„Ich schmelze, ich schmelze!“ Nein, „Ankh Die Götter Ägyptens“ ist kein verkapptes „Wizard of Oz“. 🙂 Es ist der Kampf ägyptischer Götter nicht gegen das Zerfließen, sondern das vergessen werden. Also versucht jeder von ihnen die meisten Anhänger und die meiste Verehrung zu sammeln. Denn so will es das Volk: „Es kann nur einen geben“. Eric M. Lang hat das Thema auf seine typische Art in ein Area Control Spiel gepackt. Das Brettspiel steht daher ganz in der Tradition von „Blood Rage“ und „Rising Sun“. Auch wenn ich es nicht als deren Nachfolger bezeichnen würde.
Wie funktioniert das überhaupt?
Jeder Spielende übernimmt einen der Götter, wie zum Beispiel Isis oder Osiris. Das Regelwerk ist einfach und zugleich elegant. Ist man an der Reihe wählt bis zu zweimal aus diesen 4 Aktionen aus: Figuren bewegen → Figuren aufstellen→ Anhänger gewinnen → Ankh Kraft freischalten. Die zweite Aktion muss eine nachfolgende der ersten sein. Also wer „Figuren einsetzen“ nahm muss entweder Anhänger gewinnen oder Ankh Kraft bekommen wählen. Dabei wird jedes Mal eine Figur weiterbewegt, die der Aktion entspricht. Erreicht eine dieser Figuren das letzte Feld ihrer Reihe, wird ein Event ausgelöst. Das kann sein: Ein Monument kontrollieren, das Spielfeld mit einer Kamelkarawane unterteilen oder ein Konflikt.
Eine Partie hat keine feste Rundenzahl, sondern endet nach bestimmten Kriterien. Wer zuerst das letzte Feld der Verehrungsleiste erreicht, gewinnt sofort. Am Ende des 5. Konflikts gewinnt der Gott mit der meisten Verehrung.
Was macht „Ankh Die Götter Ägyptens“ richtig?
Als ich die Anleitung zum ersten Mal gesehen habe, bin bin ich gleich mal vom Glauben an Osiris abgefallen, sie ist unglaublich umfangreich. Nach näherem Hinsehen hat sich ein sehr elegantes und schlankes Spielsystem eröffnet. Die Anleitung ist nur so dick, weil das meiste mit Beispielen und Bildern belegt wird. Wer die 4 Aktionen kennt und ungefähr weiß, was die 3 verschiedenen Events machen kann fast schon loslegen. Das ist schon mal sehr cool. Ich kann aber garantieren, dass man das Spiel dann noch überhaupt nicht durchdrungen hat. Es ist deutlich schwieriger zu meistern. Eric M. Lang hat das großartig gemacht. Die Komplexität steckt im Spiel nicht in den Regeln. Es gibt vieles sowohl auf taktischer als auch auf strategischer Ebene zu entdecken. Wer Interaktion mit anderen Spielern gut findet, ist hier richtig. Wobei ich das Spiel nicht als feindselig empfunden habe. Es gibt nur 5 Konflikte im Spiel. Dann wird aber in allen Regionen gekämpft, in denen sich Figuren unterschiedlicher Farbe aufhalten. Trotzdem fühlen die sich nicht so richtig krass an, denn auch wenn man seine Figuren verliert, kann man trotzdem Verehrung gewinnen oder sogar ein Monument bauen.
Was nervt an Ankh Die Götter Ägyptens?
Es gibt meines Erachtens einen Frustpunkt, die Events. Alle außer den Konflikten, kommen nur dem Auslöser zugute. Es passiert, dass ein Spieler da einfach nie zum Zug kommt. Wenn die Figuren nicht günstig stehen, hat man immer das Gefühl, für die anderen zu arbeiten und ihnen die Belohnung zu ermöglichen, während man selbst leer ausgeht.
Das gilt es in kommenden Partien näher zu beleuchten.
Freue ich mich auf die nächste Partie Ankh Die Götter Ägyptens?
Ich freue mich darauf, die Mechanismen weiter zu erkunden, tiefer in die Strategien einzusteigen. Das Spielsystem ist, trotz der anscheinenden Schwäche mit den Events, sehr elegant.
Gerade die Kamelkarawane richtig einzusetzen ist ein Thema. Denn damit teile ich das Spielfeld neu auf und verschiebe Mehrheiten. Welche Möglichkeiten gibt es das oben genannte Eventproblem abzufedern? Es gibt in der Box ein ganzes Heft an Szenarien, die einen anderen Spielaufbau bestimmen und wohl auch zusätzliche Regeln bringen.
Eric M. Lang hat sich sogar getraut ein echtes Designer No No zu reanimieren, wenn auch auf spezielle und abgeschwächter Weise. Player Elimination! Der Gott der es nach dem vierten Konflikt nicht geschafft hat genug Verehrung zu erreichen, wird vergessen und fliegt. Die Partie steht aber dann schon kurz vor dem Ende, also nur halb so schlimm. Auf jeden Fall interessant und sehr thematisch.
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