SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Alan R. Moon
erschienen bei Days of Wonder
Wenn ich eines festgestellt habe, dann dass unser Haushalt gar nicht genügend Pläne für Zug um Zug haben kann. Denn Spiele aus der Serie kommen unter normalen Umständen bereits mehrmals die Woche auf unseren Tisch. Sei es, weil wir alle gerade Lust darauf haben oder, weil noch eine Revanche aussteht. Da ist etwas Abwechslung natürlich willkommen, wobei es auch für jeden von uns Präferenzen bei den Plänen gibt.
Bei der Zug um Zug – Japan + Italien Erweiterung sind wir uns jedoch erstaunlicherweise ziemlich einig und wissen, dass wir eine der beiden Seiten wohl nie wieder spielen werden.
(Karl Lagerfeld)
Die Japan Seite hält gleich zwei große Änderungen zum Grundspiel parat. Zum einen gibt es von zwei Städten eine Nahaufnahme, mit den dort verbauten U-Bahn Schienen. Über diese kann man aus dem Hauptplan heraus Verbindungen aufbauen, indem man die gleichen Städte dort ansteuert. Dann wäre da noch der Schnellzug. Dieser fährt über spezielle Strecken durchs Land und kann, sobald gebaut, von allen Spielern zur Erfüllung der Aufträge genutzt werden.
Dabei entbrennt ein kleiner Wettbewerb, denn auf einer Leiste wird nachgehalten, wer an den Schnellbahnstrecken mitwirkte. Hier gibt es nicht nur Bonuspunkte, sondern auch einen Malus, wenn man am wenigsten gebaut hat.
In Italien weht da ein etwas anderer Wind. Hier spielen wir zuerst einmal klassisches Zug um Zug. Wir bauen ganz normale Strecken, um Aufträge zu erfüllen. Dabei können auch die Länder um Italien als Ziel gelten, welches es zu verbinden gibt. Zusätzlich kommen nun jedoch die Fähren ins Spiel. Anstatt einer anderen Aktion dürfen wir eine davon auf die Hand nehmen. Müssen wir Strecken übers Wasser bauen, ist jede Fähre zwei Zugkarten wert, wenn wir spezielle Felder damit überbauen.
Außerdem gibt es eine weitere Möglichkeit, um an Punkte zu kommen. Je mehr Regionen Italiens wir mit einer Strecke verbinden, desto mehr Punkte erhalten wir am Ende des Spiels dafür.
(Georg Christoph Lichtenberg)
Betrachtet man die beiden Erweiterungskarten, erhält man zwei unterschiedlich austarierte Spiele mit ihren jeweils eigenen Herausforderungen. Dabei ist es Italien, das für uns die Nase ganz weit vorn hat. Auch, wenn man mir bereits vorgeworfen hat, dass ich einfach nur das Standard Zug um Zug zu bevorzugen scheine und mit den eigenen Strategien, die die Japan Karte erfordert, nicht klar komme, möchte ich dem hier nochmals widersprechen. Ich habe es schon geschafft den Japan Plan mehrfach erfolgreich zu bespielen, jedoch sehe ich darin ein paar Probleme.
Der Wettlauf um den Schnellzug ist recht nett gedacht, doch kann die Platzierung auf der Leiste meines Erachtens getrost ignoriert werden. Viel Erfolgversprechender ist es seine zu Beginn gewählten Ziele abzuschließen. Bis dahin ist das Schnellbahnnetz weit genug ausgebaut, um in jeder Runde blind neue Aufträge ziehen zu können. Mindestens einer von ihnen wird entweder direkt durch das bereits ausgebaute Netz erfüllt oder ist ganz kurz davor. So hortet man dann Auftrag um Auftrag vor sich und kann dann in der Abrechnung einen großen Stapel werten. Es fühlt sich dann jedoch eher langweilig an, wenn sich Aufträge ohne mein Zutun in Wohlgefallen auflösen.
Besonders schade, da die Schnellbahn-Figuren nicht nur toll aussehen, sondern, nach Lektüre der Regeln, auch erst einmal ein richtig spannendes Hauen und Stechen auf ihrer Leiste versprochen haben.
Da finde ich Italien schon ansprechender. Hier müssen wir unsere Gegner genau beobachten, um sie im richtigen Moment zu blockieren. Droht es einen selbst zu treffen, entsteht daraus genau der Nervenkitzel, den ich liebe. Zusätzlich muss genau geplant werden, um von A nach B zu gelangen, und gleichzeitig möglichst viele Regionen zu verbinden. Dabei ist es natürlich auch möglich durch das Nachziehen von Tickets Glück zu haben, wenn man entsprechend breit aufgestellt ist. Jedoch werden sich weitaus weniger häufig Aufgaben selbst erfüllen.
Einzig die Fährenkarten bringen für mich keinen Twist mit, der sich positiv auf das Spielgefühl auswirkt. Dennoch gehört Italien für mich zu einem der besten Pläne für Zug um Zug. Hier ist jeder Punkt noch hart erkämpft, weswegen dieser Teil der Erweiterung die Nase weit vor Japan hat.
Würde ich es einzeln bewerten, wäre Japan spielerisch bei 4 und Italien bei 8 Punkten. Und so in ich mir sicher, dass wir die asiatische Seite nie wieder auf den Tisch bringen werden.
Zug um Zug – Japan + Italien (Map Collection 7) von Alan R. Moon
Eine hinterhältiges und deswegen spielerisch interessantes Italien trifft auf ein viel zu braves Japan. Während die Südeuropäer einen wirklichen Wettlauf bieten, erfüllen sich im asiatischen Raum die Aufträge, wie von selbst, was dem Spiel leider die Würze nimmt.
Christian:
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