Pacific Rails Inc

SPIELSTIL Rezension

Pacific Rails Inc.

Lesezeit: 7 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Dean Morris
erschienen bei Vesuvius Media

Es war zur Spiel.digital, als ich das erste Mal von Pacific Rails Inc. erfuhr. Und es war, wie es kommen musste. Ein Spiel, das mit Eisenbahnen zu tun hat, bei denen man Schienen baut und sich über die Partie immer weiter verbessert, triggerte sofort dieses kleine Männchen in mir, das mir zurief: „Vergiss all die Spiele, die du hast. Genau das ist das, welches du möchtest. Und du willst es jetzt!“

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Einem glücklichen Umstand verdankte ich dann, dass ich noch in den Late Pledge des Kickstarters einsteigen und mir meine persönliche Kopie sichern konnte. Manchmal meint es das Schicksal gut mit einem. Inzwischen ist einige Zeit vergangen. Viele Partien wurden gespielt und meine Meinung gefestigt. Also setzt euch mal kurz die Schaffner-Mütze auf und springt mit mir laut tutend in eine Zeit, in der der Westen noch wild war.

Eine Eisenbahn besteht aus 95 Prozent Menschen und 5 Prozent Eisen.

(Adam Smith)

Auch wenn es bei der Regelerklärung nicht so wirkt, ist Pacific Rails Inc. nicht schwer zu lernen. Ist man am Zug, setzt man entweder einen seiner Arbeiter ein oder nimmt ihn wieder vom Plan. Beides löst eine Aktion eines der benachbarten Gebäude aus. Dabei ist es interessanter, wenn möglichst viele eigene Arbeiter angrenzend stehen, denn diese wirken als Multiplikatoren für die Aktion. So erhalten wir Rohstoffe (Holz, Stahl, Schießpulver und Geld) oder werben Experten an, beziehungsweise bauen die eigenen Strecken aus.

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Grün könnte nun Holz nehmen und ein Upgrade erhalten oder seinen Zug auslösen und dabei einmal zusätzlich einen Tunnel bauen.

Zuletzt gibt es noch Experten, die wir anwerben können und die Möglichkeit, diese auszulösen. Denn dann wird unser persönlicher Zug einmal von vorn bis hinten aktiviert. Alle bisher erworbenen Verbesserungen ausgelöst (mit denen wir Rohstoffe erhalten) und unsere Experten nehmen ihre Tätigkeit für uns auf. Vor allem kümmern sie sich darum, dass wir unsere Rohstoffe in Schienen tauschen. Von diesen gibt es drei verschiedene Typen. Einmal die normalen für Ebenen, dann die Tunnel für Berge und Brücken für Wasserfelder. Zuletzt gibt es noch den Senator, der für uns im Senat vorspricht und, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, für weitere Bonusse sorgt.

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Noch ist viel Auswahl da und es lohnt sich kaum den einzelnen Senator zurück zu schicken.

Entscheiden wir uns dann zu bauen, müssen wir jeweils zwei Städte in einem Rutsch miteinander verbinden. Und damit das Hirnschmalz noch etwas gefordert wird, gibt es das Konzept der eigenen Schienen nicht. Man darf munter über alle bereits Gebaute fahren, um das Netz zu erweitern. Wobei sich unsere Mitspieler über zusätzliche Punkte freuen, wenn wir dabei ihre Gebäude passieren.

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Die Form der Schienen sind nur Deko. Man kann damit in jede Richtung weiterfahren.

Zuletzt wären dann noch die Gebäude. Telegrafenmasten bringen zuerst einmal Siegpunkte. Die Häuser einen Bonus auf unsere Rohstofferträge. Und gemeinsam noch weitere Punkte am Spielende. Wichtig Telegrafenmasten und Bahnhöfe dürfen sich den Ort teilen, jedoch nicht demselben Spieler gehören. So profitieren wir auch von den Errungenschaften unserer Mitspieler.

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Ein gelber Bahnhof mit grünem Telegrafenmast.

Wurde dann der Osten mit dem Westen durch Schienen verbunden, ist das Spielende eingeläutet. Nun erhält jeder Spieler noch abschließende Punkte für Gebäude auf der Karte und durch die vor dem Spiel ausgelosten Bonusplättchen. Wer nun vorne liegt, gewinnt.

Die Eisenbahn ist für mich ein Symbol des Lebens: Man sitzt ruhig und bewegt sich doch schnell vorwärts.

(Wolfgang Korruhn)

Christian meint:

Pacific Rails Inc. ist ein waschechtes Wettrennen, bei dem viel Wert darauf gelegt wird, alles möglichst optimal auszuführen. Aber dabei ist es nicht so hart, dass man sich in ein nicht mehr auflösbares Schlamassel hineinmanövrieren kann, wenn man unbedacht spielt. Man ist eben nur etwas langsamer als derjenige, der genau weiß, was er tut.

