SPIELSTIL Rezension

Space Escape – Game Factory – 2018

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Matt Leacock
erschienen bei Game Factory

Wir müssen nicht drum herumreden. Ein Nacktmull ist eher eines der hässlicheren Tiere. Kein flauschiges Fell, keine Knopfaugen oder eine süße Schnauze zieren ihn. Da ist es umso erstaunlicher, dass dieses grotesk wirkende Geschöpf nun Hauptdarsteller eines Kinderspiels geworden ist. Doch zum Glück gibt es bei „Space Escape“ genügend künstlerische Freiheit, um die Tierchen im Spiel doch adrett wirken zu lassen. Hoffen wir mal, dass das Spiel selbst auch überzeugen kann.


Vom zu vielen Schlafen hat die Schlange ihre Füße verloren.

(Sprichwort)

„Space Escape“ ist ein kooperatives Spiel. Gemeinsam versuchen wir die in der Raumstation ausliegenden Gegenstände einzusammeln und in die Rettungskapsel zu gelangen. Die Bewegung erfolgt dabei komplett über Karten. Diese steuern auch unsere Gegner. Wir müssen geplant vorgehen, um unsere Aufgabe zu erfüllen und siegreich aus dem Spiel hervorzugehen.

Ein paar bebilderte Beispielzüge findet ihr in dieser Galerie:

Wir waren uns heute zu dritt in die Weiten des Alls.
Blau beginnt. Mit dieser Karte muss er zuerst alle Spielerfiguren um drei Felder bewegen.
Zuerst nimmt er seine eigene Figur.
Er zieht sie die angegeben drei Felder. Seine Bewegung endet am unteren Ende einer Leiter.
Die Figur steigt dadurch sofort ans obere Ende.
Nun zieht er die gelbe Figur drei Felder.
Auch diese klettert die Leiter hinauf.
Zuletzt bewegt er grün.
Ach diese Figur landet auf einer höheren Ebene.
Nachdem die Spielerbewegung abgeschlossen ist, wird die der Schlangen ausgelöst. Bei dieser Karte muss er eine lila Schlange bewegen.
Er verschiebt also die passende Schlange um drei Felder.
Zuletzt zieht blau noch eine neue Karte für die nächste Runde.
Wir sind am Zug. Leider haben wir Pech. Wir müssen eine beliebige Schlange ein Stockwerk nach oben befördern.
Wir entscheiden uns für die grüne.
Sie landet auf der nächsthöheren Ebene.
Zum Abschluss ziehen auch wir eine neue Karte.
Nun ist grün am Zug. Laut dieser Karte müssen alle braunen Schlangen nach oben klettern.
Da nur eine Schlange der passenden Farbe auf dem Spielfeld ist, beschränkt sich die Karte auf sie.
Auch grün erhält zuletzt eine neue Karte.
So läuft das Spiel immer weiter, bis eine der Figuren auf einem der Gegenstände zu stehen kommt.
Dann wandert das Plättchen in den Rucksack der Figur.
Außerdem können Figuren (Schlangen oder ein Mull) auf einer Röhre landen.
Dann rutschen sie runter bis ans Ende der Röhre.
Wobei wir aufpassen müssen, dass wir dabei nicht ins Weltall katapultiert werden. Denn dann verlieren wir.
Ziehen wir auf oder über eine Schlange werden wir gebissen.
Der betreffende Spieler muss zurück auf sein Startfeld.
Außerdem muss er seinen Arztkoffer abgeben. Passiert das ein zweites Mal, verlieren wir.
Wir gewinnen das Spiel, wenn alle Figuren mit allen Gegenständen in der Rettungskapsel sind.
Später gibt es noch weitere Herausforderungen, die in einem Umschlag versteckt bleiben, bis wir sicher sind, dass wir das Spiel im Griff haben.

Wer einmal von einer Schlange gebissen wurde, hat Angst vor jedem Stückchen Schnur.

(Unbekannt)

Die Assoziation mit dem alten „Leitern und Rutschen“ Spiel kommt bei „Space Escape“ nicht von ungefähr. Ich denke Matt Leacock würde lügen, wenn er abstreiten würde, dass dieser Klassiker der Kinderspiele ihn inspiriert hatte. Da ich das alte „Würfel- und Laufspiel“ nicht allzu euphorisch in meinem Herzen behalten hatte, ging ich auch zuerst etwas skeptisch an die Nacktmulle im Weltall heran. Zum Glück habe ich es dennoch versucht, denn das Spiel ist richtig gut geworden. Zumindest, wenn man es mit anderen Kinderspielen im direkten Vergleich sieht.

Die Regeln sind zügig erklärt und können selbst von Kindern schnell und zielgenau umgesetzt werden. Dabei kann man ihnen immer wieder wunderbar aufzeigen, dass es manchmal befriedigender sein kann sich selbst mal nicht so wichtig zu nehmen. Denn nur das Team gewinnt. Egal, wer nun die coole „Weltraumkarte“ aufsammeln durfte. Mit der Zeit werden sie auch im vorausschauenden Spiel und dem Einschätzen der Situation immer besser, was sich nur positiv auf die Spielerkarriere auswirken kann.

Wobei man auch sagen muss, dass „Space Escape“ für Erwachsene nicht sonderlich spannend ist. Nicht, weil das Spiel selbst nicht angenehm wäre – im Gegenteil, es zählt zu den verträglichen Kinderspielen – sondern weil es einfach keine richtigen Überraschungen gibt. Das Spiel ist recht geradlinig und stellt einen im Grunde genommen vor keine Probleme mehr, wenn man es geknackt hat. Gut, im Normalfall ist der Kartenstapel so abgestimmt, dass man nur noch wenige Karten zur Verfügung hat, bevor man gewinnt. Dafür ist das Sieg-/Verlustverhältnis jedoch eindeutig auf der Gewinnerseite.

Ein klein wenig enttäuscht war ich vom Inhalt des Herausforderungsumschlags. Dieser baut eine vielversprechende, geheimnisvolle Stimmung auf. Ich hatte hier einen richtig markanten Twist erwartet. Leider fühlte es sich nur so an, dass wir nun einfach das komplette Spiel, wie es gedacht war, spielen. Nicht mehr, nicht weniger.

Dennoch, wer Kinder im passenden Alter, von etwa sieben Jahren aufwärts, hat, der sollte einen Blick auf „Space Escape“ werfen. Ein liebevolles, kooperatives Spielerlebnis, welches schnell vermittelt und gespielt ist. Noch eine Prise mehr Herausforderung und Unwägbarkeit hätten dem Spiel zwar gut getan. Aber wahrscheinlich ist es gerade der häufige Sieg, der Kinder zuletzt vollauf begeistert.

Space Escape

Game Factory


Autor: Matt Leacock
Dauer: ca. 15 – 20 Minuten
Spieler: 2 – 4
Schwierigkeit: Einsteiger

Anmerkungen

Space Escape – Game Factory – 2018 von Matt Leacock

  • Erscheint bei Game Factory
  • Für 2 – 4 Spielende und dauert 15 – 20 Minuten
  • Am besten geeignet für Familie

Spielstil – Wertung

Christian:

9/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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