SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Guillaume Montiage, Paul Halter, Sebastien Duverger Nedellec
erschienen bei Kosmos
Wetten, ich muss nur einen Namen nennen und ihr habt einen Ohrwurm? Manch jemand mit kriminalistischem Genie – und das kann bei einem Spiel wie Suspects: Tödliche Spuren nicht schaden – wird vielleicht sogar schon erraten haben, welcher das sein wird. Aber vielleicht lasse ich euch noch ein wenig zappeln. Gebe, wie es in diesem Genre üblich ist, nur klitzekleine Hinweise, um die Geschichte voranzutreiben? Denn es war eine Frau, die in meinen Sinn kam. Vielmehr sogar zwei, aber nur eine ist hierfür wichtig. Oder vielleicht doch nicht? Findet es heraus, indem ihr diese Information verknüpft, um festzustellen, ob es von Belang war. Oder handelte es sich nur um einen Nebenstrang?
Nein, ich bin mir sicher, eine Frau kam mir in den Sinn. Eine, die ich mein Leben Lang häufig sah, doch deren reale Stimme ich nie zu vernehmen mochte. Schließlich lieh ihr diese zuerst Agnes Windeck und später Ursula Krieg. Das hilft auch nicht weiter? Macht nichts, denn inzwischen weiß ich, dass sie in Old Pasture Lane in Dorf Milchester lebt. Zumindest auf der Leinwand. Doch für die Filme hat sich MGM diverse Freiheiten genommen. Und das nicht nur beim Wohnort der gesuchten Person.
Aber ich finde, jetzt sollte ein Ende in Sicht sein. Obwohl Krimis durchaus mit ihrer Geheimniskrämerei den Bogen gerne auch mal überspannen, beende ich nun das Rätselraten. Zumal die meisten inzwischen erahnen dürften, dass es sich bei der gesuchten Person um Margaret Rutherford handelt. Also in ihrer Rolle als Miss Marple. Und nun herzlichen Glückwunsch zum Ohrwurm. Falls ihr ihn denn erhalten haben solltet.
54 Karten, 1 Einleitungsblatt, 2 Dokumente und 1 Lösung. Manchmal braucht es für ein gutes Spiel nicht mehr. Doch gilt das auch für Suspetcs: Tödliche Spuren? Nachdem wir in der Einleitung auf den folgenden Fall eingestimmt wurden, können wir direkt mit unserer Untersuchung beginnen. Denn es gilt eine Person mit üblen Absichten zu finden, die einen Mord begangen hat. Doch wer war es? Wer hatte Motiv, Mittel und Gelegenheit?
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Wie im Genre üblich gilt es einige Gespräche zu führen, den Anwesenden jede noch so kleine Information zu entlocken. Doch dabei sollte man nicht vergessen, die Räume zu untersuchen, denn alles kann wichtig sein. Haben wir uns entschieden, welcher Spur wir nachgehen, ziehen wir die zugehörige Karte und lesen die Auswirkung. Denken wir passende Informationen gesammelt zu haben, können wir diese über Markierungen abgleichen.
Doch die Zeit (in Form von Karten) verrinnt. Stück für Stück schrumpft der Stapel und die Fragerunde kommt näher. Und von diesen gibt es ein paar zu beantworten. Denn auch die Hintergründe wollen beleuchtet sein. Und je früher wir uns auf (eine richtige) Antwort festlegen, desto mehr Ruhm (oder auch Punkte) können wir einheimsen.
Am Ende erfahren wir dann über die Lösung, wie gut wir uns angestellt haben.
Suspects: Tödliche Spuren hat es geschafft, uns am Spieltisch in seinen Bann zu ziehen. Wir haben das Geschehen verfolgt, analysiert und rege untereinander diskutiert. Dabei war die Lösung des Falls nicht ganz so offensichtlich, was uns sehr gut gefallen hat. Wobei man auch ehrlicherweise dazu sagen muss, dass es nicht allzu schwer war, hinter das Geheimnis zu kommen. Es gibt genügend Hinweise, die einen in die richtige Richtung schubsen können, wenn man darauf achtet.
Der Ablauf war dann auch relativ schnell verinnerlicht und unproblematisch anzuwenden. Wobei mich eines dann doch gestört hatte. Warum wird uns nicht direkt zu Spielbeginn mitgeteilt, wo sich der Tatort befindet. Das mutet dann etwas seltsam an, da man ja als Ermittlerin eigentlich über diese Information verfügen sollte. Das gepaart mit einer kleinen Panik, dass man zu viele Schritte benötigen würde, den Tatort zu finden, hat bei uns dann dazu geführt, dass wir uns sehr zaghaft durch das Haus bewegt haben. Zu zaghaft. Wobei das Spiel viel verzeiht. Man muss keinen perfekten Durchlauf machen, um zumindest den Großteil des Rätsels bis zur ersten Wertung gelöst zu haben. Weiß man das, ist das Spiel weit entspannender.
Ein kleiner Wermutstropfen befindet sich jedoch in Suspects: Tödliche Spuren. Es gibt einen Trigger, mit dem man an eine bestimmte Aktion erst rankommt, wenn man drei passende Symbole gesammelt hat. Das machte für uns thematisch nicht allzu viel Sinn, was aus der Suche auch eher ein Glücksspiel machte. Das ist eine Art unnötiges Hindernis, die man im Spiel nicht gebraucht hätte. Weder macht sie das Spiel spannender, noch ist sie wichtig, um einen Zwischenstand über die Kenntnis der Mitspielenden abzufragen, um sie auf die richtige Fährte zu schicken.
Alles in allem hat uns Suspects: Tödliche Spuren sehr gut unterhalten. Es hatte durch seine kurze Dauer keine Längen, bei denen wir uns zwingen mussten weiterzumachen. Gleichzeitig war es aber auch nicht so banal, dass wir uns im Nachgang darüber geärgert hätten. So bekommt Suspects: Tödliche Spuren eine klare Empfehlung für den geneigten Fan kriminalistischer Ermittlungen für einen einfach schönen Sonntagnachmittag bei Kaffee und Kuchen.
Ist das Spiel abgeschlossen, kann es aufgrund seiner Natur natürlich nicht wieder gespielt werden. Da im Verlauf jedoch nichts zerstört wird, ist es einfach möglich, Suspects: Tödliche Spuren wieder zurückzusetzen und an Gleichgesinnte weiterzugeben. Schade nur, dass Kosmos dazu übergegangen ist, die Original-Box – in der sich drei Fälle befanden – auf drei einzelne Spiele aufzuteilen.
Suspects: Tödliche Spuren von Guillaume Montiage, Paul Halter, Sebastien Duverger Nedellec
Wer auf Krimis der alten Schule steht, kann bei Suspects: Tödliche Spuren nichts falsch machen. Das richtige Feeling kommt rüber und weiß zu unterhalten. Trotz kleiner Mängel.
Christian:
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