SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Gabriele Ausiello, Virginio Gigli
erschienen bei Pegasus Spiele
Der Mond ist aus Käse. Das hat man schon als Kind gelernt – zumindest als Rattenkind bei First Rat. Und schon lange haben die Ratten davon geträumt, den Mond zu besuchen und sich den Magen mit Käse zu füllen. Als dann eines Tages ein paar Rattenkinder ein Comic über die erste Mondlandung auf der Müllhalde finden, beschließt die Gemeinde eine Rakete zu bauen und zum Ziel ihrer Träume zu fliegen. Alle helfen mit, aber nur eine Familie kann den größten Ruhm erhalten, in dem sie Vorräte spendet, Raketenteile baut und natürlich die ruhmreichen Rattonauten stellt.
(Stephen Hawking)
In First Rat startet jeder mit zwei Ratten (man kann später bis zu vier Ratten kontrollieren) und wer an der Reihe ist, wählt, ob eine eigene Ratte ein bis fünf Felder läuft oder mehrere Ratten ein bis drei Felder.
Danach erhält man von allen bewegten Ratten die abgebildeten Rohstoffe wie Käse, Backpulver, Taschenrechner und so weiter. Jetzt kommt der knifflige Teil. Eigene Ratten dürfen nie zusammen auf einem Feld stehen und betritt man das Feld einer konkurrierenden Rattenfamilie, muss man ihr dafür Käse geben. Kann man das nicht, bekommt man Schimmelkäse, der Minuspunkte gibt. Außerdem müssen alle Ratten, die man bewegt, immer auf Feldern gleicher Farbe landen und zurückgehen darf man auch nicht.
Etwas Hilfe kann man sich allerdings durch Comics holen, die einem besondere Kräfte verleihen, wie farbenblind zu sein, sodass rote und grüne Felder als gleichfarbig gelten oder dass man keinen Käse mehr an andere Rattenfamilien zahlen muss. Mit manchen Comics kann man sogar einzelne Ratten zu Superhelden mit richtigen Superkräften machen. Welche Ratte wollte nicht schon immer Ratwoman, Arnold Rattenegger oder Neil Ratstrong sein? Außerdem gibt es in First Rat noch drei hilfreiche Tiere, die einem gegen Käse gerne Rucksäcke, Energydrinks und Kronkorken überlassen, die beim Ressourcensammeln helfen oder Punkte bringen. Aber Ratten wären nicht Ratten, wenn man die Gegenstände nicht auch einfach stehlen könnte. Dann muss sich die Ratte nur mit dem Gegenstand wieder zum Anfang der Strecke flüchten. Erreicht eine Ratte schließlich die Startrampe, wird sie zu einem Rattonaut, was auch wieder Punkte – gemeint sind natürlich Ruhm und Ehre – bringt.
Nach der Bewegung dürfen mit den gesammelten Ressourcen schließlich Raketenteile gebaut oder auch die Vorräte für die Rakete aufgestockt und so Wertungssteine gesetzt werden. Sobald jemand acht seiner Wertungssteine gesetzt oder vier Rattonauten ausgebildet hat, endet First Rat eine Runde später, sodass jeder noch mal die Chance hat, noch ein paar Punkte rauszuholen.
Die komplette Spielregel zu First Rat findet ihr hier. (externer Link)
(Heinrich Heine)
Als First Rat das erste Mal auf meinem Brettspielradar auftauchte, hatte mich das Thema direkt angesprochen, aber genauer damit beschäftigt hatte ich mich erst, als mein freundlicher Spieleladen um die Ecke mir sein Demospiel in die Hand drückte und sagte: „Teste das mal und sag mir, wie es ist. Bring es danach zurück.“ Also nahm ich das Spiel mit nach Hause und wurde erst mal von der doch etwas langen Anleitung abgeschreckt.
Als ich mich schließlich doch eingelesen hatte, durfte ich mich freuen, dass die Anleitung von First Rat nur so lange ist, weil sie vollgestopft ist mit Beispielen und Bildern, was großartig ist. Das Spiel selbst geht gut von der Hand und man ist schnell im Fluss. Die Entscheidungen, die man im Spiel trifft, sind dagegen überraschend knifflig und nicht nur einmal fiel jemand in den „think tank“. Gerade mit dem variablen Spielaufbau ist garantiert, dass das Spiel nicht so schnell an Faszination und Spaß verliert, sind doch immer wieder andere Strategien bei bestimmten Konstellationen besser als andere. Dabei schafft es das Spiel aber, kein absoluter Brecher an Regeln zu sein und die Entscheidungen sind einfach genug, dass man es auch als „fortgeschrittene“ Familienspieler noch mitmachen kann.
Als ich First Rat das erste Mal spielte, war mir nicht klar, ob ich hier eine sinnvolle Strategie verfolgen kann oder eher opportunistisch handeln muss. Schnell wurde mir jedoch klar, dass ich nicht nur eine Strategie verfolgen kann, sondern muss, wenn ich irgendwie um den Sieg mitspielen will. Dabei verwandelte sich die anfängliche Planlosigkeit schnell in Ehrgeiz, die richtigen Ratten auf die richtigen Felder zu bewegen und nachdem ich den ersten Rucksack gekauft und den ersten Energydrink genutzt hatte, wurde mir klar, wie mächtig diese Gegenstände sind.
Wenn man allerdings seine gesamte Zeit damit verbringt, diese aufzusammeln, ist das Spiel vorbei, bevor man tatsächlich Punkte macht. First Rat fühlt sich jedenfalls nach einem schönen, schlanken und vor allem absolut rundem Spiel für die etwas brettspielaffinere Familie an und mit einem Mechanismus, den ich so jetzt noch nicht bewusst irgendwo anders gesehen hatte, gepaart mit einem unglaublich putzigen Thema.
Ich hatte jedenfalls bisher jede Menge Spaß mit dem Spiel und es wird wohl noch öfter auf dem Tisch landen, ob Solo oder mit Mitspielenden, denn der Bot namens Greg ist zwar etwas zu einfach für meinen Geschmack, aber nicht so schlecht, dass er irrelevant wird. Und als Abschluss kann ich nur den Kommentar einer Mitspielerin da lassen: „Das Spiel ist ja mal ultra putzig!“
First Rat von Gabriele Ausiello, Virginio Gigli
Putziges Spiel (auch) für Familien, dass allerdings auch strategisch anspruchsvoll für Vielspieler daher kommt.
Dirk:
Hinweis:
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Fabian Sellin
Den Artikel könnte man schön runterlesen und gibt ein gutes Gefühl für das Spiel.
Es fällt zwar damit als Familienspiel für den Urlaub raus, aber genau um das zu erkennen helfen solche Tests unheimlich
Merci nochmal
Markus
First Rat ist absolut ein Familienspiel ! Kinder ab 8 Jahre sind voll dabei und können auch gegen Erwachsene gewinnen . Tolles Spiel 👍👍👍