald das gewünschte Spielgefühl im Kopf modelliert ist, suche ich nach Mechanismen, mit denen man das Gefühl erzeugen könnte. Mit ein paar Karten, Würfeln und Plättchen, kann man dann schnell erste Versuche machen. Meistens müssen dann entweder meine Familie oder einige meiner Kollegen daran glauben und den ersten Spielgefühlscheck über sich ergehen lassen. Wenn ich merke, dass die Mitspieler bei der Sache bleiben und ihre kostbare Zeit gern mit meinen Hirngespinsten verbringen, dann mach ich weiter und bastle einen Prototypen, der dann schon bessere Qualität hat. Damit wird dann weiter getestet und der Spielablauf perfektioniert.
Was ich vielleicht anders mache, als andere Autoren: 1. Ich binde immer sehr früh schon Redakteure bestimmter Verlage mit ein und frage nach was sie von bestimmten Ideen halten. Und 2. verlasse ich mich mehr auf mein Gefühl ob ein Spiel funktioniert, als auf Einzelmeinungen von Testspielern und Gruppen. Und wenn meine Frau noch sagt, dass ihr das Spiel gefällt, dann hab ich alles richtig gemacht.
Trotzdem fand ich den Würfelmechanismus gut und wert einen größeren Erfolg zu haben. Gegen Ende 2015 begann ich dann, das alte „Fiese 15“ zu modernisieren.
Um die Frage zu beantworten, ich habe in „Twenty One“ ein großes Suchtpotential vermutet, aber es hat viele Testrunden und Veränderungen gebraucht, um es zu heben.
Die wichtigste Auszeichnung und ein Zeichen höchster Qualität, die meine Spiele noch vor der Veröffentlichung erhalten können, ist das „gefällt Barbara“ Siegel. Gefällt es meiner Frau, dann gefällt es vielen ?
Deine Spiele sind ja recht abstrakt. Möchtest du auch mal ein thematisches Spiel machen oder hast du diese Art ganz bewusst gewählt?
An was arbeitest du im Moment?
Zum einen wird immer an Fortsetzungen und Erweiterungen von Qwixx und The Game gearbeitet. Die Produktreihe braucht Pflege und die Spielegemeinde nimmt hochwertige Erweiterungen sehr gern an.
Andere konkrete Projekte gibt es im Moment nicht. Ich suche erst wieder nach einer guten Idee.
Vielleicht liegt die Kunst darin, einem Spiel seine Einfachheit zu lassen und eher das Spiel einzustampfen als die Einfachheit aufzugeben wenn es nicht so funktioniert.
Das hab ich schon mit Qwixx. Das hat alle meine Träume erfüllt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das nochmal getoppt wird.
Freuen würde es mich, wenn irgendwann mal mehr als nur ein Benndorf auf dem Schachtelcover steht, aber da sind wir noch weit davon entfernt.
Ich spiele für mein Leben gern und kann mir nicht vorstellen je genug davon zu bekommen. Das gehört auch irgendwie mit dazu. Nur mit der nötigen Leidenschaft und Spaß am Spiel, kann man auch neue Spiele schaffen.
Als Autor bin ich immer wieder sehr froh, wenn eine Spielidee so reif ist, das man sie auch mal einige Zeit liegen lassen kann, ohne Angst haben zu müssen, nach ein paar Wochen nicht mehr zu wissen, was ich mir bei dem Konzept eigentlich gedacht hatte.
Kannst du eigentlich bei Spielen anderer Autoren einfach abschalten oder schaltet sich im Hinterkopf immer der Autor ein, der sich fragt, ob er etwas anders gelöst hätte?

Ab und zu findet man mich auf dem Golfplatz oder ich mache zusammen mit meiner Frau Musik. Kino, Konzerte und gutes Essen sind der kleine Luxus zwischendurch.
Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, die so gut wie nicht lesen. Konzentriertes Lesen behindert mich beim Denken.
„Kein Pardon“ – weil ich den Humor liebe und weil ich mit meinen Kindern stundenlang Szenen aus dem Film nachspielen kann, sehr zum Leidwesen meiner Frau ?
„Die fabelhafte Welt der Amelie“ – weil ich es liebe große Stücke von der Tapete abzureißen und meine Hand in einen Sack voller Getreide zu stecken
„Good will hunting“ – weil man das tun muss, wo einen das Herz hinzieht
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ – weil man beim Spieletesten auch immer wieder und wieder das gleiche tut, in der Hoffnung, dass sich irgendwas ändert
„Wer früher stirbt ist länger tot“ – weil wir doch letztlich alle nach Unsterblichkeit streben
The Game – weil es auch mal gut tut, wenn ein anderer Schuld ist ?
Werwölfe – falls mal alle mitspielen wollen
Tichu – weil es so genial ist
Schach – weil ich dort endlich die Zeit hätte besser zu werden
Da gibt es nichts.
Ich möchte aber gern all denen danken, die mit viel Eifer und Engagement versuchen, unser gemeinsames Hobby einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen.