Mit #BG2GETHER wollen wir uns, genau wie jeden anderen Monat, gemeinsam mit Kolleg*innen einer weiteren Frage stellen. Diesmal werden wir wieder einmal zurückblicken. Uns selbst analysieren und auch das eine oder andere Geständnis abliefern. Denn wir fragen uns:
Frage des Monats August 2024
Wie wichtig ist die Ästhetik eines Brettspiels im Vergleich zur Spielmechanik? Wie viel Einfluss haben die beiden auf das jeweilige Thema? Wann verzeiht ihr einem Brettspiel, wenn die Optik oder die Mechanik mal nicht stimmt?
Ich bin ein Opfer der Optik. Das habe ich gerade wieder beim Durchblicken der Boardgamegeek Liste zu den Brettspielneuheiten der Spiel in Essen festgestellt. Ich habe hier ja eine ganz einfache Vorgehensweise. Ich filtere zuerst alles raus, bei dem ich die Sprache nicht verstehe. Nehme noch die Erweiterungen weg. Dann geht es los. Ich stöbere und lese quer. Doch eines stelle ich immer fest. Ist das Cover schön, bin ich eher angefixt.
Dabei hatte ich in der Vergangenheit schon häufig Probleme mit dieser Einstellung. Man freut sich auf ein Spiel und fragt sich dann bereits in der ersten Partie, was man sich denn hier nun angetan hat. Ein ganz bekanntes Beispiel hierfür ist Flamecraft. Mein Gott sieht das schön aus! Aber es ist so beliebig! So schade. Klar kann man jetzt argumentieren, dass ich einfach nicht die Zielgruppe bin. Aber ich betone dennoch immer wieder gerne, dass mir auch die einfachsten Spiele Spaß bereiten können. Robert zieht mich immer mit Impact auf. Ein ganz, ganz einfaches Spiel ohne Einfluss, das ich jedoch immer wieder gerne spiele. Warum? Weil wir einfach eine tolle gemeinsame Zeit haben.
Doch das bringt uns nun nicht bei der Frage weiter, ob die Optik nicht doch einen großen Teil des Spielerlebnisses ausmacht. Und ja, natürlich möchte ich auch etwas Schönes zu sehen haben. Etwas, das mich anspricht. Nicht nur, weil ich das mag, sondern auch weil es dann bei meiner Frau bessere Chancen hat, auf dem Tisch landen zu können. Und über das Thema brauchen wir gar nicht groß zu diskutieren. Dieses wird häufig zu 100 % von der Optik getragen. Schließlich gibt es die Aussage, dass man bei den meisten Brettspielen das Thema austauschen kann nicht von ungefähr.
Aber was bringt mir die schönste Optik, wenn das Spiel nur nett ist. Oder gar ein totaler Blender! Hier hätte ich auch ein aktuelles Beispiel. Was habe ich mich auf Redwood gefreut. Das Spiel sieht so richtig toll aus und auch die Prämisse liest sich interessant. Aber wie lahm ist das Spiel denn? Wenn man bei Style over Substance im Lexikon nachschlagt, muss ein Bild von Redwood abgebildet sein. Und das würde eine Vorgabe stützen, die ich mir selbst immer wieder aufsage. Die Mechanik macht das Spiel. Es kann hässlich sein, wie die Nacht dunkel. Begeistert das Spiel, hat es seinen Auftrag erfüllt.
Das klingt jetzt etwas ketzerisch. Aber was bringt es mir, wenn ich etwas Hübsches habe, was ich nicht auf den Tisch bringen möchte? Witzigerweise habe ich vor Kurzem wieder Food Chain Magnate gespielt. Ein tolles Spiel mit cooler Mechanik und viel, viel Interaktion. Dabei sieht es so aus, als ob man gerade einen Prototypen auf dem Tisch hätte. Also vor allem beim Anblick des Spielplans. Aber dennoch macht es unglaublich Laune. Damit ist die Frage schon beantwortet. Wenn mich ein Spiel fesselt, kann ich diesem eine fehlende Optik verzeihen. Anders herum habe ich ein Problem. Denn ein Spiel kann noch so hübsch sein. Habe ich keinen Spaß, ist es gelaufen. Nur um mir die Schachtel ins Regal zu stellen, ist mir dann auch mein Platz zu schade.
Ja, ich bin der Meinung, dass ein Spiel nicht schön sein muss. Aber es schadet auch nicht. Und dennoch werde ich auch in zehn Jahren noch hübschen Spielen hinterherrennen und sie auf meiner BGG Liste für die Spiel in Essen als interessant markieren. Aber wo bleibt denn auch der Spaß, wenn man aus seinen Fehlern lernen würde?
Horst
So witzig!!! Dein Vorgehen bei den BGG-Listen entspricht zu 100% meinem Vorgehen.
Christian Renkel
Es ist auch die einzig zugelassene Art und Weise diese Liste zu bearbeiten. Alles andere führt unweigerlich in den Wahnsinn! 🙂