SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Martino Chiacchiera, Massimo Borzì, Rosaria Battiato
erschienen bei Kosmos
Ich bin im Einklang mit mir und meiner Natur. Bonsai hat das vollbracht, was viele andere Spiele zuvor nicht konnten. Mein inneres Kind schläft und mein geistiger Rentner ist zufrieden. Alles ist dort, wo es hingehört. Nichts stört mehr mein Selbst.
Ich liege im Gras und schau den Wolken auf ihren Reisen zu. Überlege, wohin sie ziehen und was sie sehen werden. Spüre das Leben um mich und den Wind, wie er über uns streicht.
Bonsai das echte beruhigende Gewächs, das von seiner Faszination auch nach all der Zeit nichts verloren hat. Ich kann mich noch an einen Hype in unserer Familie Anfang der 90er erinnern. Und an einen Ausflug zu einer Ausstellung, die mich damals – ganz Teenie – überhaupt nicht interessiert hat.
Inzwischen sehe ich mir die kleinen Bäumchen gerne an. Aber selbst einen züchten würde mir nicht einfallen. Dafür fehlt mir das Gespür. Obwohl mir mein Garten inzwischen viel Freude bereitet.
In diesem Spiel züchten wir alle unser persönliches Bäumchen. Dabei gibt es nur wenige Regeln, wie dieser aufgebaut ist. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Und so bauen wir aus Stamm-, Blätter, Blüten- und Fruchtplättchen unser Gewächs.
Dabei haben wir am Zug nur zwei Dinge zu entscheiden. Wollen wir eine neue Karte und Bauteile aufnehmen oder letztere an unseren Bonsai ansetzen.
Die Karten selbst gibt es in unterschiedlichen Kategorien. Manche geben uns am Spielende Siegpunkte. Andere beeinflussen unser Limit an Plättchen oder was wir einbauen dürfen. Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit Plättchen zu nehmen oder direkt einzubauen.
Haben wir durch den Bau eines der ausliegenden Ziele erfüllt, müssen wir wählen, ob wir dieses nehmen oder auf ein besseres sparen möchten. Aber Vorsicht! Jeder darf dies nur einmal entscheiden. Schafft man es später nicht oder jemand ist schneller, geht man leer aus.
Das Spiel endet dann, wenn der Nachziehstapel leer ist. Jeder ist noch einmal am Zug. Dann wird abgerechnet. Die verbauten Plättchen geben genauso Punkte, wie Aufgaben und gesammelte Wertungskarten. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Bonsai findet ihr hier. (externer Link)
Bonsai ist ein eher ruhiges Spiel. So einfach und schnell, dass man es nebenbei spielen kann, ohne sich groß darauf konzentrieren zu müssen. Ein Legespiel, wie es viele andere gibt. Zwar gibt es diverse Alleinstellungsmerkmale, aber reicht das, um aus der Masse herauszustechen?
Zum einen haben wir den Bonsai, der im Spielverlauf wächst. Dieser ist stets ein kleiner Blickfang, sorgt aber nicht für genügend Probleme, um die man sich kümmern müsste. So ist der Bau sehr geradlinig und durch die Aufgaben stark definiert.
Die Partie selbst ist recht spannungsarm. Ein Spiel plätschert friedlich vor sich hin, irgendwann ist es vorbei und schon wird gezählt. Gut, der Wettlauf um die Aufgabenplättchen ist vorhanden, aber der reißt es auch nicht so recht raus.
Bleibt die Kartenauslage. Die ist zumindest etwas interessanter. Welche Karte möchte ich haben, passen die Bauteile dazu und welches von beiden gewichte ich stärker. Aber auch hier passiert recht wenig. Eigentlich kam ich in keiner Partie in interessante Zwänge.
Schade, denn eigentlich passt der Kern von Bonsai. Es bräuchte nur ein bis zwei Schritte mehr, um daraus ein interessantes Spiel zu machen. Ein größeres gegeneinander oder mehr Probleme in der Züchtung. So aber ist es ein wenig wie mit einem Besuch im Fast Food Restaurant. Man hat zwar etwas gegessen, ist satt, aber so richtig toll war es dann doch nicht.
Und so ist Bonsai für mich zwar ein nettes Spiel, das nirgends aneckt, das es aber auch eigentlich nicht braucht. Zumindest dann nicht, wenn man schon vieles ähnliches im Regal hat. Außer man leidet unter hohem Blutdruck oder Wutanfällen. Dann könnte einen das beinahe einschläfernde Spielprinzip herunterholen.
Bonsai von Martino Chiacchiera, Massimo Borzì, Rosaria Battiato
Ein ruhiges, gemütliches Spiel ohne Ecken und Kanten. Plätschert gemütlich vor sich ihn. Irgendwann ist es vorbei und irgendwer hat gewonnen. Muss ich nicht haben.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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Annmarei Roth
Ich bin begeistert von der Rezension. Habe es eben zum ersten Mal gespielt und hatte schon keine Lust mehr, den Stapel abzuarbeiten. Wie schön, wenn es anderen ähnlich geht.
Christian Renkel
Vielen Dank für dein Lob. Wir sind stets ehrlich und versuchen nichts schön zu reden. Gut, manches ist stark vom persönlichen Spielegeschmack abhängig (man könnte wahrscheinlich für alles eine Zielgruppe finden), aber was bringt es etwas zu loben, was man selbst nicht spielen will.
Ich hoffe wir sehen uns weiterhin hier. 🙂