SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Christian Kudahl, Erik Andersson Sundén
erschienen bei Ravensburger
Beim ersten Blick in die Schachtel von die glorreichen Gilden von Buttonville hatte ich ein sehr wohliges Gefühl. Ich war direkt an meinen ersten Blick in die Schachtel von Dominion erinnert. Und das sage ich ohne irgendeinen negativen Hintergedanken.

Wer ist noch an Dominion erinnert?
Im Gegenteil. Es wirkte einfach richtig und die Erinnerung hat mich direkt wieder mit dieser Wärme von damals zurückgelassen. So viel Spoiler sei hier schon mal erlaubt. Das positive Gefühl sollte die erste Partie nicht überstehen.
Aber beginnen wir erst einmal am Anfang. Ich wurde auf das Spiel vor allem durch seine auf den ersten Blick hübsche Covergrafik aufmerksam. Mir war bewusst, dass meine Frau direkt darauf anspringen könnte, was die Chance, das Spiel auf den Tisch zu bringen natürlich vervielfachte.
Die Regeln waren dann sehr schnell gelesen und erlernt, sodass eine erste Partie direkt folgen konnte. Inzwischen haben wir derer einige hinter uns und ich kann euch sagen, ob sich das Spiel nun wirklich lohnt oder nicht.
Eines sollte ich euch gleich sagen. Auch, wenn das Spiel auf den ersten Blick so wirkt, die glorreichen Gilden von Buttonville ist kein Deckbuilder! Ja, es hat Anleihen davon, doch der größere Anteil ist ein Set-Collection Mechanismus.
So ist ein Zug dann auch recht einfach. Zuerst muss man sich zwei Karten nehmen. Entweder aus dem offenen Markt oder dem verdeckten Stapel. Danach darf man eine Kartenart von der Hand ausspielen.

Dabei ist uns überlassen, ob es eine oder mehrere identische Karten eines Sets sind. Sind Karten ausgespielt, wird ihr Effekt ausgelöst. Hiervon gibt es viele verschiedene. Manche lassen uns Knöpfe nehmen, manche Karten ziehen, andere wiederum den Markt oder unsere Karten manipulieren.
Am Ende prüfen wir noch ob wir nun zwei Reihen von identischen Sets haben. Falls ja, müssen wir eines davon abwerfen.

Ein Set muss weg.
Das Spiel endet, sobald der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Nach abgeschlossener Runde hat noch jeder einen Zug und dann wird gewertet. Je mehr Karten in einem Set sind, desto mehr Siegpunkte erhalten wir dafür. Zusätzlich werden noch jeweils zwei gesammelte Knöpfe in einen Punkt umgewandelt. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Die glorreichen Gilden von Buttonville findet ihr hier. (externer Link)
Ich hatte oben bereits gesagt, dass mich die Optik des Covers auf den erste Blick angesprochen hatte. Es weckte in mir Erinnerungen an frühere Videospiele. Verspielt, verträumt und vor allem versprechend. Doch ähnlich wie in früheren Videospielen war meine Vorstellung vom Spiel, dann intensiver, als es dann tatsächlich sein würde.

Nach der ersten Irritation, wie man das Spiel denn nun am besten zu seinen Gunsten spielen sollte – meine Vorbelastung durch Deckbuilder war deutlich zu spüren – war ich ziemlich schnell drin. Was an dem einfachen Spielprinzip liegt. Hier geht es vor allem darum viele Karten in einer Reihe zu sammeln. Die Karten bieten dabei unterschiedliche Wege zu agieren.
Wobei ich (wie so häufig) nicht immer alle mag. Es gibt Karten, die mir einfach weit besser gefallen als andere. Der Blob ist zum Beispiel herrlich chaotisch und mein persönliches Highlight. So etwas liebe ich. Während Astor das As natürlich in einzelnen Spielsituationen perfekt ist, aber häufig eher nervt. Und wer für den Namen Helge der Schneider verantwortlich ist, sollte sich gleichzeitig auf die Schulter klopfen und schämen. So wie es sich für einen guten Dad-Joke eben gehört.
Den Rest von die glorreichen Gilden von Buttonville kann man dann als nett bezeichnen. Ein Spiel ohne besondere Höhen und Tiefen, beziehungsweise einer spürbaren Spannungskurve. Das richtige für einen gemütlichen Nachmittag, an dem man sich nicht allzu sehr anstrengen, aber dennoch etwas spielen möchte.

Leider ist es hier wieder einmal so, dass die Vorbereitung und das Aufräumen gefühlt mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Spiel selbst. Denn zur Vorbereitung muss ich erst einmal alle gewählten Karten sauber zu einem Stapel vermischen und zum Aufräumen wieder zurück sortieren. Zum Glück hilft mi das Set-Collection Spielprinzip im Spiel schon einmal bei letzterer Aufgabe.
Die glorreichen Gilden von Buttonville ist alles in allem aber kein Spiel, das mich voller Euphorie an den Spieltisch bringt. Dafür ist es zu geradlinig und hat zu wenig Wettbewerb. Eine Partie plätschert einfach nett vor sich hin.

Natürlich fühlt es sich gut an, wenn man ein großes Set auslegen kann, das einen dann auch noch belohnt. Aber gefühlt passiert das nicht nur zu einfach, sondern auch zu häufig. Das schmälert dann das Erfolgserlebnis wieder.
Würde ich die glorreichen Gilden von Buttonville in Zukunft noch spielen? Ja, definitiv. Denn die Regeln sind sehr schlank, sodass ich das Spiel bei beinahe jeder Gelegenheit auf den Tisch bringen kann. Gleichzeitig ist es gut genug, um mir den Tag dann doch zu versüßen.
Schiele ich dabei dann aber auch sehnsuchtsvoll auf das Spieleregal? Das auch, denn hier lächeln mich dann doch viele Spiele an, die es dann doch besser machen als die glorreichen Gilden von Buttonville. In denen einfach mehr Emotionen oder ein interessanteres Spiel steckt.
Die glorreichen Gilden von Buttonville von Christian Kudahl, Erik Andersson Sundén
Ein nettes Spiel ohne besondere Höhen und Tiefen für einen entspannten Nachmittag im Kreis der Familie. Wer es jedoch gerne emotionaler oder spannender haben möchte, wird enttäuscht werden.
Christian:
Hinweis:
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