SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von
erschienen bei Kosmos
Eines Tages werde ich es tun. Ich werde meine Koffer packen und nach Japan reisen. Doch bis dahin werden wahrscheinlich noch viele Kirschblüten fallen. Vielleicht sollte dieser Wunsch auch eines bleiben. Ein Traum. Denn so kann ich mich immer wieder aus dem Alltag zurückziehen und meine Vorstellung von einem Trip durch Japan genießen.
Bis es dann doch irgendwann so weit ist, kann ich mich ja zum Glück ablenken. Zum Beispiel mit Brettspielen, die sich Japan thematisch angenommen haben. Das neueste Stück meiner Sammlung ist die weiße Burg.
Hier gehen wir zurück in ein feudales Japan an den Hof des Daimyos. Doch nicht nur optisch kann das Spiel den asiatischen Flair transportieren. Auch sein Hang zur Reduktion scheint direkt aus dem fernen Land im Osten zu kommen. Aber schafft es mehr, als meine Sehnsucht zu stillen? Wir werden sehen.
(Samurai Weisheit)
Es bleibt nicht viel Zeit, um am Hofe des Daimyos erfolgreich zu sein. Genauer gesagt sind es genau neun Züge, die wir absolvieren dürfen. Es bleibt also an uns, diese sinnvoll zu nutzen. Doch was passiert in die weiße Burg überhaupt?
Die komplette Spielregel zu Die weiße Burg findet ihr hier. (externer Link)
(Takuan Sōhō)
Ich muss eines zugeben. Die weiße Burg hat mich etwas überfahren. Ich habe meine ersten Partien solo absolviert, um ein Gefühl für das Spiel zu bekommen. Erst am Ende der ersten Partie erkannte ich, wie man mit relativ einfachen Mitteln Kettenzüge hinbekommen kann. Zumindest wenn man die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Da wurde dann das Spiel, welches ich aus dem Bauch spielte, eine Knobelaufgabe, wie ich sie selten zuvor gespürt habe.
Ich wurde in das Brett hineingezogen und überlegte lange, wie ich die perfekte Kette hinbekomme. Welche langweiligen Zwischenschritte dafür unbedingt notwendig waren. Kam dann der Moment, an dem sich alles auszahlte, fühlte sich die weiße Burg immens belohnend an! Ich bin mir sicher, dass mein Körper zu diesem Zeitpunkt Endorphinen geradezu geflutet wurde.
Gleichzeitig hatte ich eine Befürchtung. Würde das Spiel dann in einer Multiplayerpartie zu einem Wettbewerb der Analyse Paralyse werden? Ansätze hierfür sind genügend da. Zumal bei gerade einmal neun Aktionen jede irgendwie sitzen muss.
Doch diese Befürchtung war nicht begründet. Zumindest dann nicht, wenn man mit Bauchspielern am Tisch sitzt. Denn auch so lassen sich – mit etwas Übung – schöne Kettenzüge entdecken und nutzen. Nicht ganz so erfolgreich, wie wenn man Runde um Runde genau darauf hin plan, aber immer noch belohnend. Einzig die Kranich Leiste ist für mich nach all den Partien immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Wie man diese gut spielen soll, erschließt sich mir nicht.
Eine Anmerkung muss ich noch zum Solo-Bot loswerden. Ich empfinde ihn als äußerst unausgegoren. Der Bot spielt derart willkürlich und teilweise unfair, dass man genau so gut seine Punkte einfach auswürfeln könnte. Es gab Partien, in denen er überhaupt nichts Sinnvolles angestellt hatte. Dann gab es wieder welche, in denen einfach alles passte. Da er auch noch in seiner Abstraktion stark bevorteilt wird, zweifle ich ein wenig an der Balance.
Das fühlte sich schon etwas seltsam an. Aber dadurch, dass das Spiel sowieso eher ein solitäres Puzzle ist, machte es dennoch Spaß. Und da wunderte ich mich über mich selbst. Wann hatte es ein Brettspiel das letzte Mal geschafft, mich mit einer solch eher trockenen Optimierung zu begeistern?
Die weiße Burg gehört zu meinen neuen Lieblingsspielen. Sehr schnell erklärt, schnell gespielt und sofort wiederholt, ist es einfach immer wieder ein tolles Erlebnis. Hier wurde definitiv ein Nerv getroffen.
Die weiße Burg von
Die weiße Burg ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch spielerisch wertvoll. Mir macht es immer wieder Spaß, an den Hof des Daimyos zurückzukehren und meine Synapsen zum Glühen zu bringen.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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