Mein erstes Mal mit Meadow
Meine Familie hat einstimmig beschlossen, dass ich keine Wanderungen mehr ungeprüft aussuchen darf. Dabei sah alles eigentlich ganz nett aus. Eine schöne Gegend, ein mittelschwerer Wanderweg und lässige drei Stunden sollten es werden. Obwohl wir uns nicht verlaufen haben, hatte es dann doch viel länger gedauert, das Trinkwasser ist uns ausgegangen und das ewige Auf und Ab (liebe Freunde aus dem flachen Norden, wenn wir hier im Allgäu von Auf und Ab reden, meinen wir wirklich steile Wege mit vielen Höhenmetern) sorgten dafür, dass die Stimmung irgendwann den Tiefpunkt erreichte. Den letzten Kilometer durfte ich dann alleine laufen, um das Auto zu holen und machte dabei zwei interessante Entdeckung. Abkürzungen sorgen dafür, dass man einen immensen Umweg vor sich hat und Frösche sind tatsächlich ziemlich laut, wenn sie gegeneinander um Aufmerksamkeit buhlen. Außerdem habe ich es geschafft, das erste Mal in meinem Leben eine Blindschleiche in der freien Natur zu sehen. So kam ich dann zwar immens abgekämpft am Auto an – nicht ganz, denn etwa 50 m davon entfernt, direkt in Blickweite, fragte mich jemand nach dem Weg und drückte mir dabei noch ein Gespräch über seinen Ausflug und dem Grund seiner Suche eines Maschinenbauers (am Feiertag bei gefühlten 800 °C) ins Knie.
Was lernen wir daraus? Pack den Rucksack voll Wasser. Randvoll! Und vertraue keinen App-Bewertungen von Wandermonstern. Dass es nicht nur mir so ging, erfuhr ich übrigens auch auf dieser Wanderung, da mir ständig verwirrte Urlauber begegneten, die dieselbe App verwendeten und nicht mehr aus noch ein wussten…
Gab es bei euch auch einen „Horrorausflug“, den euch eure Liebsten auch Jahre später noch vorwerfen? Schreibt mir in den Kommentaren.
Der Schreck bei meiner Familie muss noch immens tief sitzen. Denn als ich das nächste Mal vorschlug, wandern zu gehen und dabei die Natur zu beobachten, wurden mir gleich Schuhe hinterhergeworfen. Dabei meinte ich diesmal eine ganz gemütliche Runde im Wohnzimmer. Direkt am Esstisch mit einer Tasse Kaffee und Meadow.
Wie funktioniert Meadow überhaupt?
Nach dem Aufbau hat jeder Spieler fünf Karten auf der Hand. Diese können Tiere, Pflanzen, Gebäude, Gegenden und Fundstücke darstellen. Mit diesen – und weiteren Karten, die wir noch bekommen werden – machen wir uns auf die Reise. Am Zug müssen wir eines unserer Aktionsplättchen verwenden. Dieses legen wir entweder in den Wander- und Rast-Plan ein. Auf dem Wanderplan erhalten wir eine neue Karte, die durch die auf dem Aktionsplättchen aufgedruckte Zahl bestimmt wird. Der Ort, an dem wir das Plättchen anlegen, zeigt an, an welcher Stelle wir zu zählen beginnen.
Direkt im Anschluss dürfen wir eine Karte spielen. Bodenkarten darf man jederzeit auslegen. Für alle anderen benötigt man die aufgedruckte Voraussetzung in der aktuellen Auslage (oder wirft wahlweise 2 beliebige Handkarten ab, um eines zu ignorieren). Der Clou, spielen wir eine Karte aus, müssen wir ein dafür benötigtes Symbol abdecken. Es steht uns nun nicht mehr zur Verfügung. Für Gegenden benötigen wir neben Symbolen noch Wanderplättchen. Dafür punkten wir dann nicht nur mit der Gegend, sondern können auf diese dann auch ein Fundstück legen.
Anstatt eine neue Karte über die Standardmethode zu nehmen, können wir unser Aktionsplättchen auch umgedreht am Lager-Plan anlegen. Dann gilt die Sonderaktion. Zur Auswahl stehen „nimm eine beliebige Karte“, „spiele zwei Karten“, „ziehe 3 Karten und behalte eine davon und „nimm 2 Wanderplättchen“.
