SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Oleksandr Nevskiy
erschienen bei IGAMES
Stück für Stück schaffe ich es, meine Top 20 der interessantesten Essen Neuheiten 2021 abzuarbeiten. Mal findet man seine Vorfreude bestätigt, mal fragt man sich, was man sich bei einem Eintrag überhaupt dachte. Gut, ich kann nicht in die Zukunft sehen und nicht immer ist das, was man sich wünscht, das, was man tatsächlich haben möchte. Man denke nur an Cäsars Imperium, das mir immer noch eine Gänsehaut verpasst, wenn ich nur daran denke.
Settlement landete in dieser Liste auf Platz 13. Und eines kann ich zumindest jetzt schon bestätigen. Ich finde das Cover immer noch hässlich. Im Gegensatz zu Tom, der es als wunderschön bezeichnet. Vielleicht sollte er aber auch einfach mal wieder seine Sehkraft untersuchen lassen.
Aber man soll schließlich kein Buch nach dem Einband beurteilen. Und die Mischung aus Erkundung, Worker-Placement und zu bekämpfenden Monstern klingt einfach zu interessant, um keinen Blick auf Settlement zu werfen. Und nun weiß ich, was in dem Titel tatsächlich steckt und ob es seinen Platz auf der Top 20 Liste verdient hatte.
(Augustinus Aurelius)
Settlement ist ein Worker-Placement Spiel, bei dem man jedoch niemandem den Platz wegnimmt. Denn die Arbeiter selbst werden nur auf dem eigenen Tableau eingesetzt. Dabei wird zwischen zwei Feldarten unterschieden. Diejenigen, die man häufiger besuchen darf und diejenigen, bei denen es nur einmal je Runde erlaubt ist.
Zusätzlich ist der eigene Plan noch in zwei Bereiche aufgeteilt. Unten befindet sich unsere Siedlung, die wir Stück für Stück ausbauen und so im besten Fall schöne Produktionsstraßen ergattern. Oben ist das Umland, in dem wir Rohstoffe sammeln. Das Besondere, sammeln wir Rohstoffe an einem Ort, dessen Monstersymbol mit einem der aufgedeckten Helden übereinstimmt, erscheint auf dem Feld ein Monster und muss zuerst besiegt werden, bevor wird dort wieder sammeln können.
Um Monster zu besiegen, müssen wir je nach Art 1 – 4 Arbeiter verwenden, erhalten dafür jedoch auch Rohstoffe. Um zu verhindern, dass sich wieder ein Monster ansiedelt, können wir jederzeit einen Turm bauen.
Zusätzlich zu unserer normalen Aktion dürfen wir jederzeit einen der ausliegenden Helden anwerben, indem wir die nötigen Rohstoffe abgeben. Diese bringen uns am Ende nicht nur massig Siegpunkte, sondern führen auch immer wieder neutrale Arbeiter mit sich, die wir einmalig einsetzen können.
Kann man weder eine Aktion ausführen, noch einen Helden sammeln, steigt man aus der aktuellen Runde aus und tauscht sein Artefakt mit einem der aktuell ausliegenden. Diese bringen einem Sonderbonusse oder Aktionsmöglichkeiten, die das Spiel weiter beeinflussen. Ist das Spiel nach 6 Runden vorbei, gewinnt derjenige, der die meisten Siegpunkte sammeln konnte.
(Euripides)
Mechanisch gesehen wirkt Settlement wie ein einfaches, leicht zu meisterndes Spiel. Der Teufel liegt jedoch im Detail, und wenn man den Titel gut spielen möchte, muss man schon einiges mehr leisten und planen. Wann sammel ich am besten Rohstoffe, wie kann ich sie am erfolgversprechendsten umtauschen und in die nötigen Helden oder Gebäude investieren? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit vielen Arbeitern Monster zu besiegen oder einfach nur die Gegend zu erkunden. Und wie schaffe ich es, mein Mitarbeiterproblem mit neutralen Figuren in den Griff zu bekommen.
Alles, was einen Titel für mich interessant macht. Zumal Settlement zu keiner Stelle derart ausufernd wird, dass man alles gedanklich hinwirft und nur noch vor sich hin spielt. Aber gerade im Endspiel ist es ab und an nur noch einen Schritt davon entfernt. Vor allem, wenn sich die Mitspielenden so richtig anstrengen, möchte man selbst auch noch den einen Kniff finden, der dafür sorgt, dass man das Ruder für sich herumreißt. Und dann geht es darum, immer wieder nachzurechnen, ob es nicht doch irgendwie möglich ist, die fehlenden Rohstoffe aufzutreiben.
Wobei man auch sagen muss, dass das Spiel trotz unterschiedlicher Gebäude und Gelände nicht ganz so abwechslungsreich ist, wie es auf den ersten Blick wirken mag. Denn viele Gebäude und ihre perfekte Kombination wiederholen sich. Zum einen ist das natürlich gut, da es unfair wäre, wenn zum Beispiel nur einer der Spielenden an ein Gebäude kommt, mit dem man neutrale Arbeiter produzieren kann. Andererseits spielt sich Settlement dadurch auf Dauer dann schon immer recht ähnlich und geradlinig. Natürlich macht es dennoch Spaß, aber etwas mehr Abwechslung hätten dem Spiel dennoch gut zu Gesicht gestanden.
Dafür ist die Spieldauer selbst sehr angenehm für den präsentierten Inhalt. Es gibt zwar Wiederholungen, aber diese fallen nicht so massiv ins Gewicht. Was bleibt, ist ein schön anzusehendes und manchmal etwas verzwicktes Mini-Euro, welches schon allein dadurch viele Mikro-Entscheidungen vorgaukelt, in dem man Rohstoffreihen oder die gebaute Maschine (also die Reihen in der Siedlung) jede Runde einzeln aktivieren lässt. Zusätzlich muss natürlich erwähnt werden, dass man hier noch weniger am Spiel der anderen teilnimmt als in anderen Euros – schließlich hat man nur eigene Plätze, um Arbeiter einzusetzen. Die einzigen Schnittpunkte sind Gebäude und Helden, die man sich wegschnappen kann. Ansonsten spielt man die ganze Zeit nebeneinander her und nickt mal, wenn jemand erklärt, was gerade im eigenen Zug gemacht wird.
Dennoch ist Settlement ein gutes Spiel, das ich gerne auf den Tisch bringe. Ein gute Laune Euro, das mir dennoch eine gewisse Hürde bietet und in dem ich mich verlieren kann, wenn ich das möchte.
Settlement von Oleksandr Nevskiy
Ein schön ausgestattetes, relativ geradliniges Euro, mit schöner Bildung kleiner Engines. Jedoch relativ repetitiv und auf Dauer abwechlsungsarm. Dennoch gut zu spielen, etwas mehr wäre jedoch besser.
Christian:
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