SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Michael Tummelhofer
erschienen bei Hans im Glück
Die Verfasser von Rezensionen sind immer wieder getrieben von den aktuellen Neuerscheinungen, dem „neuen heißen Scheiß“, wie man so schön sagt. Das gilt für Filmkritiken, Videospieltests, Buchbesprechungen und Brettspielrezensionen gleichermaßen. Wir von Spielstil finden das sehr schade, gibt es doch eine Reihe von alten und nicht ganz so alten Klassikern. Häufig stellt sich aber dann die Frage, ob die Spiele auch nach heutigem Maßstab gut oder sogar sehr gut geblieben sind oder ob sie nur in unserer Erinnerung noch etwas „hermachen“. Als erstes Spiel in unserer neuen losen Reihe „Spielstil Nostalgika“ stelle ich euch Sankt Petersburg von Hans im Glück aus dem Jahr 2004 vor. Das Spiel handelt vom Aufbau der Stadt zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
(Sokrates, ca. 400 v. Chr)
Um Sankt Petersburg zu Ruhm und Glanz zu verhelfen, können wir Handwerker anheuern, Gebäude errichten und Adelige um uns scharen. Diese werden alle durch Karten dargestellt, die wir von einer Marktauslage kaufen können. Dazu gibt es sogenannte Austauschkarten, die bereits in unserer Auslage befindliche Karten ersetzen und in der Regel verbessern.
Jeder dieser Kartentypen hat eine eigene Phase pro Runde. Immer am Ende dieser Phase wird der entsprechende Kartentyp gewertet. Zuerst heuern wir Handwerker an, die uns dann meistens mit Rubel, also der Geldwährung versorgen. Danach kommen Gebäude in die Auslage, die mit jeder Gebäudewertung hauptsächlich Punkte ausschütten. In der dritten Phase kommen dann die Adeligen an die Reihe. Diese sind zusätzlich zu den Punkten und dem Geld aus der Phasenwertung auch noch einmal am Schluss des Spiels wichtig.
Da bekommt man dann noch einmal Punkte für möglichst viele unterschiedliche Adelige. In der letzten Phase können Austauschkarten gekauft werden. Da diese nur bestehende Karten ersetzen, gibt es nach dieser Phase keine Wertung und somit weder Geld noch Punkte. Das wird dann gewürzt mit einem cleveren Verbilligungsmechanismus beim Kauf der Karten. Kann in einer Phase der Markt nicht mehr komplett gefüllt werden, so endet das Spiel am Ende der Runde also nach der Phase mit den Austauschkarten. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt.
(Zar Alexander III. von Russland (1845-1894))
Sankt Petersburg war eine lange Zeit gemeinsam mit Puerto Rico mein meistgespieltes Spiel, aber wie ist es heute nach zehntausenden Neuerscheinungen?
Tatsächlich kommt es auch heute noch relativ regelmäßig auf den Tisch. Die Regeln sind leicht genug, um auch Wenigspieler nicht zu überfordern. Es gibt mit dem Rubel nur eine Ressource, mit der man alles bezahlt. Trotz der schlanken Regeln und der Spieldauer, die aus Sankt Petersburg auch einen Opener oder Absacker machen, besitzt es erstaunlich viel Tiefe. Das Lesen der Auslage, das Zusammenspiel der einzelnen Karten und die Wahl der Strategie sowie die taktische Umsetzung während des Spiels sind immer noch auf höchstem Niveau. Die Set-Collection und auch der Kauf von Karten von einem Markt werden heute noch in vielen gut bewerteten Neuerscheinungen verwendet und haben sich noch lange nicht abgenutzt.
Die einzelnen Spielerzüge sind schnell abgehandelt und doch ist es jedes Mal eine knifflige Entscheidung: Kaufe ich noch eine Karte oder nehme sie auf die Hand? Wie viele Karten werden dann in der nächsten Phase aufgedeckt? Habe ich dann die Chance, eine solche Karte zu bekommen und kann ich sie mir dann überhaupt leisten? Dazu kommen noch wenige Sondergebäude, die das ganze abrunden.
