SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Cole Wehrle
erschienen bei Leder Games
„Nee wat ist dat süss!“ ist wohl der erste Gedanke, der einem durch den Kopf geht wenn man Root das erste Mal sieht. Natürlich ist die Formulierung von Bundesland zu Bundesland anders, das Gefühl aber ist das gleiche. Tatsächlich ist aber nur das Spielmaterial so knuffig, denn eigentlich geht es um nichts anderes als die Vorherrschaft im Wald.
Root gibt es schon eine Weile und hat auch schon die eine oder andere Welle in der Spieler Community geschlagenen. Es ist jetzt aber ab Ende 2019 auf Deutsch erhältlich und daher wollten wir es uns nicht nehmen lassen mal drauf zu schauen.
(Volkslied)
Jeder Spieler verkörpert in Root eine der rivalisierenden Fraktionen im Wald. Ziel ist es durch seine Aktionen als erster 30 Siegpunkte oder eine alternative Siegbedingung, die man als Karte zieht, zu erreichen. Siegpunkte bekommen die Fraktionen entweder dadurch andere Figuren über die Klinge springen zu lassen oder auf völlig unterschiedliche Art und Weise, die den Fraktionen eigen sind.
(Astrid Lindgren)
Root ist anders. Man sieht es schon an den Regeln. Die allgemeinen, die für alle gleich sind, machen den geringsten Anteil des Heftes aus. Und dann gibt es die spezifischen für die einzelnen Fraktionen. Es ist Asymmetrie auf die Spitze getrieben. Wenn man so will, hat man vier verschiedene Spiele, die innerhalb eines gemeinsamen Rahmens funktionieren.
Es gibt die Katzen, die mit schierer Masse den Wald überschwemmen, schon allein beim Aufbau hat man eine orangene Flut.
Die blauen Vögel sind die Beamten im Wald. Wer sich ans Programmieren wagen mag, ist bei ihnen richtig. Ihre Gesetzgebung muss jede Runde erweitert und zu 100% erfüllt werden. Hat man sich vertan, gibt es eine Revolte und man fängt mit einer fast leeren Gesetzgebung wieder an.
Die grüne „Woodland Alliance“ von uns liebevoll „Toastbrote“ genannt, sind die Hippies, sie sammeln Unterstützer, verteilen Sympathie im Wald, können aber mit Revolten schön für Unruhe auf einer Lichtung sorgen. Sie sind meiner Meinung nach wohl am seltsamsten zu spielen.
Und zu guter Letzt gibt es noch den Vagabunden. Er ist völlig allein, während die anderen Tiere eine Armee haben, ist man hier mit einer einzelnen Figur im Wald unterwegs. Man ist in gewisser Hinsicht abhängig von den anderen und „schleimt“ sich bei ihnen ein.
Die Fraktionen klingen nett, sehen auch nett aus, aber tatsächlich herrscht Krieg im Wald und es gibt häufig Schlachten und Scharmützel, die ausgetragen werden. Die Regeln dazu gehen wunderbar flott, im Wesentlichen wirft der Angreifer und Verteidiger jeweils einen Würfel. Mit den Karten, die man auf der Hand hat, kann man das Geschehen noch modifizieren, aber das wars. Da mag der eine oder andere Hardcore Wargamer die Augen verdrehen aber mir gefällt es, dass die eigentlichen Konflikte sehr schnell erledigt sind. Ich habe geschrieben, dass Root anders ist, das sagt noch nichts über die Qualität der Sache aus. „Ist Root denn gut?“, ist die wichtigere Frage. Ja, Root ist für sich schon ein gutes Spiel und ein tolles für Leute, die Varianz lieben. Man braucht schon mal eine Partie, um zu verstehen, wie man seine Fraktion am besten spielt und vielleicht noch die eine oder andere um die Strategie zu verfeinern. Cole Wehrle hat das Balancing in Root trotz der Unterschiede gut im Griff. Es kommt aber vor, dass Anfänger, die eine schwierigere Fraktion spielen, völlig überrannt und vom Brett gefegt werden. Ich spreche aus Erfahrung. Wir haben das jedoch als Anreiz empfunden es nochmals zu versuchen. Man sollte daher darauf achten, wem man, welche Fraktion man Neulingen gibt.
Also was macht die Faszination von Root aus? Eigentlich enden Root – Partien oft mit dem Gedanken, dass man es beim nächsten Mal auf eine andere Art versuchen möchte. Man ist nicht zu 100 % zufrieden, aber das nächste Mal wird es besser und wenn nicht, dann auf jeden Fall das Mal darauf. Oder ich probiere mal eine der anderen Fraktionen aus. Viel vom Reiz liegt also in den ganzen Möglichkeiten, die sich einem erschließen und was man sonst noch alles machen kann. Ich für meinen Teil werde auf jeden Fall sehr gerne noch die eine oder andere Partie Root spielen.
Root von Cole Wehrle
Ich würde es immer wieder spielen. Die Asymmetrie ist genial und wie das ganze miteinander verzahnt ist begeistert mich immer wieder. Wer das mag und auch gerne mal auf dem Spielfeld kämpft ist hier völlig richtig.
Robert:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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Tom
Hach, wie niedlich! …nicht!
Spätestens, wenn der drollige Waschbär mit der Armbrust Dein Nest aus dem Baum gekegelt hat oder einen Deiner Soldaten hinterrücks erlegt hat, wird klar: Dieses Spiel sieht nur niedlich aus!
Wer sich aber darauf einlässt, wird mit einem wundervollen Spiel voller Hauen und Stechen belohnt! Ich liebe es!
Auch, weil es keinen 2. Sieger, sondern nur den 1. Verlierer nach dem Sieger gibt! 😉
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