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SPIELSTIL Rezension

Wasserkraft

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Antonio de Luca, Simone Luciani, Tommaso Battista
erschienen bei Feuerland Spiele

- 27.Mai.2020

„Dem werde ich jetzt so richtig das Wasser abgraben!“ ist durchaus ein Gedanke, der dir bei Wasserkraft (alias „Barrage“) von Feuerland kommen kann. Es ist bei uns gerade Kickstarter – Season, hier jedoch ein Spiel, das es in den normalen Verkauf geschafft hat. Gerade dieses Projekt hat einige Spuren hinterlassen, sowohl bei den „Backern“ als auch bei Cranio Creations. Schauen wir mal ob sich der Ärger gelohnt hat. 

„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern.“

(Jules Verne (1870))

Der Spielplan, ist am Anfang ziemlich schwierig zu lesen. Im Wesentlichen sind es 3 Flüsse mit Stauseen. Die Seen sind noch mit Leitungen quer verbunden.

Jeder Spieler repräsentiert ein Unternehmen, das mittels Wasser Energie produzieren möchte.

Das Tableau des schwarzen Spielers. Alle Bauwerke haben nicht nur eigene Farben, sondern auch Formen. Gut für Farbenblinde.

Dazu bauen wir mit unseren Arbeitern Maschinen, Staudämme,  Pumpstationen und Turbinenhäuser. Haben wir Wasser gestaut entweder hinter einer eigenen oder öffentlichen Staumauer, können wir es in eines unser Turbinenhäuser pumpen, um damit elektrischen Strom zu produzieren.

Jedes Unternehmen hat noch einen Chefingenieur, der die Ressourcen verwaltet. Das Geld, die Bagger, Betonmischer und Arbeiter. Ausserdem hat jeder noch eine Spezialfähigkeit. Mit diesem Herren hier kann eine Grundmauer mit 2 Erhöhungen 4 Wassereinheiten anstatt 3 stauen.

Das erlaubt uns auf der Energieleiste weiter zu kommen und damit unser Einkommen zu erhöhen, aber auch Aufträge auszuführen, die uns verschiedene Belohnungen geben. Am Ende jeder Runde werden noch der Fortschritt auf der Energieleiste und erreichte Ziele bewertet. Je nach nachdem wieviel Energie man produziert hat, kann man hier sogar Siegpunkte verlieren.

Nach 5 Runden endet die Partie, egal ob die Welt genug Strom hat oder nicht. Wer die meisten Siegpunkte erwirtschaftet hat gewinnt.

„Erfolg ist ein Gesetz der Serie und Mißerfolge sind Zwischenergebnisse. Wer weitermacht, kann gar nicht verhindern, daß er irgendwann auch Erfolg hat.“

(Thomas A. Edison)



Robert meint:

Barrage, wie Wasserkraft während der berüchtigten Kickstarter Kampagne noch hieß, war bei mir immer wieder auf dem Radar. Das Thema fand ich spannend, der Look gefiel mir. Da sieht man mal wieder auf was man so anspringt. Ich war etwas enttäuscht als ich erfuhr, dass es einfach wieder ein neuer Worker Placer ist, der in diesem Fall ein Rondell hat. 

Dieser Teil vom Spiel ist dann auch wie erwartet. Es gibt für jeden 12 Arbeiter, die man sofort bekommt, deren Anzahl bleibt konstant über die Partie hinweg.

Grün hat 2 Bauaktionen durchgeführt. Die Aktion bauen ist auf dem eigenen Tableau und kann nicht weggenommen werden.

Ich setze sie auf Felder um eine Aktion auszulösen. Die Aktionen werden teurer, benötigen mehr Arbeiter oder zusätzlich Geld, wenn jemand anders die Aktion schon beansprucht hat. Komme ich zu spät, kann es sein, dass die Aktion schon futsch ist. Mit den Aktionen kann ich Gebäude bauen, Energie generieren, Aufträge kaufen etc.

