SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 6 Minuten
Ein Spiel entwickelt von John D. Clair
erschienen bei AEG, Pegasus Spiele
Die Geschichte von Cubitos ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Beginnend beim Cover, das manch Menschen zu verstören scheint, bis hin zur Verwaltung der einzelnen Würfel. Das können wir so natürlich nicht belassen und werfen uns, wie gewohnt, für euch in die Bresche. Zumindest was die Würfelverwaltung angeht, was so manchem graue Haare eingebracht hat.
(Walter Muschg)
Cubitos ist im Kern ganz einfach. Nimm Würfel, die deinem Handlimit entsprechen, wirf diese und pack alle Ergebnisse in den Aktionsbereich. Danach darf man entscheiden, ob man erneut würfelt oder aufhören möchte. Macht man weiter, droht man immer zu scheitern, was einem verlorenen Zug gleichkommt – ok, bis auf den kleinen Bonus in der Fankurve.
Entscheidet man sich seinen Wurf zu beenden, passiert folgendes – und wir machen das diesmal nur so ausführlich, als Hilfestellung für diejenigen, die die Regeln dazu zu holprig finden.
Das ist alles. Eigentlich kein Hexenwerk, aber manch einer stolperte dabei und ich hoffe, die Aufstellung hilft euch weiter. Und im Grunde genommen kennt ihr das komplette Spiel. Gut, bis auf die Sonderfähigkeiten der einzelnen Farbwürfel, die euch eine schnellere Bewegung, mehr Sicherheit beim Herausfordern des Glücks oder einfach Kohle versprechen. Diese wollen genauso geschickt genutzt werden, wie Sonderfelder auf dem Spielplan. Zu jedem der 8 Würfel existieren 7 Karten, was eine massive Varianz an Sonderfähigkeiten bedeutet. Laut Tom 7^8, was 5.764.801 Kombinationen bedeutet. Da ich auf der Baumschule war, kann ich das weder bestätigen noch dementieren.
Wer es zuerst durchs Ziel geschafft hat, gewinnt das Spiel. Sollten es mehrere Spieler gleichzeitig meistern, gewinnt derjenige, der mehr Felder zwischen sich und dem Ziel gebracht hat.
Die komplette Spielregel zu Cubitos findet ihr hier. (externer Link)
(Vita Sackville-West)
Cubitos könnte das uneheliche Kind von Dominion (oder einem beliebigen andere Deckbuilder) und Quacksalber von Quedlinburg sein. Die Anleihen an beide sind so stark, dass sich das Spiel die Frage gefallen lassen muss, ob es genügend Ideen bietet, um ein eigenständiges, spannendes Spiel zu bieten. Kurz gesagt. Ja, das schafft es.
Es ist toll, wenn man sich Stück für Stück Combos aufbaut und dann auch mal das verloren geglaubte Spiel wendet. Dabei schwingt natürlich ein gewisser Grad Glück mit, der aber durch die geschickte Würfelwahl kompensiert werden kann. Man merkt, wie man an Stärke gewinnt.
Schade nur, dass Cubitos vorwiegend eine Solo-Erfahrung ist. Klar bewegt man sich über dasselbe Spielfeld, aber das war es auch zum größten Teil. Man wird den Combos der Mitspieler eher abwesend lauschen, während man versucht seine eigenen Würfel zum bestmöglichen Ergebnis zu optimieren. Und das Würfeln selbst ist auch ein Mechanismus, den man für sich selbst spielt. Dafür braucht es natürlich Mitspieler, denen man voll und ganz vertraut. Gleichzeitig merkt auch keiner, wenn man selbst sein Glück zu strapaziert und dabei untergeht. Das nimmt dem Spiel an der Stelle ziemlich Emotionen. Ich weiß, dass es jedoch nicht anders funktionieren kann, da Cubitos sonst unnötig in die Länge gezogen werden würde.
Es gibt jedoch einen Punkt, der mir so überhaupt nicht gefällt. Es kam immer wieder vor, dass ich durch Fehlwürfe oder einen hohen Rückstand viele Würfel zur Verfügung hatte und es dadurch schaffte, auch zu scheitern, obwohl ich theoretisch nur ein sehr geringes Risiko einging. Oder anders gesagt ein Fehlwurf mit 15 Würfeln wirkt doch sehr willkürlich und stark bestrafend. Man kann an dem Punkt dann auch nichts anderes tun, als freudlos zu lächeln und den anderen zuzusehen, wie sie die Entfernung weiter ausbauen und noch neue Würfel einkaufen. Das hat Quacksalber etwas besser gelöst, indem man eine von zwei Strafen wählt. Aber hier heißt es Augen zu und durch. Hat man eine Pechsträhne, kann man den Sieg natürlich in den Wind schießen, aber eine Partie ist so schön kurz, dass man es auch mal verzeihen kann. Und die Revanche läuft bestimmt besser.
Kommen wir zu den Papp-Schachteln, in denen das komplette Material aufbewahrt wird. Ich weiß bis heute nicht, ob ich diese als genial oder wahnsinnig einstufen soll. Es sieht natürlich toll aus, wenn man für jede Würfelart seine eigene Schachtel in passender Färbung hat. Gleichzeitig fühlt es sich so an, als ob der Auf- und Abbau dadurch eher verkompliziert, als erleichtert wurde. So sind sie wie die Gimmicks, die Yps-Heftchen beilagen irgendwie cool und sinnlos zur gleichen Zeit.
Cubitos ist ein tolles Spiel, das bei uns erst auf den dritten Blick so richtig gezündet hat. Es sieht super aus und bietet ein spannendes Erlebnis, welches man aber vorwiegend mit sich selbst teilt. Eine Partie ist schnell gespielt und so ist die Revanche nie weit entfernt.
Cubitos von John D. Clair
Ein erstaunlich solitäres Rennspiel, das dennoch genügend Leichtigkeit und Schadenfreude mit sich bringt, um unterhalten zu können. Dank vieler verschiedener Fähigkeiten gibt es stets etwas neues zu entdecken.
Christian:
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Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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