SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Antonin Boccara
erschienen bei Game Factory
Das mexikanische Fest der Toten ist in unseren Gefilden am wahrscheinlichsten durch ein paar wenige Filme bekannt. Spontan fällt mir auch nur Coco ein. Kernelement der Feierlichkeiten ist, dass man den Toten gedenkt und sie ehrt. Beides passt zwar nicht direkt zu Fiesta de los muertos, also dem Spiel von Game Factory. Okay, die Menschen, die in diesem Spiel vorkommen, sind auch bereits im Jenseits angelangt. Aber wie wir mit ihnen Umgehen, würde ich nicht als Ehren bezeichnen. Aber das auszuführen wäre viel zu philosophisch, um die wichtigere, alles umfassende Frage des Seins zu beantworten. Macht es Spaß?
(Jean de La Bruyère)
Fiesta de los Muertos hat parallelen zu stille Post extrem. Jeder Spieler erhält einen Namen einer berühmten Persönlichkeit. Zu dieser muss er nun ein Wort auf eine Tafel schreiben und diese nach links weiter geben.
Dieses Wort wischt der nächste Spieler weg und muss nun ein neues Wort aufschreiben, das er mit dem vorherigen Wort assoziiert. So geht es reihum viermal weiter. Die Tafeln werden nun in die Mitte gelegt, die Namen mit zufällig gezogenen gemischt und ausgelegt.
Nun muss jeder für sich aufschreiben, welche Tafel zu welchem Namen gehört. Danach wird verglichen. Haben genügend Spieler richtig geraten, wurde den Toten gedacht und das Freudenfest kann starten. Wenn nicht, dann sollte man es in seiner nächsten Partie besser machen.
Die komplette Spielregel zu Fiesta de los Muertos findet ihr hier. (externer Link)
(Sigmund Graff)
Ich liebe den Gedanken und die Spielidee hinter Fiesta de los muertos. Diese sind so abstrus und witzig, dass das Spiel selbst doch auch einfach nur beste Unterhaltung sein muss. Dabei stolpere ich jedoch über zwei Dinge.
Das Spielende wirkt auf mich irgendwie unfertig. Wir spielen eine Runde und haben nur gewonnen, wenn genügend Spieler richtig lagen, klingt nicht rund für mich. Gut, wir haben noch ein paar Knochen, die wir durch gutes Raten (oder vom Spiel beim Aufbau geschenkt) bekommen. Aber das ändert nichts daran, dass der Teil des Spiels für mich eher wie Flickwerk wirkt, weil es eine Siegbedingung braucht, die aber genauso gut funktioniert, wie: „Je mehr Treffer ihr hattet, desto besser.“ Hier hätte man es meines Erachtens sogar darauf belassen können, dass die Spieler sich selbst beurteilen.
Das zweite für ein Partyspiel fehlt mir ein wenig das kommunikative Element. Ja, im Optimalfall sollte das Ergebnis dazu führen, Gespräche anzuheizen, jedoch ist der Spielablauf eher solitär. Wobei das bei der kurzen Spielzeit weniger auffällt.
Das Spielgefühl selbst schwankt irgendwo zwischen genial und ganz nett, was meistens auf die teilnehmenden Spieler und die gezogenen Namen zurückzuführen war. Mal zerstörte das Gefühl, dass man zwischen mehreren Namen genauso gut würfeln könnte und dieselbe Trefferquote hätte, das runde Erlebnis. Mal feierte man sich selbst dafür, dass man aus einem scheinbar nutzlosen Hinweis doch die richtige Person ableiten konnte.
Ist Fiesta de los Muertos also ein gutes Spiel? Wenn die Gegebenheiten stimmen, dann ja. Da jedoch die Spieler und wie sie sich einbringen, über die Qualität der Zeit entscheiden, sollte man hier sich selbst gegenüber ehrlich sein. Also bin ich selbst in der Stimmung und sind es meine Mitspieler auch? Denn das Spiel bietet euch lediglich die Plattform, eure aktuelle Einstellung zu repräsentieren. Wir selbst hatten meistens eine gute Zeit, was aber daran liegt, dass wir nur mit netten Menschen spielen. 😉
Ein kleiner Hinweis. Aufgrund der aktuellen Beschränkungen war es mir natürlich nicht möglich, in Maximalbesetzung zu spielen. Ein Umstand, den ich – sobald es vernünftig ist – beseitigen möchte und diese Rezension entsprechend anpasse. Bisher basiert das Fazit im Spiel zu viert und fünft.
Fiesta de los Muertos von Antonin Boccara
Ein solitäres Partyspiel mit lustiger Grundidee, die von den Spielern erfüllt werden muss.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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