SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Reiner Knizia
erschienen bei ABACUSSPIELE
Bei meinem diesmaligen Besuch zur Spielwiesn in München, habe ich auch einen Abstecher in die gleichzeitig stattfindende Bücherschau gemacht. Nicht nur aus reinem Interesse, sondern, weil mein neues Buch dort zu finden war. Dabei ist mir ein ganz spezielles Regal aufgefallen. Das einzige, in dem Spiele ausgestellt wurden und welche somit, wie ein Fremdkörper wirkten. Aber das wirklich Interessante an diesem Regal war, dass alle Spiele von ein und demselben Autor waren. Reiner Knizia, dem Mann mit der Fliege.
Zwischen den über 570 auf Boardgamegeek gelisteten Titeln von Knizia findet sich seit Ende letzten Jahres auch „Tajuto“. Ein buntes Familienspiel, welches uns in fernöstliche Gefilde führt. Ob wir im Spiel die Erleuchtung fanden lest ihr hier.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Eine Partie „Tajuto“ besteht vor allem aus drei Aktionen. Neben dem Pagodenbau können wir noch Plättchen kaufen und einen unserer Farbwürfel setzen. Die Pagoden und Würfel bringen uns Meditationspunkte, welche die Währung des Spiels darstellen. Wir bezahlen sie nicht nur zum Einkauf, sondern auch dafür manche Aktionsplättchen überhaupt erst nutzen zu können.
Meditationspunkte erhalten wir vorwiegend dadurch, dass wir die Pagoden bauen. Hierfür ziehen wir blind ein Bauteil aus dem Beutel und setzen es, wenn möglich, ein. Hier liegt auch der größte Zock-Faktor im Spiel, denn, wie eine Würfelwurf, kann ich auch nicht unbedingt vorhersagen, welche Farbe das Pagodenbauteil haben wird.
Weitere Meditationspunkte bekommen wir, indem wir einen unserer Farbwürfel abgeben. Je höher die zugehörige Pagode ist, desto mehr Punkte springen raus. Doch dürfen wir auch nicht zu lange warten, schließlich muss der Platz frei sein. Kommt uns ein Mitspieler zuvor, müssen wir wieder warten, bis die nächste Etage gebaut wurde.
Die Meditationspunkte setzen wir im Markt oder für Aktionen ein. Denn manche Aktion verursacht kosten, so dass wir uns gut überlegen sollten, ob wir diese wirklich nutzen möchten. Auf dem selbst Markt finden sich weitere Aktionen, Bonusse für das Spiel und Siegpunkte. Zuletzt gibt es noch Zielplättchen, die wir uns nehmen dürfen, wenn wir sie erfüllen.
Das Spiel endet, wenn die vierte Pagode gebaut wurde. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die Regeln zum Spiel findet ihr direkt auf der Seite von ABACUSSPIELE.
(Friedrich Heinrich Jacobi)
Der Weg zur Erleuchtung muss steinig sein. Zumindest scheint mir das die Prämisse hinter „Tajuto“. Denn gefühlt geht im ersten Drittel des Spiels kaum etwas vorwärts, so dass man sich fragt, warum man nicht sofort für den Spielaufbau X-Pagoden ziehen lässt und jeder mehr Punkte auf dem Aktions-Pfad voranschreiten durfte. Denn die Entscheidungen, die zu Beginn zu treffen sind, sind derart marginal, dass sie sich nicht wirklich auf das Spiel selbst auswirken. Okay, die eigesetzten Pagodensteine mal ausgenommen.
Am ärgerlichsten empfand ich jedoch das blinde ziehen der Pagoden-Bauteile. Nicht, weil ich dadurch nicht sicher sein kann, welche Farbe ich erhalte. Denn das gehört zum Spiel und wertet durch seinen Zock-Faktor das Spielgefühl in meinen Augen auf. Nein, mich stört, dass es keine klare Abgrenzung über die Größe der Bauteile gibt. Ich bin mir nie sicher, ob ich das richtige Stockwerk ziehe. Gut, ich kann das natürlich entschärfen, indem ich mir für jede Bauteilgröße einen eigenen Beutel besorge, aber es hätte doch bestimmt Möglichkeiten gegeben eine tastbare Markierung anzubringen, mit der ich das Spiel nicht unnötig ausbremse.
Auch, dass ich bei künstlicher Beleuchtung Probleme habe rot und orange auseinander zu halten, trägt nicht dazu bei, dass ich mich wohler fühle.
Was noch übrig bleibt ist ein nettes Spiel, das durch seine kantige Art jedoch nicht mehr auf unserem Tisch landen wird. Ich verstehe, dass „Tajuto“ vor allem aus Wetten besteht. Größeren, wie den Pagoden Zielplättchen und kleineren, wie, wann es sinnvoll ist einen Würfel zu Aktionspunkten zu machen. Dennoch wird hier nie auch nur annähernd ein Gefühl des Nervenkitzels hervorgerufen. Vielmehr mache ich viele Mikro-Aktionen, von denen gefühlt 3/4 darin bestehen auf Plättchen zu sparen. Das mag ein schönes Sinnbild für Meditation sein, ist spielerisch aber nicht sonderlich reizvoll.
„Tajuto“ sieht hübsch aus und bietet durch sein klares Design einen sehr einfachen Einstieg ins Spiel. Jedoch will mich das Spiel weder auf emotionaler, noch auf analytischer Ebene so richtig packen.
Tajuto von Reiner Knizia
Tajuto ist ein Beispiel dafür, dass sich eine Spielidee auf dem Papier klasse anhört, im Spiel jedoch wenig Begeisterung findet. Wären die unterschiedlichen Stockwerke besser durch tasten zu unterscheiden, hätte uns das Spiel auch mehr Spaß gemacht. So verbringt man zu viel Zeit damit herauszufinden, was man da in Händen hält.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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