Verwenden wir den Lager-Plan, dürfen wir noch eines der ausliegenden Ziele erfüllen, wenn wir die nötigen Symbole vorweisen können. Ist das Spiel vorbei, rechnen wir all unsere Punkte zusammen. Wer nun die meisten hat, gewinnt auch in Meadow.
Das macht Meadow richtig.
Meadow hat mich unglaublich zum Grübeln eingeladen. Wie kann ich mit den aktuell gegebenen Umständen von mir selbst gesteckte Ziele erreichen. Wo Punkten und gleichzeitig eine Vorlage schaffen, um direkt weiter den Aufstieg zu bewältigen. Jeder Zug bringt mich dazu, meine Auslage zu überprüfen und mich stets selbst zu hinterfragen, ob ich nun nicht doch ins Leere laufe, beziehungsweise wie ich genau das verhindern kann.
Dabei sind die Züge selbst angenehm kurz und man fiebert bereits im Zug der Mitspieler mit, dass diese einem keine der begehrten Karten wegschnappen. Manchmal aber auch, dass sie bestimmte Karten nehmen, damit in der Lücke hoffentlich eine derjenigen erscheint, die man längst in der eigenen Sammlung wissen möchte.
Der Einstieg ist relativ einfach. Denn die Regeln sind nicht hochkomplex, sondern unterstützen einen angenehmen Spielfluss. Zusätzlich sind die Motive wunderschön gestaltet und sorgen dafür, dass man immer wieder einen Blick in die eigene Auslage wirft. Toll ist auch, dass stets alle Informationen (bis auf die Handkarten) verfügbar sind. Ich sehe also direkt bei meinen Mitspielenden, wie viele Punkte sie haben und auf was sie aufbauen können. In der ersten Partie habe ich das Wissen kaum genutzt, aber ich denke, dass dies in den nächsten Partien noch eine weitere Ebene in meinem Gedankengang hinzufügt.
Das nervt an Meadow.
Hier ist eine Antwort klar führend. Der Solo-Modus ist überhaupt nicht mein Ding. Im Endeffekt gibt es auch hier wieder einen virtuellen Spieler, der gefühlt ziellos Karten nimmt und sie punktet, ohne dafür eine Voraussetzung erfüllen zu müssen. Das, verbunden mit meinem nächsten Kritikpunkt, sorgte nicht dafür, dass ich eine freudige Partie hatte. Sie war ok, um das Spiel kennenzulernen, aber spannend sieht für mich anders aus. Denn hier agiert keine Automa, die den Anschein eines geistigen Gegners macht, sondern eben reiner Zufall.
Und wo wir schon bei diesem sind, mir fehlen Möglichkeiten, Karten mit den passenden Symbolen aus den einzelnen Decks zu suchen. Du brauchst ein Bergfeld? Pech gehabt, wir haben alle nach unten gemischt und sie werden nicht ins Spiel kommen. Klar kann man fehlende Symbole durch das Abwerfen von Karten ausgleichen, aber da immer auch eines davon erfüllt werden muss, funktioniert das einfach nicht immer. Wenn dann keine Karte kommt, die man sehnlichst sucht, ist das schon etwas frustrierend. Ob das so bleibt oder ob ich einfach noch weitere Taktiken finden muss, um das auszugleichen, wird sich noch zeigen.
Freue ich mich auf weitere Partien?
Aber sicher! Ich muss doch beweisen, dass ich mich irre und es noch andere Möglichkeiten gibt, eine unvorteilhafte Hand erfolgreich einzusetzen. Außerdem ist der Einstieg in das Spiel einfach genug, um selbst meine Mutter zu integrieren. Das muss ich nutzen! Auch meine Frau war von der ersten Partie begeistert (Sie stritt ab, dass das daran lag, dass sie mich mit 15 Punkten Vorsprung schlug), sodass ich mir sicher bin, dass die nächste Zeit noch einige Partien folgen werden.
Außerdem mag ich es einfach, wenn sich meine persönliche Auslage mit hübschen Motiven füllt. Wenn ich dabei noch stets das Gefühl habe, wichtige Entscheidungen zu treffen, ist das umso besser!
Nur Solo werde ich das Spiel kein weiteres Mal anfassen. Dafür finde ich den Modus viel zu uninteressant. Aber ich bin auch kein „echter“ Solo-Spieler, da mich hier weniger die Mechanik, sondern eher die erzählte Geschichte fesseln muss.