SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Peter Prinz
erschienen bei Noris
In München ist die Welt noch in Ordnung. Obwohl man von der weißblauen Gemütlichkeit nichts mitbekommt, wenn man sich an einem Samstag in die Fußgängerzone begibt. Macht aber nichts, denn München hat so viele schöne Flecken, an denen der Lokalkolorit aus allen Poren trieft. Und so hatte Peter Prinz viele Möglichkeiten, den Fall an Orten spielen zu lassen, die die bayrische Landeshauptstadt ausmachen. Gewählt wurde ein Fußballstadion. Ja, ihr habt richtig gelesen. Crime Story Munich spielt in einem Fußballstadion, was für mich persönlich einer der langweiligsten und überbewerteten Orte auf Gottes weiter Erde ist. Gut, erst einmal tief durchatmen und versuchen so objektiv wie möglich an die Sache ranzugehen. Pffff… Fußball… Das kann ja nix werden…
(Agatha Christie)
Die Regeln bleiben wie in Crime Story Vienna und Crime Story Berlin bestehen. Die Karten legen einen Fall dar und geben uns Möglichkeiten, diesen zu verfolgen. Jede Aktion kostet dabei Zeit, die wir auf der entsprechenden Leiste voranschreiten. Manche Aktionen sind dabei an ein Zeitfenster gebunden, in dem wir sie ausführen dürfen.
Am Ende werden dann Fragen zum Fall gestellt, die wir beantworten müssen. Haben wir die Lösung parat, haben wir gemeinsam gewonnen.
(Sir Arthur Conan Doyle)
Ja, die Enttäuschung war zu Beginn bei uns schon spürbar. Wir können Fußball einfach nichts abgewinnen und eigentlich ist uns egal, warum ein paar Spieler nun kurz vor dem „Spiel ihres Lebens“ ausgefallen sind. Ich weiß, da steckt eine Industrie dahinter, die Milliarden scheffelt und dass ganz viele Menschen froh sind, wenn sie da ihr Geld reinwerfen dürfen, aber das Thema kann mich einfach nicht abholen. Das ist nun auch nicht abwertend gemeint, da jeder einfach sein eigenes Steckenpferde hat und mich viele auch als Spinner ansehen, weil ich gerne stundenlang auf bedruckte Pappe starre, um darauf Holzklötzchen zu verschieben.
Gut, wir haben es dennoch durchgezogen. Und ich muss sagen, als es dann anfing zu „Menscheln“ waren wir nicht nur halbwegs versöhnt, sondern auch direkt im Spielgeschehen. Da dies unser dritter Fall war, hatten wir dabei jedoch nicht mehr den Druck verspürt wie beim ersten. Wir wussten inzwischen, dass das Spiel so gestaltet ist, dass man selbst mit ungeschickter Wahl 80 % der nötigen Informationen präsentiert bekommt.
Und dennoch wurden wir wieder in das Spiel gesogen und haben diskutiert, was denn nun geschehen ist. Das lag aber einfach auch daran, dass man diesmal mehrere Spuren verfolgen muss und nicht nur einem Klischee, wie es im Buche steht. So war der alte Leitspruch „Cui Bono“ (Wem nutzt es) diesmal wichtiger als zuvor. Als wir den Fall dann erfolgreich gelöst hatten, war das äußerst befriedigend.
Erneut haben wir mit Crime Story Munich das bekommen, was wir erwarten. Leichte Unterhaltung, die einen etwa eine Stunde beschäftigt. Die dazu einlädt, Theorien zu diskutieren und Aussagen zu hinterfragen. Der Fall wird nie so komplex, als dass man nicht mehr ergreifen kann, was denn nun passiert ist. So gehört dieser Fall für mich wieder in die Kategorie Vorabendkrimi, wenn auch einem der Besseren.
Aber auf eines muss ich nochmals zurückkommen. Den Lokalkolorit. Den habe ich hier schmerzlicher vermisst als in den anderen Titeln. Das liegt aber auch daran, weil mir durch meine Wurzeln München näher ist, als Wien oder Berlin. Bitte versucht, das in Zukunft mehr einfließen zu lassen. Und nein, damit meine ich nicht die extrem peinlichen Versuche, in Dialekt zu schreiben, wie sie auch hier bei einem der Charaktere gemacht werden. Ihr schafft das, da bin ich mir sicher. Und Noris, wenn ihr irgendwann einmal einen Fall im Allgäu spielen lassen wollt, meldet euch. Dann wird das auch was mit dem kleinen, diebischen Bergvolk am Rande der Alpen. 😉
Crime Story Munich von Peter Prinz
Erneut eine schöne Unterhaltung für etwa eine Stunde, die zu zahlreichen Diskussionen anregt. Leider wurde versäumt die Eigenheiten Münchens auch wirklich einzufangen, so dass der Fall genauso gut in Castrop-Rauxel spielen könnte.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.