SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 8 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Jack Hazell, Lottie Hazell
erschienen bei Kobold Spieleverlag
Man sagt ja gemeinhin, dass es Hunde- und Katzenmenschen gibt. Mit der dritten Fraktion, die mit beiden nichts anfangen können, wollen wir uns hier mal nicht beschäftigen. Wir selbst haben Katzen, weil wir einfach etwas masochistisch veranlagt sein müssen. Wir stehen einfach darauf, für desinteressierte Felltragende als Dosenöffner missbraucht zu werden.
Okay, ganz so schlimm ist es nicht, denn unsere Katzen sind schon recht anschmiegsam. Aber seitdem wir immer wieder mit den Hunden einer Arbeitskollegin Gassi gehen, wird uns eines immer bewusster. Eigentlich werden wir von unseren Katzen häufig für ihre Zwecke eingesetzt. Also gefühlt wird von ihnen bestimmt, wann man ihnen wie viel Zuneigung zukommen lassen darf.
Die Liebe von Hunden ist da anders. Man ruft sie und schon freuen sie sich, rennen auf einen zu und geben einem das Gefühl, aktuell das Zentrum ihres Universums zu sein. Sie kuscheln, himmeln einen dabei an und strahlen einfach viel Freude aus. Wirft man einen Frisbee geben sie alles, damit sie uns diesen wieder zurückbringen dürfen. Ein schönes Gefühl.
Ja, unsere Katzen lieben uns natürlich auch. Sie zeigen es uns nur manchmal auf seltsame Art und Weise. Wenn unser Kater zum Beispiel nachts um drei auf einem steht und denkt, dass jetzt die perfekte Zeit ist, unsere Haare zu putzen oder die beiden mitten in der Nacht ihren Spieltrieb entdecken, ist es schon schwer zu erkennen, dass sie es nicht persönlich meinen. Aber sie sind nun mal so immens süß, wie kann man ihnen da lange böse sein?
Kommen wir aber wieder zurück zu Hunden. Schließlich wollen wir heute erfahren, ob Dog Park eine lohnende Investition ist. Ob das Brettspiel alles vereint, was wir an Hunden lieben und ob selbst Katzenmenschen oder Menschen, die mit Tieren nichts anfangen können ihren Spaß damit haben. Eines ist auf jeden Fall sicher. An Hunden mangelt es in Dog Park nicht.
(Lothar-Günther Buchheim)
In Dog Park führen wir eine Hundepension, in die wir die namensgebenden Vierbeiner aufnehmen. Dabei spielen wir vier Runden, die alle nach demselben Schema ablaufen. Zuerst wird das aktuelle Wetter und die damit eingehenden Regeländerungen geprüft. Danach bieten wir auf die aktuell ausliegenden Hunde. Das Gebot geben wir reihum verdeckt ab. Wir sehen also, welche Hunde unsere Mitspielenden versuchen zu bekommen, wissen jedoch nicht, wie viele Zuneigungspunkte (= Siegpunkte) sie dafür geboten haben. Natürlich entscheidet das Höchstgebot oder bei Gleichstand, wer es zuerst abgegeben hat. Aber keine Angst, alle bekommen mindestens einen Hund, auch wenn es eben der ist, den sonst keiner haben wollte. Diese Bietrunde wird zweimal durchgeführt. Wir nehmen also pro Runde in Dog Park zwei neue Hunde auf.
Im Anschluss müssen wir uns überlegen, mit welchen Hunden wir Gassigehen möchten. Bis zu drei sind das in Dog Park. Doch dafür müssen wir auch die passenden Leckerli, Bälle, Stöcke oder Spielzeug haben. Dann erhält der Hund seine Leine und es kann losgehen.
Sind wir im Park am Zug, müssen wir dort 1 – 4 Schritte gehen. Als Belohnung erhalten wir, was auf unserem Zielfeld abgebildet ist. Dazu zählen Rohstoffe, Zuneigungspunkte oder auch die Möglichkeit, Hunde der Auslage oder in unserem Hotel auszutauschen. Am Ende des Parks angekommen erhalten wir eine zusätzliche Belohnung. Zumindest dann, wenn wir uns nicht als Letztes auf dem Weg befinden. Denn dann verlieren wir Zuneigung.
