SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Klaus-Jürgen Wrede
erschienen bei Hans im Glück
Ich gestehe! Es hat bis in den Herbst 2022 gedauert, bis Carcassonne den Einzug bei mir gehalten hat. Bis dahin habe ich keine drei Partien Carcassonne gespielt. Manchmal lebt man einfach unter einem Stein und Dinge schaffen es einfach nicht dauerhaft im Fokus zu bleiben. Und das, obwohl mir Carcassonne wirklich Spaß gemacht hat. Jetzt mit “Nebel über Carcassonne” will ich Verpasstes nachholen, ganz klar mit dem Wissen, dass das nicht das Carcassonne ist, was ich kenne. Aber genau um diese neue, kooperative Ausprägung geht es hier.
(Thomas Jefferson)
Nebel über Carcassonne ist zweierlei. Zum einen eine Erweiterung fürs Grundspiel. Zum anderen, wie oben erwähnt, ein eigenständiges Grundspiel, das man kooperativ spielt. Damit hat man das Spiel als Gegner. Eine Partie beginnt damit, dass man sich einen der 6 Schwierigkeitsgrade (Level) für die Runde aussucht. Diese unterscheiden sich durch die Anzahl der Geister, die zur Verfügung stehen, die Anzahl der Punkte, die man in Etappen oder als Ziel erreichen muss und durch zusätzliche Spielelemente wie Schlösser, Friedhöfe und Hunde.
Die Partie ist gewonnen, wenn genügend Punkte gesammelt wurden. Verloren ist die Partie, wenn alle Plättchen oder Geister aufgebraucht wurden.
Wer an der Reihe ist, zieht ein Plättchen und legt es nach den üblichen Regeln an. Das heißt man legt so an, dass das bereits liegende fortgeführt wird, also Stadt an Stadt, Straße an Straße und Wiese an Wiese. Neu ist der namensgebende Nebel. Er überdeckt entweder Wiese oder Straße und kann entsprechend an diese gelegt werden. Das Gemeine im Nebel sind Geister abgebildet. Auf jeden dieser Geister muss man einen aus dem Vorrat legen. Ein erweiterter Nebel verlangt einen Geist weniger. Schließt man einen Nebel ab, d.h. er ist regelrecht mit Plättchen ohne Nebel umrundet, darf man die Geister abräumen und zurück in den Vorrat legen.
Neue Plättchen sind Schlösser, die punkten, sobald sie mit 8 Plättchen vollständig umrundet sind. Es gibt 2 Punkte für jedes Feld mit Nebel um das Schloss.
Friedhöfe in Nebel über Carcassonne sind schon etwas unfreundlicher. Immer wenn ein Geist auf einen Nebel gelegt wird, muss man auch einen auf einen Friedhof legen. In den Leveln 2 – 4 stoppt man den Effekt, sobald an den 4 Seiten des Friedhofs ein Plättchen liegt. Ab Level 5 ist der Friedhof verhext und braucht wie beim Schloss 8 Plättchen. Zusätzlich verliert man pro Zug ein Plättchen, indem man es verdeckt am Friedhof anlegt.
Die komplette Spielregel zu Nebel über Carcassonne findet ihr hier. (externer Link)
(Nicolas Chamfort)
Ganz klar Nebel über Carcassonne sieht aus wie Carcassonne ist es aber nicht. Die Legeregeln für die Plättchen sind gleich, aber das war es dann auch schon. Denn Nebel über Carcassonne ist von der Spielerfahrung gänzlich anders als der “große Bruder”. Das gezogene Plättchen wird man nicht dazu nutzen, um selbst Punkte zu machen oder anderen Spielenden einen reinzuwürgen. Es geht darum, gegen die Widrigkeiten des Spiels zu bestehen und gemeinsam zu gewinnen. Dadurch entsteht eine ganz andere Stimmung unter den Spielenden. Man will das Level zusammen knacken.
Nebel über Carcassonne wartet mit verhältnismäßig zahmen Zwängen auf. Anfangs reicht, es die Geister zu managen, später müssen noch zusätzlich Punkte erreicht werden bevor ein Plättchenstapel aufgebraucht wurde.
So steht man also oft vor der Wahl, das Spiel im Zaum zu halten oder zu punkten. Oft ist aber beides nicht möglich, da das gezogene Plättchen zu keinem der Ziele passt. Wenn der Stapel zur Neige geht und die erreichten Punkte noch weit vom Ziel weg sind, kann es schon mal eng werden. Nebel über Carcassonne lebt davon, gemeinsam an diesem Puzzle zu arbeiten. Es ist ein schönes Erlebnis, zusammen diese Karte aufzubauen und die Geister in ihre Schranken zu verweisen. Das Spiel ist jedoch extrem anfällig für Alpha-Spielende, ein “gib mal!”, “leg das doch so!” oder “mach doch das!” passiert schnell. Nebel über Carcassonne bietet nichts um diesen Effekt zu reduzieren.
Wie schon erwähnt hat Nebel über Carcassonne insgesamt 6 verschiedene Schwierigkeitsgrade. Das hält die Motivation hoch, es nach einer gewonnenen Partie mit einem höheren Level zu versuchen. Die ersten 4 würde ich als durchaus familientauglich einstufen. Der verhexte Friedhof legt dann eine ordentliche Schippe drauf, man verliert mehr Geister und zusätzlich Plättchen. Und Level 6 führt dann in die “Nebel über Carcassonne – Hölle” die meines Erachtens kaum zu schaffen ist. In der Brettspiel-Community gibt es Diskussionen, dass es unmöglich wäre. Wir haben es zumindest nie geschafft. Das Problem dabei ist, dass in diesem Level jeder Spielende seine eigenen Punkte sammelt. Die Etappenziele aber für alle gelten. Das heißt je mehr an der Partie beteiligt sind, umso schwieriger wird es. Beispiel: mit dem ersten Stapel (20 Plättchen) müssen alle 10 Punkte erreicht haben, was bei 4 Spielenden insgesamt 40 Punkte sind.
Mal abgesehen von Level 6, der meines Erachtens mindestens unausgewogen ist, habe ich Nebel über Carcassonne gerne gespielt. Es ist ein schöner Zeitvertreib, bei dem man ein wenig knobeln und diskutieren kann, aber auch einiges an Glück braucht, um durch die späteren Level zu kommen. Aber wenn ich ehrlich bin, wäre es bei den ganzen kooperativen Spielen, die ich kenne, nicht meine erste Wahl.
Nebel über Carcassonne von Klaus-Jürgen Wrede
Eine interessante und gelungene kooperative Umsetzung von Carcassonne. Die Schwierigkeitsgrade 1-4 sind noch ganz lauschig, ab 5 wirds knackig. Wir haben Level 6 bisher nicht geschafft. Es gibt Stimmen, die sagen, das wäre auch nicht möglich.
Robert:
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