Sankt Petersburg ist für mich ein junggebliebener Klassiker. Ich halte das Spiel auch jetzt noch für ein tolles Gateway-Game, um interessierte Wenigspieler in den Kennerbereich einzuführen. Man sollte sich nur als erfahrener Spieler ein wenig zurücknehmen, sonst könnte das schnell zu Frustmomenten führen, aber das gilt sicher für viele Spiele.
Fazit: Immer noch sehr gut und jeder, der es nicht kennt, sollte es unbedingt probieren!
Sankt Petersburg ist in zwei Auflagen erschienen. Die Bilder sind von der ersten Auflage von 2004. Im Jahr 2014 kam eine grafisch erneuerte Version, die zudem die Erweiterung gleich mit beinhaltet hatte und über die Spieleschmiede finanziert wurde. Beide Auflagen sind allerdings im regulären Handel nicht mehr erhältlich. Das hat sich mittlerweile auch auf den Preis der gebrauchten Exemplare ausgewirkt, zeigt es aber doch, wie begehrt das Spiel noch heute ist.
Sankt Petersburg von Michael Tummelhofer
Auch nach 16 Jahren noch ein extrem gutes Spiel, das sowohl in Familien-, in Kenner- wie auch in Expertenrunden funktioniert. Wer es noch nicht kennt, sollte diese Bildungslücke definitiv schließen!
Daniel:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar selbst gekauft.
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RALF BRECHTEL
Hi, zum Thema Nostalgie. Ich habe noch aus meiner Teeniezeit ein 1975 gekauftes Turnier von Alex Randolph. Eines der ersten Spiele mit modularen Spielplan. Find ich heute noch genial. Leider habe ich heute keine Mitspieler mehr die Bock auf abstrakte Denkspiele haben.
Gruß
Christian Renkel
Hi Ralf,
Turnier kannte ich noch garnicht. Sieht aber interessant aus. Worum geht es und was macht es für dich besonders?
Grüße
Christian
RALF BRECHTEL
Hi Christian, zuallererst hast du 8 Teile aus denen du variabel den Turnierplatz gestaltest.
Dann plazieren reihum die Spieler abwechselnd ihre Spielstücke. Sind alle platziert, darf reihum jeder Spieler 4 gegnerische Figuren wieder vom Feld nehmen. Spielziel ist es als erster Spieler/erstes Duo 3 Felder zu besetzen. Wenn nur Stücke von dir ( oder im 4er Spiel von dir und deinem Partner ) auf einem Feld sind, bekommst du eine Fahne. Diese wird auf den Kopf einer Figur gesteckt.
Der Gegner kann diese Figur werfen, also darauf aufgepasst. Fortbewegt wird sich feldweise oder wie bei Halma durch überspringen von Figuren. Geworfen wird : Wenn eine gegnerische Figur zwischen 2 eigenen steht. Eine gegnerische Figur zwischen deiner Figur und dem Spielfeldrand.
Am besten ist es als Partnerspiel zu viert. Man versucht Turnierfelder für such zu gewinnen. Den Gegner in der Schlagkraft zu reduzieren. Und gute Zusammenarbeit der Spieler ist manchmal spielentscheidend. In einer Gruppe, die gerne taktisch spielt sind das stets fordernde 30 – 40 Minuten.
RALF BRECHTEL
Danke, mich wieder an Turnier erinnert zu haben.
Wir spielen seit Tagen pausenlos. Was für ein tolles Spiel. Da würde ich eine Neuauflage mit noch variableten Spielteilen sofort unterstützen. Da das Spiel kein Glück kennt, verliert die Partei die Fehler macht. Fehler werden bestraft. Da wir jetzt 2 Neulinge am Tisch haben, machten wir eine kleine Modifizierung in Richtung Glück. Ein Kartendeck mit Werten 1,2,3. Soviel Schritte hat man zur Verfügung. Somit haben, mit etwas Kartenglück, Neulinge eine Chance.