Turing Machine

Thomas meint:

Tja, wo fange ich an? Das ist dieses Mal wirklich schwierig. Also gut, fangen wir damit an, was dieses Spiel macht. Die Funktionsweise ist ja denkbar simpel: Wir haben hier Lochkarten, welche wir übereinanderlegen, so dass für jede Kombination aus der gelben, der blauen und der violetten Ziffer genau ein einziges „Loch“ offen bleibt – und jedes Mal ein anderes. Des Weiteren haben wir die Prüfkarten, welche für jedes dieser Löcher entweder Rot (Kreuz) oder Grün (Haken) anzeigen. Und natürlich die verschiedenen Prüfbedingungen.

Doch die eigentliche Magie, das Tolle und Faszinierende, passiert hinter den Kulissen – sprich: in der App auf der Website: Nämlich die Auswahl der Prüfkarten für die Bedingungen, so dass es nur eine einzige Lösung geben kann. Dahinter steckt ein cleverer Algorithmus, der (fast) beliebig viele Aufgaben erstellen kann – jedenfalls wahrscheinlich weit mehr, als jemand in seiner Lebenszeit lösen kann.

Die Lochkarten – übereinander gelegt – lassen nur genau ein Feld auf der Verifizierungskarte zu – nur wieso es ein Satz zu wenig ist für 4 Spieler – dieses Rätsel bleibt ungelöst…

Die Rätsel sind clever. Es gibt genau einen Code, der 1. bei allen Prüfungen grün anzeigt und 2. tatsächlich auch alle Prüfungen benötigt, um eindeutig zu sein. Damit kann man schon sehr viele Rückschlüsse ziehen, welche Zahlen ausgeschlossen werden – und man kann auch Prüfungen weglassen, wenn ohnehin das Ergebnis schon klar ist. Nur: Wenn die eigentliche Magie, nämlich das Erstellen der Aufgaben, ohnehin nicht im physischen Spiel passiert – sondern Online – wieso habe ich dann überhaupt all die physischen Komponenten? Die Haptik trägt ja überhaupt Nichts zu dem Spielerlebnis bei, denn nach dem Übereinanderlegen der Lochkarten schaut man nur noch stumpf durch das Loch und notiert Haken oder Kreuz. Das physische Spielmaterial trägt nichts zur Übersicht oder zum Spielerlebnis bei. Einzig der Notizblock tut dies und, nun ja, für den muss ich kein Spiel kaufen.

Was ich damit sagen will: Nur für das Stellen und Lösen der Rätsel hätte es ein physisches Spiel nicht gebraucht; das hätte man viel einfacher und eleganter auch komplett online haben können. Seine Notizen hätte man immer noch physisch anlegen können.

Aber gut, das Spiel ist ja für 1-4 Personen – also sitzt man eventuell ja auch zu mehreren Menschen an einem Tisch und dann ist ja physisches Spielmaterial schöner. Ach, Verzeihung – sagte ich Spiel? Da muss ich mich wohl vertan haben: Die Solitär-Rätsel-Challenge ohne Interaktion oder Unterhaltung meinte ich natürlich! Denn das ist Turing Machine ja leider: Da ich weder meine Zahlenkombination preis gebe, noch die Ergebnisse der Prüfungen, die ich damit ausgeführt habe, ist die Unterhaltung am Tisch auf ein Minimum reduziert. Es gibt ja Nichts zu sagen, außer wenn einer der Teilnehmenden Lösen möchte. Und selbst dann wird erst Schweigend die Lösung konsultiert, da man ja (bei mehreren Mitspielenden) nicht Tipps geben möchte, wenn weitergeraten wird (weil man falsch lag). Wo hier das Spiel zu finden ist, das würde ich gerne mal wissen!

Immerhin gibt es extrem viele verschiedene (und teilweise ziemlich komplexe!) Bedingungen – an Aufgaben wird es zumindest nicht mangeln…

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat Huch! nicht mal genug Spielmaterial für 4 Mitspielende beigelegt, sondern tatsächlich nur 3 Sätze an Lochkarten – was in der Tat ein Problem darstellt, wenn man bereits eine Zahl determiniert hat, und nun jeder diese Zahl in seinem Satz benötigt. Eine schöne Zwickmühle: Entweder Turing Machine ist gar kein „Spiel“, dann bräuchte es ohnehin keine weiteren Lochkarten-Sätze außer einem; oder es ist ein Spiel – dann fragt man sich aber zu Recht, wieso nicht genug Lochkarten-Sätze beiliegen.

Am Ende bleibt zu sagen: Es ist schön anzusehen, wie ein Logik-Lochkarten-Algorithmus umgesetzt wurde. Aber wo hier die redaktionelle Leistung für ein „Spiel“ liegen soll, weiß ich beim besten Willen nicht. Als nächstes kaufen wir uns Sudoku-Rätselhefte am Kiosk und füllen diese kompetitiv aus…?