SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Kei Kajino
erschienen bei Oink Games Inc.
Bist du ein Zirkusdirektor, der sich zusammen reißen kann? Mithilfe eines Stapels Karten leitest du einen Zirkus und musst dem Drang widerstehen, deine Karten zu sortieren. Das ist auch schon das Schwierigste an Scout: Nimm die Karten so hin, wie du sie bekommst.
Der Rest ist eine Schnittmenge an Taktik und ein bisschen Glück in einer handlichen Schachtel, die in jede Tasche passt. Du kannst deine Mitspieler durch geschicktes Ausspielen deiner Karten ein bisschen ärgern und mit etwas Aufmerksamkeit das Spiel für dich entscheiden.
Du bist Zirkusdirektor und willst die beste Show liefern. Dafür musst du gelegentlich auch mal neue Artisten anwerben, doch für jedes Anwerben bekommt ein Mitspieler Punkte. Lieferst du eine Show besser als die deines Vorgängers, erhältst du Punkte.
Kurz gesagt: durch geschickte Karten Interaktion generierst du schneller als deine Mitspieler, mehr Punkte.
(Wols (deutscher Maler, Zeichner, Grafiker 1913–1951))
Du nimmst deine Karten auf die Hand, darfst ihre Reihenfolge aber nicht verändern. Was du aber darfst, ist deine Kartenhand zu drehen, denn die Karten sind oben und unten mit unterschiedlichen Zahlenwerten bedruckt. Du kannst dir also aussuchen, mit welcher Seite du spielen möchtest – aber auch dabei darfst du natürlich ihre Reihenfolge nicht verändern.
Ihr spielt so viele Runden, wie ihr Mitspieler seid so dass jeder einmal Startspieler war. Der Startspieler wählt eine oder mehrere Karten und spielt diese aus. Der nächste Spieler muss diese Karte beziehungsweise Karten überbieten. Die überbotenen Karten nimmt der Spieler verdeckt zu sich, das sind ab jetzt Siegpunkte. Kann ein Spieler die Karten nicht überbieten, dann muss er eine der ausliegenden auf die Hand nehmen. Dafür bekommt der Spieler, der die Karten ausgelegt hat, einen Punkt. Das macht ihr, bis ein Spieler keine Karten mehr auf der Hand hat (Rundenende).
Du kannst eine einzelne Karte spielen, eine Reihe (ab 2 aufeinanderfolgende Karten) oder gleiche Karten (Paare, Drillinge, …). Dabei musst du die Karten, die bereits liegen, immer überbieten, entweder in der Menge oder der Höhe. Gleiche Karten sind mehr wert als Reihen, aber die größere Menge überbietet immer.
Es kann passieren, dass deine ausgelegten Karten wieder bei dir landen. Ein Beispiel: Ihr spielt zu dritt und du legst eine 4er-Reihe. Niemand kann deine Karten überbieten und jeder nimmt eine. Du bist dran und es liegt immer noch eine der Karten aus, die du gelegt hast (Rundenende). Damit ist die Runde sofort beendet und ihr wertet eure Punkte aus.
Ist eine der beiden Runden-Endbedingung eingetreten, zählt ihr die Karten und Punkte, die ihr gesammelt habt und zieht die Menge (nicht die Summe) eurer Handkarten ab. Dann nehmt ihr euch dementsprechend Punktemarker.
Nach der letzten Runde (gleich mit der Anzahl an Spielern) wertet ihr wie zuvor die Rundenpunkte aus. Anschließend werden die Punkte aus allen Runden zusammen gezählt. Gibt es einen Gleichstand, gewinnen alle am Gleichstand beteiligten.
Hattest du beim Lesen bisher Zirkus-Vibes? Nein? Wir beim Spielen leider auch nicht. Das Thema wirkt irrelevant und darüber gebügelt. Das ist sehr schade, tut dem Spielvergnügen aber keinen Abbruch. Die Karten sind bunt und funktionieren mechanisch sehr gut.
Scout ist ein kurzweiliges Spiel, das perfekt in jede Tasche passt. Im Urlaub oder auf Ausflügen kann man Scout gut dabei haben. Dagegen spricht nur, dass relativ viele kleine Pappteile dabei sind, die man verlieren könnte.
