SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Guillaume Montiage, Paul Halter, Sebastien Duverger Nedellec
erschienen bei Kosmos
Weil es gerade so schön herbstelt, benötigen wir alle eines. Tolle Beschäftigungen für die eigenen vier Wände. Da bieten sich Brettspiele natürlich vollkommen an. Noch besser, wenn man es schafft, mit ihnen einen spannenden Kriminalfall zu erleben. Und gerade diese storygetriebenen Spiele haben in den letzten Jahren wieder extrem zugelegt. Mal besser, mal schlechter. Eine neue Reihe von Kosmos hört auf den Namen Suspects. Also Verdächtige, die es in den Fällen zur Genüge gibt.
In Suspects – Letzter Auftritt schlüpfen wir wieder in bester Agatha Christie Manier in die Rolle der Claire Harper, die einen mysteriösen Mord aufklären soll. Ein Teil des Bühnenbilds ist auf den berühmten und beliebten Hauptdarsteller eines Theaterstücks gefallen. Doch wer zeichnet sich dafür verantwortlich und was war das Motiv? Diesen und weiteren Fragen müssen wir auf den Grund gehen, um das Geheimnis zu lüften.
(Hercule Poirot – Tod auf dem Nil)
Erneut steht uns für unsere Ermittlungen ein Kartenstapel zur Verfügung. Mit diesen steuern wir die gute Claire durch das Theater, untersuchen Orte und sprechen mit Zeugen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Dabei ist es auch möglich, einzelne Karten miteinander zu verbinden, um so weitere Möglichkeiten freizuschalten. Als imaginäres Beispiel könnte man mit einem Ziegelstein ein Fenster einwerfen, um dadurch in den dahinter liegenden Raum klettern zu können.
Dabei gibt es eine Karte, die erst freigespielt werden muss, indem man drei passende Symbole findet. Wo steht leider vollkommen in den Sternen. Zuletzt ist noch wichtig, dass wir uns nicht zu lange Zeit lassen sollten. Denn nach 30 Karten müssen wir das erste Mal alle Fragen beantworten, die Suspects – Letzter Auftritt stellt. Unter anderem, wer den Mord verübt hat oder welche Gegenstände wichtig waren, um den Todesfall herbeizuführen.
Das nächste Mal werden wir nach 45 Karten oder nach den letzten Karten gefragt. Jedoch gilt, je früher wir die richtige Antwort notieren, desto mehr Punkte erhalten wir dafür. Und wir wollen ja schließlich beweisen, welche kriminalistische Genie in uns verborgen ist.
(Miss Marple – Mörder ahoi)
Wir hatten vor Kurzem bereits über den ersten Fall Claire Harpers (Suspects – Tödliche Spuren) gesprochen. Und kurz zusammengefasst sagte ich damals: „Wer auf Krimis der alten Schule steht, kann bei Suspects: Tödliche Spuren nichts falsch machen. Das richtige Feeling kommt rüber und weiß zu unterhalten. Trotz kleiner Mängel.“ Ein Fazit, das man auch bei Suspects – Tödliche Spuren verwenden könnte. Denn gefallen hat es uns – jedoch ein kleines bisschen weniger als Tödliche Spuren. Erneut hatten wir das Problem, dass wir Symbole suchen mussten, ohne Hinweis darauf, wie man diese überhaupt finden könnte. Thematisch gesehen hat es aber auch überhaupt nicht gepasst, da das Ereignis, das dadurch getriggert wird, ein zeitliches ist. Heißt, in der Geschichte würde es um Uhrzeit X ausgelöst werden. Hier müssen wir jedoch drei bestimmte Karten finden. Das hätte man besser lösen können, wie zum Beispiel, dass nach 20 Karten das Ereignis eintritt, weil eben genügend Zeit verstrichen ist. Die Symbolsuche wirkt eher aufgesetzt und als Störfaktor, als sich aus dem Kontext des Spiels und dessen Geschichte zu ergeben.
Witzigerweise hatten wir es geschafft, den Fall bereits bei der ersten Fragerunde zu 90 % richtig zu lösen und haben uns dann durch andere Köder davon wieder abbringen lassen. Ich weiß noch nicht, ob ich das Suspects – Letzter Auftritt positiv oder negativ auslegen soll. Zum einen gefällt mir natürlich, dass man falsche Hinweise durch genaues Kombinieren wieder entkräften könnte. Nur manche der Hinweise dazu waren für uns nicht allzu eindeutig, sodass uns das verwehrt blieb. Außerdem war das Motiv für uns im Endeffekt nicht schlüssig genug, um uns von den richtigen Ereignissen zu überzeugen. (Ja, wir konnten das ganze teilweise nachvollziehen, aber eben ein bestimmtes Detail nicht. Hier hätte ich für jemanden andere Möglichkeiten zur Handlung gesehen).
Ich sagte es bereits, Suspects – Tödliche Spuren hatte uns etwas besser gefallen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man mit Suspects – Letzter Auftritt schlecht unterhalten wäre. Mitnichten. Erneut haben wir einen qualitativ hochwertigen Sonntag-Nachmittag-Krimi, bei dem alle am Tisch anwesenden miträtseln können. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, kann ich nur raten, Kaffee/Tee und Kuchen bereitzustellen und gemeinsam eine schöne, diskussionsreiche Zeit zu genießen. Das Spiel ist einfach genug, um beinahe sofort loszuspielen und bietet dennoch den einen oder anderen Fallstrick, den man nicht übersehen sollte.
Suspects – Letzter Auftritt von Guillaume Montiage, Paul Halter, Sebastien Duverger Nedellec
Perfekt für dunkle Herbsttage. Begebt euch gemeinsam auf Spurensuche. Diskussionen garantiert. Leider hat sich auch hier eine kleine Unart eingeschlichen, die es nicht bräuchte.
Christian:
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