SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von nicht benannt
erschienen bei Ravensburger
Wir haben diese eine Zeit im Jahr, in der alle entweder ruhiger werden und die Zeit um sich herum genießen oder sich viel zu viel Arbeit aufzuhalsen, um anderen eine möglichst tolle Zeit zu bieten. Aber egal, wie man Weihnachten verbringt, die Gedanken wandern früher oder später zurück. Ihr wisst schon in die Zeit, in der noch mehr Lametta war. Und auch mir ging es gestern so. Ich bereitete etwas vor und ließ meine Gedanken schweifen. Und auf einmal kam mir das Fraggles Spiel in den Sinn. Gut, eigentlich ist es nicht verwunderlich, da ich häufig an Brettspiele denken muss. Aber dass sich gerade dieses in meine Gedanken stahl, war doch seltsam.
Was jedoch schlimmer ist, der Gedanke an das Fraggles Spiel bohrte sich in meine Hirnwindungen und biss sich fest. Wie der Ohrwurm eines Liedes, das man nicht mag. Und während einen eher Musik verfolgt, die man nicht mag (ich meine euch Helene Fischer und Michael Patrick Kelly! Lasst mich endlich in Ruhe! 😉 ), kann ich das bei den Fraggles nicht behaupten. Aber dennoch möchte ich auch wieder an andere Spiele denken und deswegen schreibe ich diese Zeilen nieder. Ich lasse alles raus, um das Fraggles Spiel aus meinen Gedanken zu verbannen. Zumindest fürs Erste.
Und damit ihr alle so richtig auf diesen Titel einstimmen könnt, möchte ich euch noch um eines bitten. Geht auf Youtube und seht euch das Fraggles Introvideo an (ich würde es ja einbinden, aber die DSGVO mag nicht, dass ich es euch einfach mache). Singt und schwingt das Bein und begleitet mich in eine Welt, in der alles noch ein bisschen besser ist.
(Intro Fraggles)
Was erwartet uns denn im Fraggles Spiel? Neben einem einfachen 3D-Spielplan ein paar Pappfiguren, zwei Würfel und Zielplättchen. Denn eine Aufgabe ist es, durch die Höhlen der Fraggles zu wandern, um dort die zu Spielbeginn zufällig zugelosten Orte zu besuchen. Außerdem muss man im Garten der Gorgs ein Radieschen klauen und danach zurück ins Schwimmbecken gelangen.
Am Zug gibt es eine Entscheidung. Nehme ich einen oder beide Würfel? Die Würfel legen nicht nur die Anzahl Felder fest, die unser Fraggle gehen darf, sondern können auch 1 – 2 Pfeile anzeigen. Je Pfeil muss man das Drehrad des Spielplans, auf dem man sich befindet, einmal drehen. Dadurch öffnen oder verschließen sich Wege oder man wird zur direkt zur allwissenden Müllhalde gestellt. Was gleichzeitig Fluch und Segen sein kann.
Haben wir unsere Ziele abgearbeitet und das Radieschen geklaut, geht es zurück ins Becken. Entweder über den langen Weg oder mit einem beherzten Sprung in den Brunnen im Garten der Gorgs. Aber das klappt nur mit dem richtigen Würfelwurf. Läuft es falsch, muss man einen extra Weg gehen, darf sein Glück aber erneut versuchen.
(Abspann Fraggles)
Ich erinnere mich sehr gerne zurück an die Fraggles. Naja, bis auf ein Detail. Eine echt gruselige Folge, die mich damals bis in meine Träume verfolgte. Alternativ könnte es aber auch ein von meinem Hirn erdachter Albtraum gewesen sein. Ich bin mir nicht sicher. Nur dass es damit zu tun hatte, dass Gobo sich in einer Höhle verlaufen hatte und nicht mehr nach hause kam. Und während es heute ein wenig mehr braucht, um mir Angst einzujagen, hatte es mich damals voll im Griff. Und dennoch liebte ich als Kind das Fraggles Spiel. Es war einfach herrlich, grandios und ein unglaublicher Spaß. Doch ist von der Begeisterung auch heute noch etwas zu spüren?
Also wenn ich lediglich meinen Blick auf das Cover zählen würde, dann definitiv. Mich durchströmt einfach ein wohliges Gefühl, wenn ich die Fraggles im Gruppenfoto stehen sehe. Und auch die Illustrationen lassen mich immer wieder schöne Details finden. Gut, sie ziehen mich nicht – wie auf dem Cover angekündigt – in das Fantasieland der Fraggles, aber ich erkenne doch immer wieder etwas, das mir aus meiner Kindheit bekannt ist. Und gleichzeitig wird eine weitere Erinnerung an Land gespült. Nämlich die, dass ich damals Gobo und mein Bruder Wembley als Stofftier hatte. Schade, dass die beiden inzwischen verschwunden sind. Ich hätte sie genauso gern wieder wie die von mir früher gesammelten He-Man Figuren. Nicht aus finanziellen Gründen, sondern wegen der wohligen Wärme, die sie in mir auslösen.
Aber es ist, wie es ist. Das Fraggles Spiel ist ein total simples Würfel-Laufspiel mit einem immens hohen Glücksfaktor. Nichts, was einen heute noch hinterm Ofenrohr hervorlockt, sofern nicht noch die ein oder andere Mechanik im Spiel verbaut wurde, die einfach etwas Würze mit einbringt. Aber hier ist es egal, ob ich zur Geschichtenerzählerin gehe oder eine neue Postkarte von Onkel Matt aus den Klauen der Bestie befreien muss, es ist einfach ein anderes Feld, welches zu besuchen ist. Und mehr passiert eben einfach nicht. Ein vollkommen unaufgeregtes Spiel mit Entschleunigungsfaktor.
Jedoch muss ich hiermit noch eine offizielle Beichte ablegen. Das Fraggles Spiel könnte man als meine Art Guilty Pleasure bezeichnen. Also etwas, das mir gleichzeitig ein klein bisschen peinlich und dennoch von mir geliebt ist. Denn ich gebe es nun offen zu. Ich mag das Fraggles Spiel. Aber das hat rein nostalgische Gründe. Ich erinnere mich immer noch gerne an die Fraggles, selbst nachdem Apple TV versucht hat, sie zu zerstören. Und wenn ich das Spiel aufbaue, mischen sich Erinnerungen an früher in das Hier und Jetzt. Gerüche an Plätzchen und Zitronentee, verschneite Landschaften und Spielenachmittage mit Mutter und Bruder auf der Jagd nach Radieschen. Herrlich.
Objektiv betrachtet ist das Fraggles Spiel natürlich nicht gut. Und wenn ihr eine Wertung haben möchtet, die nicht von meiner rosaroten Brille gefärbt ist, dann halbiert sie einfach. Habt ihr nichts mit den Fraggles am Hut oder möchtet euren kleineren Kindern eine Freude machen, dann macht einen weiten Bogen um dieses Brettspiel. Denn dann werdet ihr nichts finden, was euch frohlocken lässt.
Das Fraggles Spiel von nicht benannt
Für mich mehr ein Trip in eine Zeit, in der noch alles irgendwie besser war. Vor allem, weil man sich nur an die guten Momente erinnert. In Wahrheit ist es ein einfaches, extrem glückslastiges Würfel-Laufspiel, was spielerisch nicht allzu viel bietet.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar selbst gekauft.
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