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Dabei nimmt das Spiel schneller, als zuerst vermutet, fahrt auf. Denn die Anhänger des eigenen Zuges werden schnell freigespielt, da die Hürden hierfür relativ gering sind. Vergleichbar mit dem Abschluss eines Tutorials in einem Videospiel geht der Spaß dann erst richtig los. Denn nun hat man nicht nur genügend Platz, um Schienen und Rohstoffe unterzubringen, sondern auch die nötigen Facharbeiter, die durch ihre Multiplikatoren dafür sorgen, dass der Ablauf sich weiter beschleunigt. Erneut gemäß dem Fall man weiß, was man tut.

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Der erste Bahnhof ist gebaut und dadurch der erste Anhänge freigespielt.

Und während die Schienen einem dann gefühlt nur noch zufliegen, muss man dennoch immer ein Auge darauf halten, wie man seine Punkte am besten nach hause bringt. Da wäre das Schienennetz, das als zentrales Element natürlich gepflegt werden möchte. Und so ist es immer wieder schön zu sehen, wie es sich langsam ausbreitet und dann doch wieder schneller verbunden wird, als man es zuerst vermutet.

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Schnell bewegen sich die Strecken aufeinander zu.

Dann wären da noch die Gebäude, die man auf der Karte verteilen sollte, da diese für das Spielende einen Haufen Punkte bieten. Zumindest, wenn man nicht zu sehr schläft. Und die Senatoren wollen auch zur rechten Zeit zurück an die Arbeit geschickt werden.

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Der begrenzte Platz möchte genutzt werden.

Dabei bietet das Spiel gerade genügend Möglichkeiten für ein schnelles Spiel, wie es Pacific Rails Inc. ist. Nein, wir haben keine Vielzahl perfekt austarierten Wege, denen man folgen kann. Oder hunderte Aktionen, die sich allesamt nur darin unterscheiden, ob sie nun 1 oder 2 Punkte einbringen. Pacific Rails Inc. ist direkter und dennoch verkopft genug, um die immer gleiche Aufgabe nicht langweilig werden zu lassen. Wie komme ich an die passenden Gleise und baue schneller als meine Mitspieler?

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Nicht schlecht. Wird der Zug ausgelöst, erhalten wir für Waggon Nummer eins ein Stahl und können im Anschluss eine Brücke aus Holz und eine Schiene aus Stahl bauen. In Wagen 2 würde das sogar verdoppelt und im dritten verdreifacht.

Zu zweit spielt sich der Titel schön gemütlich. Hier baut man vorwiegend an „seiner“ Strecke und muss nicht zu sehr darauf achten, dem Gegner eine Vorlage zu liefern. Denn eigentlich sind die Schienen für alle da. Sofern einer unserer Züge diese befahren kann, ist egal, wer sie gebaut hat, was für schöne Möglichkeiten sorgt, sich auszubreiten. Witziger ist dann noch die Möglichkeit, einen seiner Arbeiter auf einem Gebäude zu platzieren, wenn die Mitspieler mal wieder nicht aufgepasst haben. Hier dankt man noch für den daraus resultierenden Dauerbonus. Die beiden Punkte sorgen zwar immer noch nicht dafür, dass aus einem relativ solitären Spiel ein emotionsgeladenes interaktives Erlebnis wird, aber für die Dauer einer Partie vermisst man das auch kaum.

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So richtig ins Gehege kommt man sich im Spiel zu zweit nicht.

Einzige Wermutstropfen sind die Regeln, die einem die Einarbeitung durch die Struktur unnötig erschweren. Zusätzlich schafft es die Anleitung Details in Nebensätzen zu erwähnen, die eigentlich extrem wichtig sind. Und zu guter Letzt lässt die Punkteregel über die kürzeste Strecke dann doch etwas zu viel Interpretationsspielraum, den man für sich lösen, verinnerlichen und anderen vermitteln können muss. Und natürlich, dass man es wieder geschafft hat, dass man gelb und grün kaum voneinander unterscheiden kann.

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Obwohl wir an den Farbreglern gespielt haben, ist der Unterschied gar nicht so groß.

Pacific Rails Inc. ist ein schnelles Optimierspiel, das durch seine niedrige Einstiegshürde und kurze Dauer immer wieder auf dem Tisch landet. Dabei schüttet es erstaunlich viele Belohnungen aus, die den Spaß sehr gut unterstützen. Ich mag das Spiel und habe auch nach den vielen Partien immer noch Spaß damit.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Pacific Rails Inc. von Dean Morris

Pacific Rails Inc

Ein schönes, schnelles Optimierspiel, bei dem der Wettlauf spürbar ist. Nicht viele Wege, sondern die Direktheit sorgen für wohlgefallen. Da sieht man dann auch gern über kleinere Mängel hinweg.

Spielstil – Wertung

Christian:

8/10
Das gefiel uns
  • Ein kurzweiliges, aber nicht bannales Spielerlebnis.
  • Optimierung ohne sich selbst ins Aus zu befördern.
  • Die eigene Entwicklung ist spürbar und befeuert das Belohnungszentrum.
Das nicht so
  • Es fühlt sich etwas seltsam an, dass die Waggons so schnell freigespielt sind.
  • Spielerfarben können nicht immer unterschieden werden.
  • Ein paar Details sind in den Regeln gut versteckt.

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.

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Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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