SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Michael Kiesling
erschienen bei Next Move Games
Dass man sich nicht immer komplett neu erfinden muss, um gute Spiele abzuliefern kennen wir bereits aus der Vergangenheit. Dass man daraus eine Spielserie bastelt, die bis auf den Kernmechanismus nicht viel gemein hat, ist eher einzigartig (nein, Monopoly zählt nicht, da das meistens das identische Spiel mit neuen Bildchen ist). Die Buntglasfenster von Sintra ist der erste Ableger von Azul (darf man das eigentlich Reihe nennen?).
Diesmal sind wir Fensterglaser, die bunte Gläser kunstvoll in große Rahmen einbauen müssen. Dabei haben wir es nicht nur mit einer strikten Farbwahl und Reihenfolge, sondern auch mit Bruchglas zu tun. Aber funktioniert dieses Spiel genauso gut, wie das Grund-Azul? Wir sagen es euch.
(Sprichwort)
Erneut sind wir abwechselnd am Zug und müssen uns für eine ausliegende Farbe und ein Plättchen oder die Tischmitte entscheiden. Auch in Azul die Buntglasfenster von Sintra müssen diese dann verbaut werden. Neu, wir setzen die Steine direkt in unsere Auftragstafel ein. Dabei dürfen wir nur Felder unterhalb oder rechts von unserem Glaser verwenden. Dieser bewegt sich dann in die Spalte, die wir bestückt haben, was uns direkt zur zweiten möglichen Aktion bringt.
Anstatt Steine zu nehmen, dürfen wir den Glaser auch einfach wieder ganz nach links setzen, damit er wieder seinen Arbeitsweg vor sich hat. Ist eine Spalte ausgefüllt, kommt es zur Wertung. Dabei gibt es Punkte für die Farbe der aktuellen Runde, der aktuellen Spalte und aller Spalten rechts davon, die bereits mindestens ein Glas gebaut haben. Im Anschluss wird die Tafel beim ersten Mal gedreht und nach der zweiten Füllung entfernt.
Sind sechs Runden vorbei, müssen noch die Bonuspunkte vergeben und die Minuspunkte für Bruchglas abgezogen werden. Wer dann die Nase vorn hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Azul – Die Buntglasfenster von Sintra findet ihr hier. (externer Link)
(Anselm Feuerbach)
Auch, wenn ich damit etwas vorgreife, ist für mich Azul die Buntglasfenster von Sintra das bisher am einfachsten zu handhabende der drei Azul Titel, die ich bisher gespielt habe (Azul, Buntglasfenster und Sommerpavillion). Man muss sich gedanklich nicht ganz so sehr anstrengen, um seine Punkte zu generieren, sondern wird häufig beinahe schon vom Spiel selbst getragen.
Dabei bringt Azul die Buntglasfenster von Sintra alles mit, was man von Azul erwartet. Ein eigentlich abstraktes Spiel, das in seiner Kombination eine wunderschöne Ablage bastelt verknüpft mit dem Versuch die Mitspielenden richtig einschätzen zu können. Also wieder eine Komposition, die es schafft mich in seinen Bann zu ziehen. Mich auch mal in den sauren Apfel beißen zu lassen Gläser zu nehmen, die mich dann durch Bruchglas strafen, nur weil es einfach am besten passt.
Wo wir schon beim Bruchglas sind. Das ist zwar schon irgendwie ärgerlich, aber nicht ganz so schlimm, wie es auf den ersten Blick wirken mag. Ich hatte schon Partien, in denen ich als einziger die Minuspunkte gesammelt habe (vorwiegend durch den Startspielermarker) und auch am Ende 18 Punkte Abzug erhalten habe, aber dennoch gewinnen konnte. Das nimmt dann für mich schon ein wenig vom Schrecken. Gleichzeitig hat man zu viele Möglichkeiten Glas unterzubringen, als dass man seine Mitspielenden gezielt ins Messer laufen lassen könnte.
Versteht mich nicht falsch. Azul die Buntglasfenster von Sintra ist ein schöner, abstrakter Titel, der den Azul Kernmechanismus aufnimmt und neu interpretiert. Aber dennoch hätte es ein wenig mehr Zwänge oder gewitzte Probleme brauchen können. So ist mir das Spiel dann fast schon ein wenig zu zahm und geradlinig. Gut, aber mit etwas weniger Biss, als die anderen Ableger.
Azul – Die Buntglasfenster von Sintra von Michael Kiesling
Ein rundes Spiel, bei dem der abstrakte Charakter nicht so sehr stört. Die bunte Ablage, die vor einem entsteht, lässt einen schnell vergessen, dass es nur ein Spiel um ein paar Punkte ist. Gefällt, dürfte jedoch gerne etwas mehr Biss haben.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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