SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Friedemann Friese
erschienen bei 2F Spiele
Ihr kennt euch mit den großen Städten in Europa aus? Dann habt ihr gegenüber mir einen entscheidenden Vorteil in Freie Fahrt. Während ich auf dem Spielplan noch suche, wohin sich mein Zug bewegen muss, habt ihr die Ziele stets im Blick. Gut, ganz so schlimm ist es dann doch nicht, aber ich muss zugeben, dass ich mich in östlichen und nördlichen Gefilden nicht ganz so gut auskenne.
Erdkunde war nie meine Stärke und wird es in diesem Leben auch nicht mehr. Es sei denn, ich gewinne doch mal groß im Lotto und kann es mir leisten, die Welt zu bereisen. Bis dahin beschränke ich mich auf die passenden Brettspiele und hoffe, dass ihr pädagogischer Auftrag doch irgendwann einmal fruchtet.
(Konrad Adenauer)
In Freie Fahrt bauen wir über die Partie hinweg ein Schienennetz in Europa aus. Das nutzen wir mit unseren Zügen, um Aufgaben zu bewältigen. An der Reihe können wir uns dabei entscheiden, ob wir neue Schienen bauen oder unseren Zug bewegen. Für den Bau stehen uns jeweils zwei Punkte zur Verfügung, die wir für Wege ausgeben können. Eine einfache Schiene kostet dabei einen, ein Tunnel oder eine Fähre zwei Punkte. Gebaute Schienen markieren wir dabei als unser Eigen.
Bewegen wir uns, dürfen wir immer über gebaute Schienen fahren. Unsere eigenen sind kostenlos. Fahren wir über Schienen unserer Mitspielenden, müssen wir ihnen dafür eine Münze zahlen. Dadurch wird die Schiene verstaatlicht, sodass alle in Zukunft nicht mehr zahlen müssen, um diese zu nutzen.
Haben wir eine Stadt erreicht, die unserem Ziel entspricht, erfüllen wir diesen Auftrag. Dabei besteht jeder aus zwei Teilschritten. Also zwei Städte, die wir in der Reihenfolge besuchen müssen. Haben wir das erledigt, nehmen wir uns aus der Auslage einen neuen.
Im Verlauf des Spiels bekommen wir dann noch einen zweiten Waggon, der uns erlaubt, einen weiteren Auftrag mitzuführen. Später werden die Züge verbessert, sodass wir uns insgesamt drei Felder weit bewegen dürfen. Das Spiel endet, wenn die Auftragsstapel leer sind. Jeder darf nun selbst entscheiden, wann man aussteigen möchte. Lässt man sich zu viel Zeit, bekommen unsere Mitspielenden jedoch eine Belohnung dafür. Zum Schluss erhalten wir Punkte. Für den Erstbesuch einer Stadt 5, für jeden weiteren Besuch 2 und das übrige Geld 3. Wer die meisten hat, gewinnt.
(Sir Winston Churchill)
Auf den ersten Blick wirkt Freie Fahrt schon arg nüchtern. Und auch während des Spiels kommt nie so ein richtiges extremes Spaßgefühl auf. Aber schließlich sind wir auch hier, um eine Aufgabe zu erfüllen. Wir müssen Schienen legen und Ziele abfahren. Dabei gibt es ein bisschen Wegmanagement, während wir die in der Auslage befindlichen 10 Möglichkeiten prüfen, um den für uns persönlich besten Fahrweg zu bestimmen. Alles in allem eigentlich eine recht interessante Aufgabe, die sich jedoch ein wenig in der steten Wiederholung und dem Abarbeiten des zuvor festgelegten Plans verliert.
Ich möchte damit jedoch nicht sagen, dass Freie Fahrt langweilig wäre. Es ist schön zu spielen und lässt jeden auf Familienspielniveau um den Sieg mitfiebern. Jedoch fehlt mir hier ein wenig die Eleganz. Wobei Eleganz nicht das richtige Wort ist. Denn das Spiel ist in sich ein schön geschlossenes System. Nur fehlt ein wenig der Glanz.
Freie Fahrt ist so ein bisschen wie Büroarbeit. Bewältigt man seine Aufgaben, fühlt man sich befriedigt, aber so richtig fertig wird man nie und am Ende macht man am genau dasselbe wie am Anfang. Und obwohl man gemeinsam an einem großen Schienennetz arbeitet, spiele ich nicht mit den anderen. Sie sind halt dabei und ab und an muss man sich etwas Geld bezahlen, um eine Strecke zu verstaatlichen. Aber so richtig gezielt passiert das nicht.
Freie Fahrt ist ein nettes Spiel ohne Höhen und Tiefen. Man kann es gut runterspielen und wird dabei auch Spaß haben. Aber danach ist auch erst einmal wieder gut. Nichts, was ich unbedingt auf dem Tisch haben muss, aber dennoch gerne mitspiele, wenn es vorgeschlagen wird.
Freie Fahrt von Friedemann Friese
Ein schönes, geradliniges Spiel, dem am Ende doch das gewisse Etwas fehlt. Aber dennoch bin ich immer dabei, wenn man mich dazu auffordert.
Christian:
Hinweis:
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