SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Katarzyna Cioch, Wojciech Wiśniewski
erschienen bei Granna, Huch!
Der gute Johannes Gutenberg hatte im 15. Jahrhundert einen Einfall, der seine Zeit beeinflusste, wie wenig anderes. Denn seine Lösung für den Buchdruck mit beweglichen Lettern sorgte dafür, dass die bisherige Methode – nämlich das bloße Abschreiben – nicht mehr benötigt wurde. Und genau diese Methode sollen wir im Brettspiel Gutenberg benutzen, um Aufträge zu erfüllen.
Doch die spiegelverkehrten Holz-Lettern sind nicht das einzige Highlight des Spiels. Auch dass es keinerlei Plastik enthält, ist in der heutigen Zeit etwas nicht Selbstverständliches. Jetzt muss es nur noch unterhalten.
(Johannes Gutenberg)
Die Planung für die aktuelle Runde erfolgt in Gutenberg stets geheim. Alle Spielenden verteilen hinter ihrem Sichtschirm Würfelchen für die zur Verfügung stehenden Aktionen. Wer die meisten geboten hat, darf sich zuerst an dem Sortiment bedienen. Wer gar keine eingeplant hat, darf auch keine Aktion ausführen.
So erhalten wir die Möglichkeit, neue Aufträge an uns zu nehmen, Farben zu kaufen, unsere Fertigkeiten zu verbessern, Zahnräder für Bonusaktionen zu besorgen und Gönner zufriedenzustellen. Zusätzlich ist es jederzeit möglich neue Druck-Lettern zu kaufen.
Aufträge bestehen dabei immer aus zwei Teilen. Einmal die Buchstaben, die gedruckt werden sollen. Und dann noch Sonderaufgaben (Farben und Fertigkeiten), die man erfüllen kann, aber nicht muss. Diese Veredelung bringt uns weitere Belohnungen in Form von Siegpunkten, Gulden oder anderes. Der reine Druck belohnt uns stets nur mit etwas Geld.
Von den Zahnrädern können wir drei Stück in unserer Werkstatt montieren. Zu Beginn einer Runde werden sie weitergedreht, sodass wir immer bedenken müssen, wann welche Sonderaktion zur Verfügung steht.
Zuletzt gibt es noch die Gönner, die uns weitere Siegpunkte bescheren, wenn wir zuerst ihre gestellte Aufgabe erfüllen. Dies können bestimmte Drucklettern, Farben oder erarbeitete Fähigkeiten sein.
Nach sechs Runden endet das Spiel und es gewinnt, wer die meisten Siegpunkte für sich ergattert.
Die komplette Spielregel zu Gutenberg findet ihr hier. (externer Link)
(Ludwig Marcuse)
Auf den ersten Blick auf das Brett und das Material wirkt Gutenberg extrem komplex und kompliziert. Aber ich kann euch beruhigen. Denn in der Schachtel versteckt sich eher ein gehobenes Familienspiel als ein Regelmonster. Zumindest dann, wenn man die Anleitung bewältigt hat. Diese ist nicht schwer verständlich, aber etwas umfangreicher, als andere Familienspiele, sodass man für Gutenberg etwas Sitzfleisch mitbringen muss, wenn man eben nicht geübt darin ist Spielregeln zu lesen.
Den Ablauf selbst kann man als interessant, aber nicht allzu fordernd beschreiben. Es gibt immer Lösungen für die vor einem liegenden Probleme. Dabei muss man zwar etwas gewitzt vorgehen, wird aber nie bestraft, wenn es mal nicht ganz so rund läuft. Besonders gut gefällt mir dabei die Planung hinter dem Sichtschirm. Der Moment, in dem ich abschätzen muss, welche Aktionen mir besonders wichtig sind und wie meine Mitspielenden wohl agieren werden.
Der Rest läuft dann eher von selbst. Zumal man über die Zahnräder und die Sonderaktion am Ende der Runde gute Möglichkeiten hat, etwas zu kompensieren. Zumindest dann, wenn einem andere nicht zuvorkommen. Und hier liegt dann auch ein klein wenig Negatives. Denn für ein Familienspiel hat Gutenberg doch recht wenig Interaktion. Wir Euro-Spieler sind gewohnt, dass wir nebeneinander herplanen und spielen, aber wer gerade das Gemeinsame sucht, wird hier nicht ganz glücklich werden. Die Spannung zieht sich in Gutenberg eben daraus in der Planung richtig zu liegen, um das schnappen zu können, was man unbedingt haben möchte. Ich mag das aber sehr.
Nur die teilweise umgedrehten Siegpunkt-Lettern (die eben dem Buchdruck nachempfunden sind) und die nicht immer reibungslos laufenden Zahnrädchen sorgen ab und an für leichte Verwirrung. Alles in allem ist Gutenberg jedoch ein durchaus etwas mehr als gutes und vor allem verzwicktes Spiel, das ich immer wieder gerne auf den Tisch bringe. Auch wenn ich immer wieder dagegen argumentieren muss, dass das Spiel garnicht so kompliziert ist, wie es den Anschein macht.
Gutenberg von Katarzyna Cioch, Wojciech Wiśniewski
Im Kern ein gehobenes Familienspiel, das komplizierter aussieht, als es dann ist. Dennoch muss man sich ein wenig anstrengen, um wirklich gut zu spielen. Spannend ist vor allem die Planung und ob diese dann so aufgeht, wie erhofft.
Christian:
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