Zurück im Hotel gibt es noch Zuneigung für alle Hunde, die einen Leinenmarker haben. Außerdem verlieren wir Zuneigung für Hunde ohne Leine. Danach geht es in eine neue Runde. Ist das Spiel vorbei, gibt es noch abschließende Zuneigungspunkte über Hunde, die über spezielle Fähigkeiten verfügen und für Hunderassen, von denen wir die meisten sammeln konnten. Wer am Ende die größte Zuneigung hat, gewinnt.
(Sprichwort)
Dieses Spiel fällt auf jeden Fall durch sein liebevolles Design auf. Die Schachtel von Dog Park springt jedem Hundefreund ins Auge. Sie ist außen schön gestaltet und auch das Inlay sollte hier erwähnt werden. Alles hat sein Plätzchen. Die einzelnen Spieleteilchen (Ast, Leckerli, Spielzeug, Ball) sind in einer Knochenbox verstaut. Der Einsatz ist so gewählt, dass nichts verrutschen sollte, die Realität sieht leider etwas anders aus. Zum Glück ist das jedoch nur leicht ärgerlich, da nicht allzu viel sortiert werden müsste.
Jede der Hundekarten ist schön anzusehen. Es ist nicht nur darauf zu lesen, was der Hund für das Spiel mitbringt, sondern auch seine Rasse (z. B. Großpudel) und wie er eingeordnet wird (z. B. Gebrauchshund). Auf jeder der Karten findet sich außerdem noch allgemeine Information zur jeweiligen Hunderasse, was schön kurzweilig zu lesen ist.
Dog Park, ein Hund ist nicht genug, genau dieser Titel findet sich in der Anzahl der Hundekarten wieder. Es erweckt den Eindruck, als ob jede Hunderasse, die zu finden war, hier verewigt werden sollte. Das führt zu einer immensen Fülle an Karten, die das Spiel eigentlich nicht gebraucht hätte. Das spiegelt sich auch direkt darin, dass wir zu Spielbeginn etwa die Hälfte der Karten ungenutzt in die Schachtel zurücklegen sollen.
Blind, damit wir nicht sehen, welche Karten sich vermehrt im Spiel befinden können. Das sorgt dann für ein Zufallselement, was vorwiegend den Zuchtbonus betrifft. Dem, dass man eben nicht weiß, wie viele Hunde einer Gattung kommen werden und wann man genügend gesammelt hat, um die Mehrheit zu gewinnen. Ehrlicherweise muss man jedoch auch sagen, dass das kaum Einfluss auf das Spiel hatte, sich aber teilweise einfach ein wenig unbefriedigend anfühlte, wenn bestimmte Hundegattungen nicht kommen wollten. Nicht aus dem spielerischen Aspekt heraus, sondern aus dem des Hundefreundes.
Dass es weniger mit den zur Verfügung stehenden Fähigkeiten der Hunde zu tun hat, liegt daran, dass sich diese immens wiederholen. So sehr, dass man sich doch fragt, ob nicht ein Bruchteil der Karten auch gereicht hätte. Schade eigentlich, denn das macht es manchmal weniger wichtig, welche Hunde wir überhaupt aufnehmen. Gut, es gibt natürlich auch hier schöne Kombinationen. Dennoch hätte ein klein wenig mehr Abwechslung der Spannung gut getan. Dann wäre meines Erachtens auch die Auktion etwas kritischer, als sie in Dog Park tatsächlich ist.
Auch der Hundepark auf dem Spielfeld hätte optisch interessanter gestaltet werden können. Das mag der Übersichtlichkeit geschuldet sein. Aber zwei parallel verlaufende Wege mit einzelnen Feldern wirken hier doch ein wenig zu nüchtern. Natürlich liegt im Hintergrund eine schöne Grafik, aber auch der Weg selbst hätte ein klein wenig verspielter sein dürfen. Ja, das ist eine Kleinigkeit, aber diese sorgt bei mir dafür, dass dieser Spielabschnitt noch eine Spur nüchterner ist.
