SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 3 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Friedemann Friese
erschienen bei 2F Spiele
Ich bin in den 80ern auf dem Land aufgewachsen. Einer Zeit, in der das Moped eigentlich eine große Rolle spielte. Aber bis auf die Fahrzeuge von zwei sehr viel ältere Cousins hatte ich nie näheren Kontakt zu dem zweirädrigen Gefährt. Dafür war ich zu sehr mit Allgäuer Blut ausgestattet. Schließlich hatte ich von der Schule eine Busfahrkarte. Und die war kostenlos.
Doch dank 2F Spiele kann ich das Moped-Gefühl nun nachholen. Denn in Frisiert! schickt Friedemann Friese die Kisten auf die Rennstrecke. Und wie das bei so selbstgewarteten Fahrzeugen so ist, laufen die mal besser und mal schlechter.
(Witz)
In Frisiert! haben wir keine persönliche Spielfigur. Am Zug decken wir eine Reihe von Karten auf und bewegen das darauf abgebildete Moped um die aufgedruckten Felder vorwärts. Dabei können die Fahrer andere überholen, aber nicht auf deren Feld stehen bleiben. So entstehen dann auch Blockaden, die dafür sorgen, dass ein Moped auch mal stehen bleiben muss.
Sind die Karten gelegt, sucht sich jeder in Spielreihenfolge eine davon aus. Nämlich diejenige Farbe, auf die man wetten möchte. Also wer der eigenen Meinung nach das Rennen auf dem Siegertreppchen beendet. Der Clou dabei ist, dass wir mit jeder Karte, die wir entfernen, unseren Favoriten schwächen, da diese ja nicht mehr aufgedeckt werden kann.
Im Spiel zu zweit und zu dritt wird nun noch vom letzten Wählenden eine weitere Karte entfernt, um bestimmte Fahrer zu schwächen, danach beginnt der nächste Zug. Das Spiel endet, sobald drei Mopedfahrer drei Runden absolviert haben. Nun erhalten alle für die richtigen Wetten Punkte. Wer die meisten hat, gewinnt.
(Spruch)
Ich verfolge die Werke von Friedemann Friese schon seit vielen, vielen Jahren. Nicht, weil ich alles liebe, was er so erschafft – im Gegenteil. Aber er zaubert dennoch immer wieder Ideen aus dem Hut, die mir Spaß machen. Frisiert! ist eine davon.
Im Kern ein einfaches Spiel, auf das man nur bedingt Einfluss hat, welches aber dennoch irgendwie witzig ist. Meine Frau meinte immer wieder mit einem Augenzwinkern, dass Frisiert! „Tempo kleine Schnecke“ mit Mopeds ist und ganz unrecht hat sie damit auch nicht. Nur eben, dass der Würfel durch Karten ersetzt wurde.
Der Kern des Spiels ist dann auch entsprechend einfach. Und im Endeffekt fühlt es sich dann so an, als ob ich vollkommen willkürlich Karten nehmen könnte und es durch meine Mitspielenden keinerlei Einfluss auf das Spiel hat. Diese sind der Chaos-Faktor, der jegliche Planbarkeit zerstört.
Und dennoch mag ich die Dynamik, die im Spiel entsteht. Wenn wieder ein Fahrer rundenlang still zu stehen scheint und dann plötzlich Vollgas gibt und alle anderen doch noch überholt, da sie sich gegenseitig blockieren. Das spornt zu Kommentaren an, die das Spielgeschehen auflockern. Etwas taktischer wird es im Spiel zu zweit oder zu dritt, in dem ich regelmäßig Karten aus dem Deck entfernen kann und meine Konkurrenten dadurch direkt entschleunige. Aber auch hier gilt wieder eines. Das Chaos kontrolliert das Spiel nicht ich.
Wer also gerne mal die Zügel aus der Hand gibt, nur um das Schicksal mit kleinen Nuancen zu beeinflussen, ist mit Frisiert gut bedient. Es ist keine hochstrategische Perle, sondern einfach ein schönes, nettes Spiel für Familien. Wir haben Spaß damit und das ist das Wichtigste.
Frisiert! von Friedemann Friese
Ein ganz witziges Spiel, für das es die richtige Spielrunde braucht. Denn man hat kein bis wenig Einfluss auf das Geschehen selbst. Und trotzdem hatten wir Spaß dabei.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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