Die Wertung geschieht über die Energieleiste. Wer vorn ist bekommt die meisten Siegpunkte und es gibt noch Wertungsplättchen für jede Runde, mit denen noch mehr Siegpunkte generiert werden können. Das Übliche eben. 

Die Energieleiste. Grün hat 6 Punkte Energie bisher. Für die erste Runde wäre das „weit genug“ um keinen Abzug zu bekommen. Später muss er mehr produzieren.

Wasserkraft ist jedoch schon besonders, es ist ein Hirnzwirbler. Einer bei dem mir gefällt was ich tue, von dem ich aber nicht weiss ob ich jemals gut darin sein werde. Dabei sind es nicht die Regeln, die sind gut und schnell zu verstehen. Es gibt so viel zu beachten. Wo baue ich? Was zuerst? Wo und wann kommt das Wasser? Habe ich genug Maschinen oder bindet  das Bauwerk zu viele davon? Welchen Auftrag sollte ich in welcher Reihenfolge erfüllen. Und was man auf keinen Fall vergessen sollte sind die anderen Mitspieler. Wo sich Workerplacer gerne mal als Mulitplayer-Solitair anfühlen ist man bei Wasserkraft ständig am schauen was die anderen machen. Aktionen werden einem häufig weggeschnappt. Das ist oft genug ärgerlich. Wenn ein Mitspieler flussaufwärts eine Staumauer baut und mir damit das Wasser abgräbt, dann sind meine ganzen Investitionen weiter unten nutzlos. Das ist dann mal richtig übel. 

Das Rad / Rondell macht den extremen Mangel an Ressourcen noch deutlicher. Wenn man baut, legt man die nötigen Maschinen mit dem Plättchen, welches das Bauwerk repräsentiert in ein Fach des Rades. Erst wenn das Rad eine volle Umdrehung gemacht hat, bekommt man die Maschinen wieder. Dieser Umlauf kann sich wie eine Ewigkeit anfühlen, vor allem wenn man die Maschinen dringend wieder bräuchte und das ist oft genug der Fall. Bagger und Betonmischer sind immer knapp und nicht in grossen Mengen zu bekommen.

Das Rondell. Die Maschinen und die Bauplättchen der beiden Gebäude die Grün gebaut hat. Er bekommt sie erst wieder wenn das Fach wieder auf „12 Uhr“ ankommt.

Dabei sind die Maschinen nur eine sekundäre Resource, die wichtigste ist das Wasser. Auch das ist knapp und ich teile es auch noch mit den anderen. Oft kommen noch ein paar Wassereinheiten in einer Runde dazu, aber das Ziel sollte sein es so lange wie möglich im Spiel zu halten. Denn nur mit dem Wasser kann ich mit Staumauer, Pumpwerk und Turbinenhaus Energie produzieren.

Hier die beiden Gebäude, das Pumpwerk und das Turbinenhaus, die grün gebaut hat. Sie sind mit der öffentlichen Staumauer verbunden. Es gibt eine Wassereinheit, mit der Energie produziert werden kann.

Der Spielplan ist dabei ein Schlüsselelement, ihn muss man lesen können. Man muss verstehen, wie die Leitungen laufen. Wie man Staumauern geschickt miteinander verbinden kann, um sich, optimalerweise, eine Kette von Staumauern zu bauen. Oder (wie mir geschehen) man übersieht offensichtliche Chancen und überlässt sie einem anderen (gern geschehen Christian!).

Je mehr Spieler es sind, um so enger wird es in den Tälern und umso öfter wird ein Plan durch einen Mitspieler pulverisiert. Das ist oft ärgerlich trotzdem findet man immer wieder eine Möglichkeit seine Pläne umzusetzen. Die grösste Gefahr sind meistens nicht die anderen, sondern man selbst. Ein oder zwei ungeschickte Züge gerade am Anfang können dafür sorgen, dass man nicht mehr aus dem Knick kommt und die anderen davon ziehen. Das Spiel verzeiht nicht gern. Trotzdem mag ich Wasserkraft, gern sogar. Man muss etwas Aufwand und Hirnschmalz investieren, bekommt dafür aber eine tolle Zeit. Es ist aber definitiv nichts für zwischendurch und Gelegenheitsspieler.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.
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Ein durchaus anspruchsvoller Workerplacer, mit viel, manchmal gemeiner, Interaktion und knappen Ressourcen. Die Regeln sind prinzipiell gut verständlich, haben aber an manchen Ecken Details, die gerne übersehen werden.