In routinierten Brettspielrunden ist es ein guter Nobrainer zwischen zwei komplexeren Spielen und eignet sich hervorragend als Absacker.
Ich mag es sehr gerne und es kommt in meinen Runden oft zum Abschluss eines Spieleabends oder einfach zwischendurch auf den Tisch.
Ich muss ja zugeben, dass ich eher skeptisch war, als Sandra vorgeschlagen hat, Scout zu spielen. Denn oftmals neigen eher abstrakte Kartenspiele dazu, für mich nicht so recht zu funktionieren. Sie haben eben häufig Mechanismen, die zwar irgendwo nett und funktionial sind, aber mich nicht so recht in den Bann ziehen wollen. Heißt, sie müssen mich dann eben auf emotionaler Ebene packen, was auch nicht immer klappt. Dann kam Scout auf den Tisch und ich sah schon, dass es zumindest thematisch schwer wird, mich zu überzeugen. Schließlich konnte ich hier nirgendwo erkennen, dass ich sozusagen eine Art Talentscout bin, der die besten Zirkusartisten ins Rennen schicken möchte. Zwar finden sich auf den Karten irgendwo klitzeklein Bezeichnungen, ab und an Symbole und auch Namen, aber diese haben keinerlei Nutzen im Spiel. Was zählt, sind die reinen Zahlen. Wodurch wir ein komplett abstraktes Spiel vor uns haben. Mit einem eher seltsamen Themenverknüpfungsversuch.
Aber dann kam die erste Partie. Ein Teil des Spiels hat mich dann schon an Abluxxen erinnert. Zumindest, dass man bestimmte Kartenkombinationen ausspielt und andere diese überbieten können. Jedoch ist die Ähnlichkeit damit auch schon vorbei und danach viele Unterschiede erkennbar. Was bleibt, ist das Gefühl des Zockens. Dass man sich überlegt, ob man vielleicht doch eine der ausliegenden Karten nimmt, um die eigene Hand zu verbessern oder besser versucht, seine Hand zu verkleinern. Dabei gefällt mir die Beschränkung, dass nur freiliegende Karten genommen werden dürfen, richtig gut. Das bringt das Blut innerlich zu kochen, wenn die dringend benötigte Karte eben so liegt, dass ich keinen Zugriff darauf habe. Auch die Möglichkeit der Doppelzüge, was je Runde einmal möglich ist, fließt positiv in meine Überlegungen ein.
Natürlich bleibt der Zufall in Scout auch nicht aus. Bekomme ich zu Beginn der Runde ein gutes Blatt, werden die anderen kaum Punkte machen. Das stört mich jedoch hier weniger, da die Runden und die komplette Partie recht kurz sind. Das ruft förmlich nach einer Revanche, welche ich auch gerne annehme oder ausspreche.
Nein, Scout ist nicht perfekt, aber ein sehr gutes kleines Spiel, das ich immer wieder gerne mitspiele. Einfach toll, wobei ich ehrlicherweise auch auf die ganzen Punkteplättchen verzichten könnte und einfach nebenbei auf einem Blatt Papier zählen würde.
Scout von Kei Kajino
Scout ist ein kurzweiliges Kartenspiel, mit ungewöhnlicher Mechanik. Es passt in jede Tasche und funktioniert als Absacker und Urlaubsspiel gleichermaßen.
Sandra:
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar selbst gekauft.
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Drei Tage durch zocken? Für Sandra kein Problem. Open mindet für jede Art von Spielen zockt sie vom kleinen Karten Spiel bis zur 10 Stunden Raumschlacht was sich eben anbietet. Die soziale Interaktion und der Spaß am Spieltisch stehen bei ihr im Fokus. Details wie Grafik und Inlay fallen ihr besonders auf. Dabei kann sie sich auch mal herrlich über schlecht durchdachte Schachtelkonzepte aufregen.
So erreicht ihr Sandra:
Denny Crane
Ich behalte das Spiel mal als Schlechtwetterjoker für den Urlaub im Hinterkopf. Danke für den Test…