Das ganze Spiel wirkt auf den ersten Blick für ungeübte Spielende kompliziert. Aber außer Hunde erwerben, Anleinen, Gassi gehen und Punkten passiert leider nicht viel. Das am Anfang gezogenen Ziel lenkt das eigene Spiel ein wenig. Wobei wir in keiner einzigen Partie Probleme hatten, das schwere Ziel zu erreichen und gleichzeitig auf Zuchtauszeichnungen zu achten. Das zeigt, dass Dog Park sich eigentlich eher an einem Familienspiel orientiert. Aber für dieses enthält es mir persönlich dann zu wenig Emotionen. Bis auf das freudige Jauchzen beim Anblick der süßen Hunde. Das reißt dann nicht einmal die Auktion oder das Pokern darum, wann ich den Park verlasse, da in beiden Fällen die Strafen viel zu gering ausfallen, um einen wirklich unter Druck zu setzen.
Es ist leider, wie es ist. Dog Park ist ein Spiel, das mit wunderschönem Spielmaterial und tollen Hundebildern protzt, dem aber spielerisch dann leider die Luft ausgeht. Ja, es ist nett zu spielen, aber gleichzeitig nicht interessant oder pfiffig genug, um sich auf dem Tisch zu halten.
Dog Park von Jack Hazell, Lottie Hazell
Dog Park bringt eine riesige Fülle an Hunden mit. Jedoch wären emehr Emotionen oder spielerische Herausforderungen besser gewesen. Toll anzusehen, nett zu spielen, aber im Kern fehlt dann einfach etwas, um auf Dauer zu begeistern.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.
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Denny Crane
DAS ist mal Review von einem Spiel was mich so garnicht optisch anspricht.
Danke trotzdem dafür..ich lese hier immer gerne mit und warte immer schon auf den nächsten Artikel.
Beim Artwork bin ich hin-und hergerissen zwischen „Boah is das häßlich“ und irgendwie Old-school. Gerade wenn man mit AI-generierten Rendern aktuell geradezu verfolgt wird.
Aber in einem guten Bereich landet der Grafikstil trotzdem nicht…
Da haben zB „Die Tiere vom Ahorntal“ einen passenderen „auf alt“ gemachten Grafikstil gefunden
Man möchte eine gewisse kuschlige Atmosphäre schaffen, ist dann aber meiner Meinung ins Oma-liche abgedriftet. Das Spiel hätte optimal in ihrem Wohnzimmer mit dunklem Massiv-Holzschrank reingepasst. Gespielt wäre dann natürlich an Eck-Sitzgruppe in der Küche mit Blümchenmuster 😀
Spielerisch scheint es ja dann irgendwie ähnlich altbacken zu sein.
Schade..scheint es unter der Rubrik von Hundefans für wirklich Hardcore Hundefans zu sein (die aber nicht wissen dürfen, was es besseres es sonst so gibt)
Christian Renkel
Ich glaube das ist das charmanteste „Du bist alt“, das mir je jemand gesagt hat. 😂
Denny Crane
🤐
Passend zum Hundethema war das kein Fettnäpfchen sondern ein ganzer Fett-Fressnapf.
Ich assoziiere mit den Möbeln leider Klein-Kindheitserinnungen der eher negativen Art. Dabei haben die Möbel nix gemacht, nur im meinem etwas undefinierten Weg gestanden. Damit hat ich dann schon vor Harry Potter meine Stirn-Narbe 😄
Jetzt muss ich aber wirklich bei dir mal vorbeischauen wie du es schon bei einer der letzten Artikel mir angeboten hast. Dann stell ich mich meinem Endgegner-Möbelstück
Christian Renkel
Ne, alles gut. Ich mag nur die Zeichnungen der Hunde recht gern. 😉
Lass dir wegen mir keine grauen Haare wachsen. 😁
Denny Crane
Ok, dann bin ich beruhigt.🫣