Spielstil – Wertung

Robert:

8/10
Das gefiel uns
  • Viel Interaktion
  • Guter Rondell-Mechanismus
  • Hohe Varianz und Wiederspielwert
Das nicht so
  • Verzeiht ungünstige Züge kaum
Hier bekommt ihr „Wasserkraft“

Amazon

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.

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Robert Alstetter

Brettspieler und auch Sammler mit Hang zum Minimalismus - Rollenspieler D&D 5e - Hobbykoch und ProfiEsser - softwarebegeistert - Sportlaie auf dem Mountainbike - Musikkonsument

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5 Comments
  1. Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

    „Oder (wie mir geschehen) man übersieht offensichtliche Chancen und überlässt sie einem anderen (gern geschehen Christian!).“

    Ich würde mich ja jetzt bedanken, aber leider hat es mir nicht den Sieg eingebracht. 🙂
    Wobei ich für mich beschlossen hatte, dass ihr zwei euch ruhig gegenseitig blockieren dürft. Da wollte ich mich einfach nicht einmischen… 😉

    Reply
  2. … die Frage ist, wie ich ihn gewinnbringend nutzen kann. Ohne ein (zugegeben wirklich nur sehr geringes) Mindestmaß an technischem Verständnis, sollte man wohl die Finger von Wasserkraft lassen 😉 Es macht diebisch Freude, insgeheim zu planen wie man den Konkurrenten das Wasser buchstäblich abgraben kann, um die wirklich ziemlich knappen Ressourcen gut für seine eigene Projekte zu nutzen. Diese Freude hält zumindest so lange, bis man bemerkt, das exakt das gleich gerade mit einem selbst geschehen ist. Dann ist es plötzlich vorbei mit lustig. Also ein angepasstes Konzept entwicklen, hoffen, dass die Ressourcen irgendwie ausreichen und versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Mir hat Wasserkraft richtig viel Spaß gemacht. Nix für zwischendurch. Viel (gute) Denkarbeit und am Schluss kann man nur hoffen, dass das Wasser den richtigen Weg benutzt.

    Reply
  3. Wasserkraft ist in der Tat nichts für ein schnelles Spiel zwischendurch. Ich hatte so meine Schwierigkeiten, mich auf dem Wegenetz des Wassers von der oberen Bergwelt bis hinunter ins Tal zurechtzufinden. Das kann sich schnell als fatales Manko erweisen, zumindest wenn die anderen Mitspieler da besser sind und von daher ihre ersten Bauwerke strategischer platzieren konnten. Das kann man dann nur schwer wieder wettmachen. Dies bedeutet zudem meist auch, dass der eigene Schritt nun teurer wird und mehr Ressourcen verbraucht, als man eigentlich gewillt war auszugeben (und ja, Ressourcen sind immer knapp!). Da das Spiel aber doch recht lange dauert, kann das schon auch etwas frustrieren, durch die Änderung der Strategie kann man aber auch versuchen die Pläne der Konkurrenz zu durchkreuzen und wie durch ein Wunder tun sich dann doch wieder neue Möglichkeiten auf um am Ende doch zumindest im vorderen Feld der Stromproduzenten mitgespielt zu haben.

    Mir hat Wasserkraft gut gefallen, es ist bestimmt kein Spiel für zwischendurch, aber wenn man mal Zeit und Lust auf intensive Nutzung seines Hirnschmalzes hat, macht es in der Gruppe wirklich viel Spaß.

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