Wie viele von euch, bin ich früher mit dem Sandmännchen aufgewachsen. Jedoch nicht mit dem heute üblichen. Denn in meiner Kindheit gab es noch ein geteiltes Deutschland, woraus auch zwei verschiedene Sandmännchen resultierten. Während das im Osten recht stumm und mit Kinderchor daherkam, hörten wir früher immer wieder den Satz: „Nun liebe Kinder, gebt fein acht. Ich hab euch etwas mitgebracht.“ Seitdem sind viele Jahre vergangen, Deutschland zum Glück nicht mehr geteilt und, wenn man vom Osten spricht, meint man eher die asiatischen Länder, aus denen immer wieder interessante Spiele kommen. In Essen 2017 bin ich auf „Dream Catchers“ gestoßen, welches mir von der Optik her sehr zusagte. Ich musste es haben.
Nun, nach einigen Partien kann ich euch endlich erzählen, ob das Auge bei der Wahl recht hatte.
„Nun liebe Kinder, gebt fein acht. Ich bin die Stimme aus dem Kissen.“
(Rammstein)
„Dream Catchers“ ist ein kooperatives Spiel. Wir versuchen ein Kind eine Nacht über vor bösen Träumen und den Monstern unterm Bett zu beschützen, indem wir passende Kartenkombinationen abgeben. Schaffen wir es genügend gute Träume zu sammeln, gewinnen wir das Spiel. Verloren haben wir dann, wenn der Morgen anbricht, sich drei Monster unter dem Bett befinden oder die böse Traumleiste erfüllt ist.
Bebilderte Beispielszüge findet ihr in dieser Galerie:
„Ich hab euch etwas mitgebracht, ein heller Stern am Firmament.“
(Rammstein)
Optisch macht „Dream Catchers“ einiges her. Wobei es einen waghalsigen Spagat hinlegt. Auf der einen Seite wirkt es, wie ein Spiel für Kinder. Andererseits sind genügend Bilder vorhanden, die ich jüngeren Semestern so nicht zeigen würde. Ein Teil der bösen Träume können ganz schön heftig auf die Kleinen wirken. Dann wäre noch das arme Kind, welches auf einer Matratze am Boden liegt und, wenn man das Spiel verliert, weinend in seinem Elend sitzt. Das löst bei mir ein recht ungutes Gefühl aus. Natürlich darf man vor der Welt die Augen nicht verschließen, aber mir liegt beim Anblick des Bildes immer noch ein Klotz im Magen, den man wahrscheinlich nur oder vor allem als Vater spürt.
Wo wir schon bei schlechten Gefühlen sind. „Dream Catchers“ bietet noch einen Alptraum für jeden Spieler, den ich euch am besten bildlich zeige. Aber Vorsicht, das ist nichts für sensible Gemüter.
Das Spiel selbst ist relativ unspektakulär. Man hat nur wenige Aktionsmöglichkeiten, wovon sich die meisten darauf beschränken Karten zu tauschen und Träume aufzulösen. Das ist mir persönlich zu wenig. Gleichzeitig entscheidet ein extrem hoher Glücksfaktor, ob man überhaupt gewinnen oder auch nur etwas Sinnvolles im eigenen Zug tun kann. Somit plätschert eine Partie auch eher vor sich hin. Es gibt keine Höhen und Tiefen. Kein Spannungsbogen, der sich aufbaut. Kein Gefühl, dass man gerade einen besonderen Zug gemacht hat, der spielentscheidend war.„Dream Catchers“ hätte unbedingt etwas mehr Varianz benötigt. In dieser Fassung ist es optisch sehr schön anzusehen, aber spielerisch gibt es viel Luft nach oben. Auch, wenn es Regeltechnisch eher einfach ist, kann ich es nicht in die Kategorie Kinderspiel setzen. Dagegen sprechen mehrere Faktoren. Wir hatten oben bereits die Bilder angesprochen. Als nächstes würde ich persönlich sagen, dass das Spiel in der Version eher frustrierend für Kinder ist. Das Zeitlimit ist sehr knapp, die Alpträume können in einer blöden Konstellation schnell rasen und, ob ein Monster entfernt werden kann, mutiert zum totalen Glücksspiel. Hier gibt es weitaus bessere, kooperative Spiele, die ihr mit eurem Nachwuchs bestreiten könnt.
Dream Catchers
Play Nation Studios 2017
Autor: Gabriel Leow | |
Dauer: ca. 20 – 30 Minuten je Spieler | |
Spieler: 2-4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger |
Anmerkungen
Dream Catchers – Play Nation Studios – 2017
- Erscheint bei Play Nation Studios
- Für 2-4 Spielende und dauert ca. 20 – 30 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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