SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Francesco Calvi
erschienen bei Huch!
Jeder von uns weiß eines. Einkäufe müssen richtig aufeinandergestapelt werden, wenn man diese heil Nachhause bringen möchte. Manch jemand hat das bereits rechtzeitig verinnerlicht. Andere, nachdem sie eine riesengroße Sauerei in der Tasche hatten. Dass gerade das einmal das thematische Gerüst für ein Spiel werden sollte, hätte ich vor Fresh Fruits nicht gedacht.
Gut, was haben wir schon alles sauber gestapelt? Allein, wenn ich zurückdenke, fallen mir da diverse Dinge ein. Im Videospielbereich einfach Klötzchen in Tetris, Juwelen in Columns und Pillen in Dr. Mario. Im analogen Bereich waren es bei mir persönlich zumeist Holzklötzchen. Sei es in Jenga, Villa Paletti, Menara, Tokyo Highway, Minecraft oder dem guten alten Packesel. Immer Holz in unterschiedlichen Arten. Eines muss ich dabei sagen, so richtig geschickt bin ich dabei nicht.
Zum Glück ist Fresh Fruits hier anders. Ich muss keine großartige Fingerfertigkeit beweisen, sondern lege geplant meine Auslage, was man dann eher mit Kingdomino in Verbindung bringen könnte. Dabei muss ich beachten, dass ich nichts Schweres auf etwas Leichtes lege. Das klingt aber nun auch viel einfacher als gedacht. Dennoch ist Fresh Fruits nicht das gewünschte Knobel-Highlight. Aber ich greife vor.
(Geroges Braque)
In der Spielmitte liegt eine Auswahl an Doppelplättchen, auf denen Früchte abgebildet sind. Mit dabei sind leichte (Pflaume, Brombeere), mittelschwere (Orange, Aprikose), schwere (Apfel, Granatapfel) und sehr schwere (Melone, Ananas) Früchte. Am Zug dürfen wir aus dieser Auslage ein Plättchen wählen und in unseren Korb legen.
Dabei gibt es zwei Schwierigkeitsstufen des Spiels. Im leichten Spiel bauen wir das Obst beliebig in den Korb. Im Brettspiel für Geübte muss eine Auslage von unten nach oben gebildet werden. Zu beachten sind mehrere Dinge. Das wichtigste, lege kein schwereres Obst auf leichteres.
Denn Letzteres würde dadurch zerquetscht werden und kann nicht nur keine Pluspunkte liefern, sondern bringen uns auch immense Minuspunkte ein. Zusätzlich ist es positiv, Früchte in ihre passende Reihe zu legen oder so zu wählen/ordnen, dass die ausliegenden Aufträge erfüllen. All das bringt uns für das Spielende Pluspunkte.
An Aufträgen gibt es drei Kategorien. Lege Früchte in einer bestimmten Reihenfolge, habe eine Mindestanzahl einer bestimmten Frucht, habe eine maximale Anzahl einer Frucht. Dabei können wir uns schon einmal von einem Wunsch verabschieden, wir können nicht alles erfüllen und beachten, ohne dabei etwas anderes negativ zu beeinflussen.
Kann niemand mehr ein Plättchen in seinen Korb einbauen, beziehungsweise sind alle Körbe voll, endet das Spiel. Nun werden alle zerquetschen Früchte markiert und die Punkte gezählt. Wer die meisten sammeln konnte, gewinnt.
(Giordano Bruno)
Ich sage es gleich zu Beginn. Fresh Fruits klingt interessanter, als es dann wirklich ist. Das Spiel tröpfelt eher vor sich hin. Da man nie so richtig weiß, was reinkommt, hat man ziemlich wenig Einflussmöglichkeiten und beginnt das Spiel ist es auch schon wieder vorbei. Es jetzt belanglos zu nennen wäre etwas zu hart, aber spannend wird es auch nie. Eher wie ein Spiel für kleine Kinder, das eigentlich mehr sein möchte.
Jedoch muss ich euch noch etwas gestehen. Ich habe euch in einem Punkt belogen. Denn eine kleine Mechanik habe ich im Regelteil bewusst weggelassen, um ihn hier zu platzieren. Ein kleiner Teil der Einflussnahme entsteht daraus, dass wir ein Plättchen zu Beginn des Spiels erhalten, welches nur eine Frucht und eine leere Seite aufweist. Anstatt ein Plättchen aus der Auslage zu nehmen, darf man auch dieses platzieren. Das hat zwei Vorteile, man muss nichts nehmen, was so überhaupt nicht passt und hat sozusagen ein Jokerfeld, welches weder zerquetscht noch gequetscht werden kann. Gleichzeitig bringt es jedoch auch Nachteile mit sich. 50 % des Plättchens bringen definitiv keine Punkte ein und man benötigt Glück, damit die andere Hälfte uns in den Aufträgen unterstützt.
Aber lohnen sich diese Überlegungen bei einem Speil ab 8, welches nur 15 Minuten (bei uns sogar eher unter 10) dauert? Ja, meines Erachtens schon. Denn Fresh Fruits beweist für mich erneut, dass ein Spiel mindestens eines von zwei Dingen aufweisen muss. Emotionen oder interessante Mechaniken. Keines von beidem ist auch nur im Ansatz erfüllt. Ja, mechanisch funktioniert das Brettspiel, indem eine Partie von Anfang bis Ende gespielt werden kann. Aber es packt mich einfach nicht. Weder ärgere ich mich groß, wenn die Auslage so überhaupt nicht passen möchte, noch knoble ich ewig herum, wie ich nun ein Plättchen am besten einbaue.
Fresh Fruits ist leider so überhaupt nichts, was ich nochmals spielen möchte. Sehr einfach zu erlernen oder zu spielen, aber es bringt nichts mit, was mich frohlocken lässt. Klar funktioniert es so, wie es sollte, aber das wäre ein wenig wie komplett geschmacksneutrales Essen. Es erfüllt die Bedingung zu sättigen, aber der Spaß bleibt einfach auf der Strecke.
Fresh Fruits von Francesco Calvi
Ein sehr einfaches Spiel, das nicht so richtig überzeugen kann. Es fehlt an interessanten Kniffs, Emotionen oder einfach spannenden Elementen.
Christian:
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Denny Crane
Boah, das spricht mich optisch null an. Das ist vom Grafikdesign irgendwo in den 80ern hängen geblieben.
Zum Spiel selbst wirkt es so, als habe man versucht eines dieser generischen free2play Handy Spiel 1:1 auf das Medium Brettspiel zu übertragen. Nur wo so ein Spiel mal ggf ganz nett ist für ne Busfahrt, würde man zuhause für dieses Spiel keine Sekunde seiner Hobbyzeit abzwacken
Christian Renkel
Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht, aber ja, es geht optisch schon in die Richtung. Ich hatte mal bei meiner Oma ein Domino Spiel, das gewisse Ähnlichkeiten aufwies. Nur gab es da um jedes Feld noch einen fetten weißen Rahmen. 🙂